Die kräftig gestiegene Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen lässt auf eine gewisse Skepsis gegenüber dem Versprechen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schließen, die lockere Geldpolitik so lange beizubehalten, bis sich der Arbeitsmarkt auf breiter Front und nachhaltig erholt.
Die Rendite der richtungsweisenden US-Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren lag am Montag über 1,6% und beendete den Handel nur knapp darunter. Die Inflationserwartungen für die nächsten 10 Jahre, berechnet aus der Rendite inflationsgeschützter Anleihen, lagen deutlich über 2% und steuerten auf 2,25% zu.
Analysten stellten jedoch fest, dass die Inflationserwartungen für die kommenden fünf Jahre sogar noch höher waren und über 2,5% gestiegen sind, was bedeuten könnte, dass die Anleger damit rechnen, dass die Fed irgendwann eingreifen wird, um den Preisanstieg aufzuhalten.
Die Verabschiedung des Covid-Hilfspakets in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar am Wochenende durch den Senat hat den Markt am Montag bestimmt. Einerseits schloss der Dow Jones Industrial Average bei 31.802 um fast 1% höher, andererseits fielen die Anleihekurse, was deren Rendite deutlich über dem Schlusskurs stehenließ (die Anleihekurse bewegen sich in umgekehrte Richtung zu den Renditen).
Rückläufige Infektionszahlen, weitere Konjunkturhilfen, aufgestaute Nachfrage
Das Repräsentantenhaus dürfte am Mittwoch die Änderungen des Senats am Hilfsgesetz billigen und dieses dann Präsident Joseph Biden zur Unterschrift ins Weiße Haus senden. Der Boostershot für die Wirtschaft durch Zahlungen an Einzelpersonen und die Verlängerung des erhöhten Arbeitslosengeldes sowie anderer Ausgaben geht mit einem deutlichen Rückgang der Covid-Infektionen und der Aussicht auf eine Wiedereröffnung der Wirtschaft einher.
Niemand weiß wirklich, was passieren wird, wenn die Restriktionen gelockert werden. Werden die aufgestaute Nachfrage, die angehäuften Ersparnisse und die Hilfsleistungen einen Boom auslösen, der wiederum die Inflation ankurbeln wird? Das scheint zumindest die Erwartung zu sein, aber das Tempo von Wachstum und Inflation ist völlig unklar.
Wird die Fed sich mit Zinserhöhungen angesichts der steigenden Inflation drei Jahre lang zurückhalten? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Werden steigende Zinsen - mit oder ohne Intervention der Fed - die wirtschaftliche Erholung im Keim ersticken und die von der Fed angestrebte maximale Beschäftigung erschweren? Vielleicht auch das.
Die Auktion am Mittwoch von 10-Jahresanleihen in Höhe von 38 Mrd. USD wird einen Hinweis darauf geben, wie stabil der Markt ist, nachdem die Primärhändler gezwungen waren, einen großen Teil der am 25. Februar verkauften siebenjährigen Anleihen selbst abzunehmen, in einer Auktion, die von einigen als brutal bezeichnet wurde.
Die Renditen für Staatsanleihen aus dem Euroraum stiegen am Montag ebenfalls, angespornt von steigenden Renditen in den USA und höheren Rohölpreisen, als Brent sich nach einem vereitelten Angriff auf saudische Ölanlagen auf über 70 USD pro Barrel verteuerte.
Die Europäische Zentralbank gab am Montagabend bekannt, dass sie ihre Anleihekäufe im Rahmen des Pandemie-Notkaufprogramms (pandemic emergency purchase program, PEPP) auf 12,9 Mrd. EUR in der Woche zum 3. März verringert hat, von 12 Mrd. EUR in der Vorwoche, während der Wochendurchschnitt zuvor 18 Mrd. Euro betragen hatte, und das obwohl die Bank noch fast 1 Billion Euro in der PEPP-Kriegskasse hat. Die EZB sagte, der Nettokaufbetrag sei durch ein hohes Rückzahlungsvolumen belastet worden, aber Analysten kamen zu dem Schluss, dass die Zentralbank wenig Bedarf sieht, dem Anstieg der Renditen Einhalt zu gebieten.
Der EZB-Rat tritt diese Woche zusammen und die Anleger werden auf Anzeichen achten, ob die Zentralbank ihre Anleihekäufe erhöhen wird.
Fed-Mitglieder waren vor der Blackout-Period in dieser Woche mit ihren Reden beschäftigt, in denen sie betonten, dass die Beschäftigung und nicht die Inflation oberste Priorität hat, sondern ein integrativer Blick, der die höhere Arbeitslosigkeit unter ethnischen Minderheiten berücksichtigt. Die Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC), der über die Geldpolitik entscheidet, findet vom 16. bis 17. März statt.