Im Rahmen dieser Serie war bereits von der Divergenz die Rede, die sich zuletzt bei der physischen Goldnachfrage aufgetan hat. Während Goldmünzen und Barren gekauft werden wie verrückt, so meldete zum Beispiel die US-Münzanstalt zuletzt „ausverkauft“ und in Asien steigen die Premiums auf den Goldpreis für physisches Material, waren zum Jahresstart 2013 heftige Abflüsse aus Gold-ETFs zu verzeichnen. Diese ETFs, Exchange Traded Funds, sind vor allem die Dömäne institutioneller Anleger.
Diese Großanleger haben allerdings noch eine zweite, weitaus größere Spielwiese: Den Terminmarkt. Das Goldvolumen, das hier tagtäglich über Instrumente wie Futures bewegt wird, übersteigt um ein Vielfaches alles, was die Goldminen weltweit jemals an Tagesproduktion hervor bringen könnten. Entsprechend stark ist der Preiseinfluss des Terminmarktes auf den Goldpreis. Für Goldanleger ist der Blick auf die Geschehnisse in diesem Marktsegment daher Pflicht.
Zuletzt zu sehen war der enorme Einfluss des weltweiten Börsenterminhandels mit Gold insbesondere beim Crash Mitte April, als die Feinunze binnen fünf Handelstagen von 1.588 Dollar auf 1.322 Dollar in die Tiefe sauste. Der Absturz geht auf verschiedene Faktoren zurück, die zusammen kamen. Deutlich aber ist, dass der Kurssturz beim Gold im April auf Aktivitäten am Terminmarkt zurückzuführen war.
Die physische Nachfrage nach Gold und die Spekulation am Terminmarkt laufen derzeit also deutlich auseinander. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Positionierungen einzelner Marktteilnehmer an den Terminbörsen. Die sogenannten Commercials, grob gesagt die Wirtschaftsbranche Gold mit Bergwerksbetreibern und Goldverarbeitern, haben laut Daten der Commodity Futures Trading Commission in den vergangenen Monaten massiv Shortpositionen abgebaut. Man setzt damit mehr und mehr auf steigende Goldpreise.
Ein völlig anderes Bild geben dagegen die Spekulanten wie zum Beispiel Hedge Fonds ab. Die waren zuletzt so pessimistisch für den Goldpreis wie seit Jahren nicht mehr. Doch liegt diese Gruppe von Tradern, die oftmals vor allem kurzfristig trendbasiert handelt, damit richtig?
In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick auf die charttechnische Lage beim Gold: Nach dem Absturz auf knapp 1.322 Dollar Mitte April hatte sich die Feinunze zwischenzeitlich auf 1.488 Dollar erholen können, anschließend erfolgte aber ein erneuter Rückschlag. Im Kursverlauf des Goldes lassen sich um 1.322/1.338 Dollar sowie bei 1.355/1.360 Dollar zwei eng beieinander liegende Unterstützungszonen erkennen. Hier könnte der Goldpreis einen Boden ausbilden, eine Trendwende ist allerdings erst mit einer Stabilisierung oberhalb von 1.488 Dollar perfekt.
Derzeit pendelt Gold in einer engen Tradingspanne, die nach unten hin bei 1.382 Dollar durch eine kleine Supportmarke begrenzt wird. Nach oben hin bilden die Bereiche 1.396/1.402 Dollar sowie um 1.414/1.420 Dollar erste charttechnische Hürden für den Goldpreis. Für Hedgefonds könnte das heißen, dass sie stärker auf steigende Goldpreise setzen, wenn es zu ersten charttechnischen Kaufsignalen kommt und Aufwärtstrends entstehen.
Lesen Sie auch die vorigen Beiträge dieser Serie zum Goldpreis:
Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.