- Die {0|Target}}-Aktie brach nach enttäuschenden Q1-Zahlen um 25 % ein
- Die vorherrschende Meinung unter Analysten ist, dass dieser Kursrutsch übertrieben ist
- Der Konsens an der Wall Street ist wie schon im gesamten letzten Jahr optimistisch
- Die marktimplizierte Prognose ist bis Anfang 2023 neutral bis leicht optimistisch
- Tools, Daten und Inhalte, die Sie bei besseren Investitionsentscheidungen unterstützen, finden Sie unter InvestingPro+
- Wie lange wird der inflationsbedingte Kostenanstieg noch anhalten?
- Welcher Anteil des Gewinnwachstums der letzten 2 Jahre ist nachhaltig?
Target (NYSE:TGT) hat am 18. Mai im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse die Erwartungen deutlich verfehlt. Die Aktien des Einzelhandelsriesen fielen daraufhin an diesem Tag um 25 %. Die Gesamtrendite für TGT liegt jetzt für die letzten 12 Monate bei etwa -30 %.
Trotz des jüngsten Kursdesasters liegt die historische 3-Jahres-Gesamtrendite von Target immer noch bei 27 % p.a., was für eine Einzelhandelskette unglaublich hoch ist. Zum Vergleich: Dies ist eine viel höhere annualisierte Rendite als die des NASDAQ (QQQ), der im gleichen Zeitraum eine annualisierte 3-Jahres-Rendite von rund 18 % p.a. erzielte.
Quelle: Investing.com
Der Discounter hatte in den letzten vier Jahren mit einer Ausnahme in jedem Quartal die Gewinnerwartungen übertroffen, bevor die jüngsten Ergebnisse zum 1. Quartal herauskamen. Der Gewinn je Aktie auf Quartalsbasis blieb im 1. Quartal 29 % unter dem erwarteten Wert. Ein Blick auf den Chart der vergangenen Ertragsentwicklung liefert wichtige Erkenntnisse. Der vierteljährliche Gewinn pro Aktie stieg Mitte 2020 sprunghaft an und blieb in den folgenden Quartalen gegenüber den letzten Jahren extrem hoch. Die kürzlich gemeldeten Ergebnisse für das 1. Quartal waren zwar niedriger als in jedem anderen Quartal seit Mitte 2020, aber höher als in jedem anderen Quartal des Jahres 2019.
Quelle: E-Trade. Grüne (rote) Werte sind Beträge, um die das EPS den erwarteten Konsenswert übertrifft (dahinter zurückbleibt).
Der Verlauf der Gewinnzahlen zeigt, dass das Einzelhandelsunternehmen mit Sitz in Minneapolis während COVID einen Gewinnsprung verzeichnete. Diese Anstieg war größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Verbraucher mehr für Haushaltswaren ausgaben, dass Target im E-Commerce immer erfolgreicher wurde und die Ausgaben durch Konjunkturprogramme und mehr Arbeitslosenunterstützung angekurbelt wurden. Die Konsenserwartungen für den Gewinn von TGT deuten darauf hin, dass ein beträchtlicher Teil des Wachstums der letzten zwei Jahre anhalten wird.
In der Telefonkonferenz im Anschluss an die Ergebnisse des 1. Quartals erklärte die Geschäftsleitung den Gewinnrückgang mit dem derzeitigen Inflationsdruck, u.a. aufgrund deutlich höherer Frachtkosten und Störungen der Lieferkette, sowie mit dem erheblichen Rückgang der Käufe von Haushaltswaren (insbesondere Küchengeräte, Fernsehgeräte und Gartenmöbel). Das Unternehmen war auch mit einem beträchtlichen Überangebot dieser Artikel konfrontiert, was zu hohen Kosten für die Lagerung der Bestände und für die Umstellung auf derzeit stark gefragte Artikel führte.
Wichtig ist auch, dass die Bewertung von TGT während der Pandemie gestiegen ist, weil die Verbraucherausgaben anstiegen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lag während eines Teils des Jahres 2021 bei über 20 und ist seit 2018 stark angestiegen, weil TGT den Bereich E-Commerce ausgebaut hat und die Anleger den Kurs daraufhin in die Höhe trieben. Beim aktuellen Kurs liegt das historische KGV bei 12,9, während das erwartete KGV 14,7 beträgt.
Die wichtigsten Fragen, die sich Investoren nun stellen:
Bei der Bildung meiner Meinung zu TGT habe ich mich auf zwei Arten von Konsensprognosen gestützt. Die erste beruht auf der Konsensbewertung und dem Kursziel der Wall Street-Analysten. Die zweite ist das Konzept der marktimplizierten Prognose, die den impliziten Konsens der Käufer und Verkäufer von Optionen in Bezug auf eine Aktie aggregiert.
Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erläuterung erforderlich. Der Preis einer Aktienoption spiegelt die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Aktienkurs bis zum Ablauf (dem Verfall) einer Option höher (Call-Option) oder niedriger (Put-Option) als ein bestimmtes Niveau (der Ausübungspreis der Option) sein wird. Die Analyse der Preise von Kauf- und Verkaufsoptionen mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen), die aber alle das gleiche Verfallsdatum haben, ermöglicht eine probabilistische (auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende) Preisprognose unter Einbeziehung aller Preise im Optionsmarkt. Dieses Konzept wird als marktimplizite Prognose bezeichnet. Lesern, die sich für diese Materie interessieren und ihr Wissen dazu vertiefen wollen, empfehle ich die Monographie des CFA Institute (in englischer Sprache).
Ich habe die marktimplizite Prognose bis Anfang 2023 berechnet und mit dem aktuellen Analystenkonsens an der Wall Street verglichen, wobei ich bei der Vergabe eines Ratings für TGT außerdem auch die Fundamentaldaten berücksichtigt habe.
Konsenserwartungen der Wall Street für TGT
E-Trade berechnet den Wall-Street-Konsens mit einer Zusammenfassung der Bewertungen und 12-Monats-Kursziele von 24 renommierten Analysten, die in den letzten 90 Tagen Einschätzungen veröffentlicht haben.
Das Konsensrating ist positiv, und das 12-Monats-Konsensziel für TGT liegt bei 204 USD, 31,3 % über dem aktuellen Kurs der Aktie. Alle 24 Analysten, die für diesen Konsens berücksichtigt wurden, haben ihre Prognosen am 18. und 19. Mai aktualisiert oder bekräftigt. Es ist jedoch bemerkenswert, dass keiner der Analysten, die in den letzten Monaten zur Bildung des Konsens herangezogen wurden, die Aktie mit einem klaren "Sell" bewertet hat. Nach dem Abverkauf haben mehrere Analysten darauf hingewiesen, dass der Kursrutsch auf eine Überreaktion zurückzuführen sei.
Quelle: E-Trade
Investing.com berechnet den Konsensausblick der Wall Street mithilfe der Bewertungen und Kursziele von 31 Analysten. Das Konsensrating ist positiv, und das 12-Monats-Konsensziel für TGT liegt bei einem Kurs von 206 USD, sehr nahe dem Ziel von E-Trade.
Quelle: Investing.com
Das Konsens-Rating der Wall Street ist optimistisch, und das 12-Monats-Kursziel für TGT liegt 30 % über dem aktuellen Kurs der Aktie. Dieser Konsens ist jedoch in zweierlei Hinsicht bedenklich. Erstens rechnete keiner der Analysten mit irgendwelchen Problemen im Vorfeld der Ergebnisse des 1. Quartals. Das Konsensrating von E-Trade war in den letzten 12 Monaten durchweg positiv, und kein Analyst der Kohorte von E-Trade hatte in den letzten Monaten eine niedrigere Bewertung als "Hold" vergeben. Das zweite Problem ist, dass die einzelnen Kursziele, die in den Konsens einfließen, sehr weit gestreut sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass zwischen den vom Konsenskursziel implizierten Renditen und den dann tatsächlich eintretenden Renditen eine negative Korrelation existiert, wenn die Streuung der einzelnen Kursziele hoch ist.
Marktimplizierte Prognose für TGT
Ich habe die marktimplizierte Prognose für TGT für den 7,9-Monats-Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 mithilfe der Kauf- und Verkaufsoptionen Optionen berechnet, die zu diesem Termin auslaufen. Ich habe genau dieses Verfallsdatum gewählt, um einen Überblick über die Erwartungen bis Ende 2022 zu erhalten und weil die im Januar-Kontrakte in der Regel am aktivsten gehandelt werden und daher zuverlässige Prognosen ermöglichen.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die Prognose für den Monat Januar ist weitgehend symmetrisch, mit ähnlichen Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen in gleicher Höhe. Die aus dieser Prognose errechnete erwartete Volatilität beträgt 40 % (auf Jahresbasis), was für ein großes Einzelhandelsunternehmen hoch ist, angesichts des jüngsten massiven Kursrückgangs der Aktie jedoch angemessen erscheint.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Seite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe den Chart unten).
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade Die negative Seite der Verteilung wurde um die vertikale Achse gedreht.
Diese Ansicht zeigt, dass die Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen bemerkenswert ähnlich sind (die durchgezogene blaue Linie und die gestrichelte rote Linie liegen nahe beieinander). Es besteht jedoch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit negativer Renditen für Ergebnisse im Bereich von +/-15 % Rendite in den nächsten 8 Monaten.
Die Theorie weist darauf hin, dass die marktimplizierte Prognose tendenziell durch eine negative Verzerrung gekennzeichnet ist, da Anleger insgesamt risikoscheu sind und dazu neigen, mehr als den fairen Wert für den Schutz vor Abwärtsrisiken zu zahlen. Es gibt jedoch keine Möglichkeit festzustellen, ob hier eine solche Verzerrung vorliegt. In Anbetracht der zu erwartenden negativen Verzerrung ist dieser Ausblick am besten als neutral oder sogar leicht optimistisch zu interpretieren.
Fazit zu TGT
Der jüngste Kursrückgang der Target-Aktie wirft die Frage auf, ob die Aktie überverkauft ist. Die vorherrschende Meinung unter den Wall-Street-Analysten ist, dass der Abverkauf eine Überreaktion und die Aktie jetzt unterbewertet ist. Die Konsensbewertung ist wie schon wie im gesamten letzten Jahr optimistisch, das Konsenskursziel liegt 35 % über dem aktuellen Aktienkurs. Die marktimplizierte Prognose für TGT ist neutral bis leicht optimistisch, mit einer erwarteten Volatilität von 40 % (auf Jahresbasis).
Als Faustregel für einen Kauf möchte ich eine erwartete 12-Monats-Rendite sehen, die mindestens der Hälfte der erwarteten Volatilität entspricht. Nimmt man das Konsenskursziel der Analysten für bare Münze und rechnet die Dividende hinzu, liegt TGT deutlich über diesem Schwellenwert.
Allerdings hat keiner der Analysten den jüngsten Schock vorausgesehen, denn es gab unmittelbar vor dem Ergebnis für das 1. Quartal keine Verkaufsempfehlungen. In Anbetracht der verbesserten (niedrigeren) Bewertung, der optimistischen Aussichten der Wall Street und der neutralen/leicht optimistischen marktimplizierte Prognose bin ich vorsichtig optimistisch und bewerte die Aktie daher mit "Buy/Optimistisch".
***
Sie sind auf der Suche nach neuen Aktien-Ideen? InvestingPro+ gibt Ihnen die Möglichkeit, mit professionellen Daten, Tools und Einblicken mehr als 135.000 Aktien zu durchsuchen, um die am schnellsten wachsenden oder am meisten unterbewerteten Aktien der Welt zu finden. Mehr erfahren