Was ist an den globalen Märkten los? Trump-Äußerungen schüren Rezessionsängste

Veröffentlicht am 10.03.2025, 20:22

Am ersten Handelstag der neuen Woche fielen die globalen Aktienmärkte und die Renditen von US-Staatsanleihen, da Anleger angesichts wachsender Sorgen über die US-Wirtschaft und die Auswirkungen der Handelspolitik von Präsident Donald Trump in sicherere Anlagen flüchteten. Der globale MSCI-Aktienindex verlor -1,7% und auch die großen US-Indizes wie der S&P 500 und der Nasdaq verzeichneten teils dramatische Verluste, die den niedrigsten Stand seit September erreichten. Diese Rückgänge wurden durch ein Interview von Trump verstärkt, in dem er eine mögliche Rezession aufgrund der Zölle auf China, Kanada und Mexiko nicht ausschloss, was die Unsicherheit auf den Märkten schürte. Der exakte Wortlaut war: „Won´t rule out a recession“.


Quelle: @DavidAsmanfox / X

Die Renditen von US-Staatsanleihen fielen ebenfalls, da Anleger in den Anleihemarkt flüchteten, um sich vor einer möglichen wirtschaftlichen Abschwächung abzusichern. Besonders die 10-jährigen und 30-jährigen Anleihen verzeichneten einen starken Rückgang.

Die 10-jährigen US-Staatsanleiherenditen notieren derzeit bei 4,22% und somit knapp 2 Prozent tiefer als zum Vortag.

US-Aktien mit gewaltigen Verlusten

Infolge dessen kamen besonders die US-Indizes mächtig unter Druck. Der S&P 500 Leitindex verlor bis dato -2,68%, womit der aktuelle Kurs jetzt nur noch knapp über 5.600 USD liegt. Der Dow Jones ist mit -1,89% noch am Besten bedient, wohingegen der Nasdaq mit einem Minus von über 4 Prozent die größte Verluststrecke hinlegt. Der VIX steigt um knapp 18 Prozent in die Höhe.

Die Ölpreise hingegen fielen aufgrund der Sorge über die Auswirkungen der US-Zölle auf die Weltwirtschaft sowie einer steigenden Produktion von OPEC+ Produzenten. Gold gab nach, da Gewinnmitnahmen zunächst die Nachfrage nach sicheren Häfen dämpften.

In China setzte sich der Deflationsdruck fort, da die Verbraucherpreise im Februar stärker sanken als erwartet, was die Bedenken über die schwache Konsumnachfrage und die wirtschaftlichen Herausforderungen verstärkte.

Auch die chinesischen Aktienmärkte erlebten einen Rückgang.

Von der Flucht in sichere Anlagen profitierte besonders der japanische Yen, welcher gegenüber dem USD weiter zulegte.

Die japanischen Staatsanleiherenditen schossen in Folge dessen um rund 3,5 Prozentpunkte nach oben und markieren neue Höchststände seit 2008. Ein Faktor, welcher besonders in Bezug auf die marktrelevanten Carry Trades ein altbekanntes Pflaster ist.



Im Gesamten führte besonders das Interview von Trump zu einer besonders volatilen Lage an den Märkten. Der Fear & Greed Index fiel auf 16- ein Wert, welchen wir lange nicht mehr gesehen haben.


Quelle: CNN

Ein Blick auf die Heatmap bestätigt, dass angesichts der angefachten Rezessionssorgen besonders defensive Werte profitierten, die großen Tech-Werte jedoch viel Luft rausließen.

Der größte Verlierer ist Strategy, welche durch den Bitcoin-Kursverfall weiterhin mächtig einbüßen. Auch Tesla (NASDAQ:TSLA), Palantir (NASDAQ:PLTR), Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Google (NASDAQ:GOOGL) müssen heute Verluste verzeichnen. Betrachtet man nur die Mag 7, so haben die sieben Aktien alleine 3 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung seit den letzten Rekordhochs vernichtet.


Quelle: @KobeissiLetter / X

Aber warum genau jetzt?

Diese Frage könnte man sich in Anbetracht der Tatsache stellen, dass egal ob Krieg oder wiederkehrende Inflation immer wieder Resistenz gezeigt werden konnte. Warum reagieren genau jetzt die Märkte so stark auf satzweise Äußerungen in einem Interview?

Die Antwort liegt in den Erwartungen an das Jahr 2025. Denn sowohl Zölle, als auch Inflation und sogar Nvidia-Earning-Verfehlungen waren eingepreist. Einzig und allein die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wurde mit nahezu 0 bewertet. Man wusste, dass mit Trump Hürden auftreten werden, jedoch nicht, dass es zu einem negativen Wirtschaftswachstum kommen könnte. Dass ein Solches jetzt nach negativem Atlanta GDP Now sowie den jüngsten Trump-Äußerungen im Raum steht, erschüttert die grundlegenden Markterwartungen.



Quelle: @KobeissiLetter / X

Auch Goldman Sachs (NYSE:GS) senkt nun die Wachstumsprognose für 2025 aufgrund negativ erwarteter Zolleffekte.



Quelle: @CNBC / X

Krypto im Bärenmarkt

Um nochmal besonders auf die Kryptobranche einzugehen: Der Bitcoin fiel am Montag unter 80.000 US-Dollar und notierte am Abend bei 78.800 Dollar, nachdem er mittags noch rund um 84.000 Dollar getradet wurde. In der Vorwoche lag der Kurs zeitweise bei 95.000 Dollar. Ausschlaggebend waren Meldungen über die geplante US-Krypto-Reserve, die jedoch nicht durch Marktankäufe, sondern primär durch konfiszierte Bitcoin gebildet werden soll. Dies enttäuschte viele Anleger, die auf staatliche Käufe gehofft hatten. Analysten sehen eine anhaltende Kater-Stimmung, verstärkt durch Handelskonflikte, die die Risikoaversion am Markt erhöhen.

Auch Ethereum hat mit Kursverlusten zu kämpfen. Seit Mitte Dezember verlor der Token um ganze 50 Prozent. Insgesamt wurden in den letzten 3 Monaten 1,2 Billionen US-Dollar pulverisiert.


Quelle: @KobeissiLetter / X

Alles ein Plan Trumps?

Nun stellt sich jedoch eine wesentliche Frage: Warum macht Trump so etwas? Ist es nicht absolut atypisch, dass er so etwas wie Schwäche zugibt? Es wäre naiv zu denken, er wüsste nicht, was er mit solchen Aussagen lostritt. Genau aus dem Grund argumentieren einzelne Marktbeobachter, dass die Politik von Präsident Trump und insbesondere seine Tarife sowie die Maßnahmen von Elon Musk zur Eindämmung der Staatsausgaben möglicherweise absichtlich zu einer Rezession führen könnten.

Denn die USA leidet unter einer jahrelangen hohen Staatsverschuldung unter der Biden-Administration. Die Zinslast, welche einen fundamentalen Anteil des Haushalts auffrisst, wird zunehmend größer und steigende Kapitalmarktzinsen erhöhen die Refinanzierungskosten für Anleihen, welche zur Tilgung auslaufender Staatspapiere in Umlauf gebracht werden müssen. Im Jahr 2025 sind 7 Billionen USD an Schulden zu refinanzieren!


Quelle: Bloomberg

Die US-Wirtschaft könnte nun in eine Phase der „Entgiftung“ eintreten, da die Regierung ihre Ausgaben senkt, um das überschuldete System zu stabilisieren.

Auch Hedge Fund Manager Ray Dalio warnt schon seit geraumer Zeit vor den realen und immensen Gefahren, welche mit einem Außerachtlassen dieser Tatsache einhergehen würden.


Quelle: @Barchart / X

Trump und seine Berater scheinen sich bewusst zu sein, dass dieser Übergang schmerzhaft sein wird, da die Wirtschaft möglicherweise in eine Rezession gerät. Trump selbst bestätigte in einem Interview, dass es zu „Störungen“ kommen könne, was als Hinweis darauf gedeutet wird, dass er eine gewisse wirtschaftliche Erschütterung in Kauf nehmen würde, um langfristig das Wachstum zu fördern und die Abhängigkeit von staatlichen Stimulusmaßnahmen zu verringern.

Bessent erklärte, dass die Wirtschaft in eine „Detox-Phase“ eintreten könnte, die kurzfristig schmerzhaft wäre, aber letztlich notwendig, um das System zu stabilisieren. Dabei betonten Trump und seine Berater, dass sie keinen kurzfristigen Marktstützung durch Interventionen planen, sondern eher auf eine langfristige Umstrukturierung setzen wollen, die die private Wirtschaft stärker in den Mittelpunkt stellt.

Es ist natürlich absolut wissensanmaßend, zu behaupten, es würde zu einem Plan gehören. Und trotzdem steht eines fest- Trump und sein Team wollen eine Rezession vielleicht nicht aktiv herbeiführen, aber wären durchaus bereit, die damit verbundenen wirtschaftlichen Schmerzen zu akzeptieren, um später von einer stabileren und nachhaltigeren Wirtschaft zu profitieren.

Auch Europa unter Druck

Aber nicht nur in den USA kam es heute zu roten Zahlen, auch in Europa war die Stimmung an den Märkten ungewohnt schlecht. Der EuroStoxx 50 weitete zu Wochenbeginn seine Verluste aus und schloss 1,49 Prozent tiefer bei 5.386,98 Punkten. Belastend wirkten Sorgen um das US-Wirtschaftswachstum, die durch die US-Zollpolitik verstärkt wurden. Die Angst vor einer möglichen Rezession der größten Volkswirtschaft der Welt drückte die Märkte zusätzlich.

In Deutschland sorgte zudem Unsicherheit um das Verteidigungs- und Infrastrukturpaket von CDU/CSU und SPD für Zurückhaltung, da die Grünen laut aktueller Aussagen keine Zustimmung signalisieren. Die Hoffnung auf ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Infrastruktur hatte zuvor den EuroStoxx gestützt.

Technologiewerte standen besonders unter Druck und folgten den schwachen Vorgaben der Nasdaq. Da Tech-Aktien (NYSE:XLK) stark konjunktursensibel sind, belasteten die aktuellen Wachstumssorgen diesen Sektor besonders.

Novo Nordisk (NYSE:NVO) rutschte mit einem Verlust von über acht Prozent ans Ende des Stoxx Europe 50, nachdem Studiendaten für das Abnehm-Medikament Cagrisema veröffentlicht wurden. Analysten bemängelten, dass die Erwartungen an eine höhere Verabreichungsrate der Höchstdosis möglicherweise nicht erfüllt wurden.

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