Trumps Forderungen zum Trotz: Die Fed wird die Zinsen voraussichtlich nicht (sofort) senken

Veröffentlicht am 27.04.2025, 15:14

Präsident Trump hat klargestellt, dass er Fed-Chef Powell nicht entlassen will – die Forderungen nach Zinssenkungen hält er aber weiter aufrecht. Trotzdem erwarten die meisten, dass die Zentralbank bei ihrer nächsten Sitzung im kommenden Monat die Zinsen unverändert lässt. Im Moment erleben wir also ein klassisches Duell: eine unaufhaltsame Kraft trifft auf ein unbewegliches Objekt.

Vor Reportern im Oval Office sagte Trump am Mittwoch: „Ich könnte [Powell] anrufen. Ich habe ihn nicht angerufen, aber ich glaube, er macht einen Fehler, wenn er die Zinssätze nicht senkt. Er wird hoffentlich das Richtige tun. Das Richtige ist, die Zinsen zu senken.“

Falls Trump mit seinen Aussagen versucht hat, die Markterwartungen zu beeinflussen, hat das bislang nicht funktioniert. Zumindest noch nicht. Am Fed Funds Futures Markt wird aktuell mit einer 94%igen Wahrscheinlichkeit gerechnet, dass die Zinsspanne bei der FOMC-Sitzung am 7. Mai unverändert bleibt. Für Juni sieht es etwas anders aus: Hier erwarten die Märkte eine Zinssenkung mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 59 %.

Auch die geldpolitisch besonders sensible Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen deutet darauf hin, dass der Markt Zinssenkungen auf dem Radar hat. Die Rendite ist zuletzt deutlich gefallen und liegt inzwischen 57 Basispunkte unter dem aktuellen Median-Leitzins der Fed von 4,33 % – ein klares Signal, dass die Mehrheit der Anleger mit sinkenden Zinsen rechnet.

Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen vs Effektive Fed Funds  Rate

Der Druck auf die Fed, ihre Geldpolitik zu lockern, dürfte allerdings vorerst wenig bewirken. Die Notenbank wird wahrscheinlich erst dann reagieren, wenn sie überzeugt ist, dass der aktuelle Anstieg der Inflationserwartungen nur vorübergehend ist. Dafür gibt es im Moment aber wenig Hinweise – mehrere Umfragen zeigen keinen klaren Trend zu einem nachlassenden Preisdruck.

Ein gutes Beispiel ist die monatliche Umfrage der Federal Reserve Bank of Atlanta unter Unternehmen: Hier zeigt sich, dass die Unternehmen ihre Inflationserwartungen für das kommende Jahr weiter nach oben geschraubt haben. Im April ist die Prognose bereits den vierten Monat in Folge gestiegen und liegt jetzt bei 2,8 % – dem höchsten Wert seit Juli 2023.

Diagramm zu den Inflationserwartungen für das kommende Jahr

Noch beunruhigender: Auch die Inflationserwartungen der Verbraucher ziehen an. Die aktuelle Umfrage der University of Michigan zum Verbrauchervertrauen zeigt, dass die Inflationserwartungen für das nächste Jahr sprunghaft auf 6,7 % gestiegen sind – der höchste Stand seit 1981 und damit deutlich über dem Inflationsziel der Fed von 2 %. Noch vor drei Monaten lag dieser Wert in derselben Umfrage bei 3,3 %.

Am Treasury-Markt sieht es dagegen etwas entspannter aus: Die Breakeven-Rate im 5-Jahresbereich liegt aktuell bei 2,33 % – ein Wert, der im historischen Vergleich ziemlich im Mittelfeld liegt und seit Jahresbeginn kaum verändert ist. Die implizite Inflationsprognose deutet also darauf hin, dass der Markt sich noch nicht auf eine klare Richtung festgelegt hat, was den künftigen Preisdruck betrifft.

Fed-Chef Powell zeigte sich letzte Woche ebenfalls eher abwartend: „Vorerst sind wir in einer guten Position, um mehr Klarheit abzuwarten“, sagte er – mit Blick auf politische Veränderungen bei Themen wie Einwanderung, Steuern, Regulierung und Zölle.

Unterdessen wächst der Druck von anderer Seite: Die CEOs von Walmart (NYSE:WMT), Target (NYSE:TGT) und Home Depot (NYSE:HD) wiesen Präsident Trump am Dienstag darauf hin, dass seine Zollpolitik die Preise weiter in die Höhe treiben könnte.

Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen für eine Abkühlung der US-Konjunktur, was die Deflationstendenzen wieder verstärken könnte. Laut einem Bericht von CapitalSpectator.com zeigen die Median-Nowcasts für das 1. Quartal BIP eine deutliche Verlangsamung des Wachstums. Auch die aktuellen Umfragedaten zum PMI deuten auf eine weitere Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität im April hin. Kurz gesagt: Eine schwächere Konjunktur könnte dazu beitragen, den Preisdruck zu mindern.

Die entscheidende Frage ist jetzt, ob das verlangsamte Wachstum stark genug sein wird, um den höheren Inflationsdruck durch die Zölle auszugleichen. Die von Powell angesprochene „größere Klarheit“ lässt weiter auf sich warten – letztlich werden die kommenden Wirtschaftsdaten darüber entscheiden, in welche Richtung die Reise geht.

Ein mögliches Risiko bleibt dabei bestehen: Dass sich weder eine klare Verlangsamung noch eine klare Inflationswelle durchsetzt – und die Wirtschaft in eine Stagflation abgleitet. In diesem Fall würden schwaches Wachstum und steigende Preise gleichzeitig auftreten, was die Fed (und auch den Präsidenten) zwingen könnte, über längere Zeit mit einer unbefriedigenden Lage zu leben.

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