In den letzten Jahren hat die Anzahl an Verschlankungsmaßnahmen in Unternehmen stark zugenommen. Als erstes fällt einem da doch direkt die Aufteilung von General Electric (NYSE:GE) ein, welches in drei Unternehmen separiert wird. Letztes Jahr gab das Traditionsunternehmen bekannt, dass es in die Sparten Medizin, Luftfahrt und Energie aufgeteilt wird. Ähnliches passierte bei Johnson&Johnson, welches seine als „Kenvue“ betitelte Gesundheitssparte ausgliedert. Auch aus dem Bankensektor hören wir in den letzten Monaten immer mehr Pläne der Umstrukturierung: Konzentration heißt es. Was steckt dahinter?
Wenn man sich Banken wie Goldman Sachs (NYSE:GS) ansieht, so erkennt man einen klaren Trend, dass sie sich immer mehr den Kernexpertisen zuwenden. Ganz nach dem Motto „Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen“ wurden die Beispiele von großen Spin-Offs, IPOs oder auch nur internen Umorganisationen immer zahlreicher. Besonders bei großen Unternehmen mit breit gefächerten Geschäftsfeldern sieht man das immer häufiger. Als Grund dafür wird immer das Stichwort „Effizienz“ angebracht – und das ist auch mehr als valide!
Verschiedenste Produkte und Dienstleistungen unter einem Dach zu vereinen führt dazu, dass an der Spitze der Verantwortungshierarchie immer mehr Expertisen zusammenkommen müssen. Bei General Electric beispielsweise wird direkt klar, dass die Abnehmer von Kühlschränken, Flugzeugturbinen und Kernspintomographen fundamental unterschiedliche sind. Die Bedürfnisse, Wünsche und technischen Anforderungen sind hier komplett anders. Während natürlich die jeweiligen Felder ohnehin wenig miteinander zu tun haben und größtenteils autonom funktionierten, steht man in einem solchen Konstrukt absoluten Spezialisten deutlich nach. Bestes Beispiel ist Siemens (ETR:SIEGn) mit seinen etlichen Tochterfirmen, die sich exklusiv auf ihre jeweiligen Aufgaben konzentrieren.
Warum hat man das aber nicht früher gemacht? Nun, andere Zeiten erfordern andere Business-Modelle. In der Zeit der wirtschaftlichen Expansion der 80er und 90er war es nicht unüblich, sich erstmal einen Kundenstamm „anzufressen“, der so groß wie möglich ist. Man wollte am besten alle Kunden auf einmal haben und bedienen. Oftmals zog dann der übergeordnete Name aus einem bestimmten Bereich Kunden einfach durch das Prestige an. „Wer Bagger bauen kann, baut auch sicher gute Kühlschränke“, dürfte es bei vielen Besitzern von Liebherr-Kühlschränken geheißen haben. Jedenfalls ging diese Taktik auch auf, da die Konsumlevel und Zielgruppen deutlich limitierter waren als heute. Dadurch wurde nicht nur Umsatz generiert, sondern auch gegen konjunkturelle Schwächen bestimmter Sparten vorgesorgt.
Das zieht heute leider nicht mehr. Nicht spezialisierte Unternehmen haben zunehmend Probleme damit, profitabel zu bleiben. Sie kämpfen mit spezialisierten Konkurrenten, die sich nur auf ein Produkt alleine konzentrieren und somit in Preis und Qualität die Nase vorne haben. Nicht umsonst scheitern Versuche von VW (ETR:VOWG), eine Luxuslimousine auf den Markt zu bringen, wie auch Mercedes (ETR:MBGn) daran scheitert, erschwinglichere Alltagskarossen zu liefern. Um es noch deutlicher zu machen: Die Sparkasse und die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) sind beides bekannte Banken, aber machen beide komplett unterschiedliche Dinge.
In der heutigen Zeit, und das zeichnet sich immer mehr ab, ist Spezialisierung das A und O. Das bedeutet nicht, dass Konglomerate per se zum Scheitern verurteilt sind, denn es wird sicherlich irgendwann wieder Zeiten geben, in denen dieses Modell besser funktioniert. In vielen anderen Ländern ist das auch aktuell noch so. Als Momentaufnahme lässt sich aber festhalten, dass der Trend klar zu Konzentration geht. Bleibt nur, den Unternehmen bei ihren Plänen viel Erfolg zu wünschen!
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