- Nach zwei Jahren des pandemiebedingten Kaufrauschs hat das veränderte Verbraucherverhalten die Einzelhändler auf unverkauften Lagerbeständen in Milliardenhöhe sitzen lassen
- Walmarts Umsatz steigt dank der robusten Nachfrage zu Beginn des Schuljahres, niedrigerer Kraftstoffpreise und Schnäppchenjäger
- Weil Target mehr Umsatz mit diskretionären Artikeln macht, gehen die Gewinnspannen des Einzelhändlers am stärksten zurück.
Die neuesten Geschäftsberichte von Target (NYSE:TGT) und Walmart (NYSE:WMT) lassen vermuten, dass das Schlimmste für die beiden größten US-Unternehmen vorbei sein könnte. Trotz zunehmender Probleme bei den Lagerbeständen blieben die Umsätze in dem schwierigen makroökonomischen Umfeld des letzten Quartals stabil.
Der weltgrößte Einzelhändler Walmart verzeichnete dank robuster Umsätze zu Beginn des Schuljahres, niedrigerer Kraftstoffpreise und vermehrter Einkäufe zahlungskräftiger Kunden auf der Suche nach Schnäppchen mehr Gewinn je Aktie als erwartet.
Während der Telefonkonferenz teilte das Unternehmen mit Sitz in Bentonville, Arkansas, den Anlegern außerdem mit, dass seine Jahresgewinne nicht so stark zurückgehen würden, wie es vor drei Wochen erwartet hatte, als es eine Gewinnwarnung herausgab.
Quelle: Investing.com
Target, das Unternehmen mit Sitz in Minneapolis, Minnesota, hielt an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest, die ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich und eine operative Marge von etwa 6 % in der zweiten Jahreshälfte erwarten lässt.
Lagerüberhänge
Nach zwei Jahren des pandemischen Kaufrausches hat eine abrupte Änderung des Verbraucherverhaltens aufgrund der höchsten Inflationsrate seit 40 Jahren bei Walmart und Target zu Lagerbeständen in Milliardenhöhe geführt, was sich natürlich negativ auf ihre Gewinnspannen und Aktienkurse auswirkt
Target ist wohl das größte Opfer dieser Verlagerung der Verbraucherausgaben. Der Nettogewinn des Unternehmens fiel in dem am 30. Juli abgeschlossenen Quartal um 90 %, während die operative Marge auf 1,2 % zurückging.
Der Konsumartikelgigant, der mehr Umsatz mit diskretionären Artikeln macht als Walmart, war gezwungen, seine überschüssigen Lagerbestände in Bereichen wie Küchengeräten, Terrassenmöbeln und Fahrrädern aggressiv herunterzusetzen, um aus dem Sumpf seiner Lagerbestände herauszukommen und weitere Verluste zu vermeiden.
Ein Hoffnungsschimmer
Angesichts der drohenden Rezession sollten risikoscheue Anleger ihr Geld nicht unbedingt in diese Einzelhandelsriesen stecken.
Wenn Sie jedoch eine höhere Risikotoleranz haben, würde ich die angeschlagene Target-Aktie, die in den letzten Monaten etwa ein Drittel ihres Wertes verloren hat, als günstige Kaufgelegenheit bewerten. Walmart hat seine anfänglichen Verluste größtenteils wieder aufgeholt, und der Kurs ist im gleichen Zeitraum nur um etwa 8 % gefallen
Darüber hinaus gibt es viele Gründe für Optimismus, wenn man Target näher betrachtet. Zum einen ist das Einzelhandelsunternehmen aggressiver mit seinem Lagerbestandsproblem umgegangen als seine Konkurrenten. Der CFO von Target kommentierte die Strategie des Unternehmens wie folgt:
"Hätten wir das Problem unserer Überbestände nicht angegangen, hätten wir zwar kurzfristige Gewinneinbußen vermeiden können, aber damit unser langfristiges Potenzial gefährdet."
Dieses aggressive Vorgehen hat Target auf den Erholungspfad gebracht. Das entschlossene Handeln des Managements sollte es zu einem der ersten Unternehmen machen, das eine Margenerholung erlebt.
Wells Fargo (NYSE:WFC) hat sein Kursziel für Target um etwa 25 % auf 195 USD angehoben und erklärte in einer kürzlich veröffentlichten Anlegernotiz, dass die Einschätzung der Aktie durch den Markt zu pessimistisch sei. Die Notiz führt weiterhin aus:
"Da TGT als erstes und am stärksten von den wegbrechenden Margen im Einzelhandel betroffen war, ist das Risiko von hier aus relativ gering und eine schnellere Erholung zu erwarten.
Die Investoren zeigen sich derzeit noch zu pessimistisch mit Blick auf die Erholung der Erträge; wir sehen ein EPS von 12,70 USD, wenn sich der Staub im Jahr 2023 gelegt hat, während der Konsens auf der Buy-Side bei 11 USD liegt."
Auch an der Wirtschaftsfront gibt es Lichtblicke. Da sich die Inflationsrate in den USA verlangsamt, dürfte ein Teil des Drucks auf die diskretionären Ausgaben nachlassen. Davon sollte Target stärker als Walmart profitieren, da das Unternehmen etwa 80 % seines Umsatzes mit Non-Food-Artikeln erzielt. Target teilte den Investoren mit, dass der Beginn des Schuljahres, der oft ein Indikator für das Herbst- und Wintergeschäft ist, ermutigend verlaufen sei.
Ein weiterer guter Grund, die Aktien von Target jetzt zu kaufen, ist die beeindruckende Dividendenattraktivität des Unternehmens. Das Einzelhandelsunternehmen hat seine Dividende in den letzten 50 Jahren kontinuierlich erhöht und dabei Krisen wie den Dot-Com-Crash Anfang der 2000er Jahre, den Finanzcrash von 2008-2009 und die COVID-19-Pandemie gut überstanden.
Obwohl der Discounter in jedem Quartal Barmittel an die Anleger ausschüttet, ist er bei einer konservative Ausschüttungsquote von etwa 30 % geblieben, was ihm dann mehr Spielraum für die Ausschüttungen von Barmitteln bietet.
Im Juni letzten Jahres kündigte Target eine satte Erhöhung der Ausschüttung um 32 % an und erhöhte die Dividende auf 0,9 USD pro Aktie pro Quartal mit einer jährlichen Rendite von 2,3 %.
Fazit - Lichtblick und Einstiegschancen
Target bleibt auf dem besten Weg, die kurzfristigen Probleme zu überwinden und seine normale Margenexpansion wieder aufzunehmen. Die derzeitige Schwäche bietet eine attraktive Einstiegsmöglichkeit für langfristig orientierte Investoren.
Offenlegung: Der Autor ist in keine der in diesem Artikel erwähnten Aktien investiert.