(DailyFX.de) – Die nächste Abwertungswelle im chinesischen Yuan wurde gestern auf den Weg gebracht, gipfelte heute früh in einer Attacke auf das aktuelle Jahreshoch um 6,2730 und dürfte sich beim Überschreiten mindestens in Richtung der 6,29er Region fortsetzen. Ebenfalls ein Wink mit dem Zaunpfahl für ein eventuell bevorstehendes Risk Off oder zumindest eines Katalysators, wenn es dann turbulenter wird?
Werfen wir hierzu einen Blick auf den möglichen Grund für die Yuan-Abwertung seit März unter anderem infolge der Ausweitung des Trading-Bandes, in welchem der Yuan traden darf auf 2%.
Wie in meinen vorherigen Artikeln zum Yuan bereits eingefangen, ist ein möglicher Grund seitens der PBoC den immensen Grau-Kreditmarkt auszudünnen, durch die Abwertung des Yuan die sich abkühlende chinesische Konjunktur durch eine Verbesserung der Exporte zu stützen oder einfach auch nur Yuan-Carry-Trade-Spekulanten einen vor den Bug zu schießen (oder alles zusammen, für Details schaue man unter "PBoC wandelt auf sehr schmalen Grat, CNH-Carry Trade Auflösung mit Risiko für globales Finanzsystem" und "USD/CNH marschiert weiter, neue Jahreshochs über 6,2700")
Wie man mittlerweile weiß, ist der Grund für die Abwertung des Yuan in der Aufhebung der sterilisierend wirkenden Auflegung von Yuan-Bonds zu suchen, derer sich die PboC in ihrer Geldpolitik bedient. Daher zunächst:
Wie reguliert die PBoC den Yuan-Wechselkurs, besonders zum USD?
Kauft ein US-Konsument ein chinesisches Produkt, so erhält der chinesische Hersteller hierfür US-Dollar, welche er in Yuan umtauschen muss.
Diese US-Dollar verkauft er an die PboC, welche ihm hierfür Yuan überweist. Resultat: die PboC hat einen USD-Überschuss, ist den Yuan wenn man so möchte „Short“. Normalerwiese würde die PboC, um diesen Umstand in den Griff zu bekommen, die überschüssigen US-Dollar am Devisenmarkt einfach verkaufen und chinesische Yuan kaufen, einen Ausgleich schaffen. Auf diesem Weg wertet der USD zum CNH ab.
Da die chinesische Regierung aber an einer Stärkung seines Exports interessiert ist, hat die chinesische Notenbank einen anderen Weg eingeschlagen. Es dämpft die Aufwertung des chinesischen Yuan durch die Festlegung eines Trading-Bandes innerhalb welches der CNH zum USD pendeln darf. Sie tut hierzu folgendes: sie nutzt ihre US-Dollar und kauft in USD-denominierte Assets, wie bspw. US-Treasuries. Sie hält die Nachfrage nach Yuan somit niedrig und sorgt für eine langsamere Aufwertung des Yuan.
Soweit so gut. Was allerdings geschieht ist, dass dieses indirekte “Yuan-Drucken” zu inflationären Prozessen führen kann, besonders dann, wenn die chinesische Wirtschaft nicht ausreichend stark wächst.
Um diesen Effekt zu vermeiden, legt die chinesische Notenbank in Yuan-denominierte Bonds auf, schöpft auf diesem Weg Yuan aus dem Geldsystem ab, sterilisiert also diese Yuan-Drucken.
Hierzu eine Grafik:
Nun schließt sich langsam der Kreis, kommen wir zurück zur Aufhebung der Sterilisation durch die Auflage von Yuan-Bonds. Die letzten Inflationsdaten aus China zeigen nämlich, dass die Inflation nicht anzuziehen scheint.
Quelle: tradingeconomics.com
In der Theorie geht man davon aus, dass diese abnehmende Inflation aufzeigt, dass Unternehmen schulden zurückzahlen, nicht neue Schulden aufnehmen um diese für Investitionen zu nutzen.
Tatsächlich wächst Chinas Schulden-zum-BIP-Verhältnis immer weiter, hat derzeit 200% erreicht (sprich: die Schulden wachsen mit der zweifachen Geschwindigkeit des chinesischen BIPs). Getrieben wird dieses an erster Stelle durch den öffentlichen Sektor, die Regierung und staatlich subventionierte Unternehmen.
Der Grund scheint einleuchtend: die Stabilisierung der chinesichen Wirtschaft, an erster Stelle des chinesischen Immobiliensektors ist nahezu essentiell um hier keinen Schock und Kollaps Chinas zu riskieren, ein Blick auf die Preisentwicklung chinesicher Immobilien:
Die nun wieder erfolgende Abwertung des CNH zum USD, welche gestern startete, ist eventuell ein deutliches Anzeichen, dass die PBoC die Sterilisierung erneut aufgehoben hat, da es zu negativen Entwicklungen auch am Immobilienmarkt kommt.
Die Möglichkeit steht im Raum, dass die hierdurch weiter Fahrt aufnehemende Auflösung des chinesischen Carry Trades in Antizipation eines Risk Offs an den Aktienmärkten (Details zum DAX unter "DAX: neues Allzeithoch durch erste Panik? Squeeze voraus, aber die Wolken verdunkeln sich...") erfolgt und liefert ein weiteres Indiz für anstehende Turbulenzen und eine ansteigende Volatilität.
Vor diesem Hintergrund erachte ich das Erreichen der 6,29er Marke im USD/CNH nur als Zwischenstation auf dem Weg in Richtung der 6,39er Marke. Etwas konservativere Kurszele dürften im Bereich um 6,3500 liegen.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de