Die Rezession kommt, die Inflation bleibt – Amazon (NASDAQ:AMZN) steht mit seinem enttäuschenden Ausblick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft symptomatisch für das aktuelle wirtschaftliche Umfeld. Profitierte der größte Online-Versandhändler der Welt in der Corona-Pandemie noch vom Online-Boom, ist in dieser Krise auch Amazon machtlos. Die Kunden halten ihr Geld zusammen aus Sorge, die drohende Rezession in Kombination mit der hohen Inflation könnte ein zu großes Loch in ihre Haushaltskasse reißen.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Alles, was teuer und nicht unbedingt notwendig ist, wird nicht mehr gekauft. So könnte auch das neue iPhone 14 von Apple (NASDAQ:AAPL) in dem eigentlich stärksten Weihnachtsquartal zum Ladenhüter werden. Zwar präsentiert sich Apple noch als Bester unter den schlechten großen Fünf, denn mit Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Meta (NASDAQ:META) und gestern nun Amazon dürfte ein desaströses Bild von der laufenden Berichtssaison in den Köpfen der Anleger hängenbleiben. Dass der Gesamtmarkt in den vergangenen drei Handelstagen aber nicht auch 20 Prozent verloren hat, spricht einerseits für die Tatsache, dass viel Negatives in den Kursen bereits eingepreist war. Andererseits könnte man vermuten, dass die Unternehmen in das abgelaufene Quartal und die entsprechenden Ausblicke alles Schlechte reingepackt haben, was in Zukunft nur noch besser werden kann.
Aufgefangen wird der Abwärtsdruck durch die Unternehmensbilanzen aber auch von der Aussicht auf eine langsamere geldpolitische Straffung in den kommenden Monaten. Denn wenn die jüngsten Zahlen aus Wirtschaft und Unternehmen eines zeigen, dann dies: Die Konjunktur kühlt sich wie gewünscht ab, was in der Folge auch wieder fallende Preise nach sich ziehen dürfte. Damit wird der Druck von den Notenbanken genommen, das Tempo im laufenden Zinserhöhungszyklus so hoch wie aktuell halten zu müssen. Die Europäische Zentralbank hat gestern bereits signalisiert, nach der erfolgten Vollbremsung den Fuß wieder etwas vom Bremspedal nehmen zu können.
Der Deutsche Aktienindex dürfte heute nicht nur eine weitere gute Woche, sondern am Montag auch einen ganz starken Monat Oktober abschließen. Die Widerstandszone um 13.250 Punkten sollte allerdings ein schwerer Brocken werden, auch weil kurz darüber die Herausforderung vor dem Index liegt, aus dem seit Jahresbeginn laufenden Abwärtstrend nach oben auszubrechen. Und dafür ist die aktuelle Nachrichtenlage noch alles andere als förderlich.