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Was ist von den Ölmärkten 2020 zu erwarten?

Veröffentlicht am 02.01.2020, 23:13
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05
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Noch bevor der Ölhandel 2020 begann, gab Donald Trump dem Markt einen chinesischen Bullen.

Der US-Präsident gab am Silvesterabend bekannt, dass das mit Spannung erwartete vorläufige Handelsabkommen zwischen Washington und Peking in zwei Wochen abgeschlossen wird. "Ich werde am 15. Januar unser sehr umfangreiches und umfassendes Phase-Eins-Handelsabkommen mit China unterzeichnen", schrieb Trump in einem wie üblich von Großbuchstaben geprägten Tweet.

"Die Zeremonie wird im Weißen Haus stattfinden. Hochrangige Vertreter Chinas werden anwesend sein. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich nach Peking reisen, wo die Gespräche zur zweiten Phase beginnen werden!" sagte er und schloss mit einem üblichen Ausrufezeichen.

Trumps Vorneujahrs-Tweet schickte den Ölpreis nicht höher

So stark sich der Präsident für die bevorstehende Einigung begeistern mag, die Nachricht hätte Öl-Bullen in einen Freudestaumel und Ölpreise auf eine mächtige Rally schicken müssen.

Ölpreis WTI Wochenchart

Dennoch beendete West Texas Intermediate, der US-Rohöl-Benchmark, in New York den letzten Handelstag des Jahres 2019 um 62 Cent oder 1,0% tiefer zu 61,06 USD das Fass. In London gehandeltes Brent, dem globalen Öl-Benchmark, verlor 67 Cent, ebenfalls rund 1,0 Prozent, und lag zu Handelsschluss auf 66,65 US-Dollar das Fass.

Dennoch kamen für Rohöl immer noch gewaltige Gewinne über den Monat, das Quartal und das Gesamtjahr heraus

Trotz dieses Rückgangs stieg die US-Benchmarksorte im Dezember um 11%, ihr größter monatlicher Gewinn seit Januar.

Brent Wochenchart

Der britische Rohölstandard legte im Dezember um 7% zu, sein größter Monatsanstieg seit April. Im Jahresverlauf stieg der WTI um 34%, während Brent einen Zuwachs von 24% verzeichnete - der größte jährliche Zuwachs seit 2016 für beide Benchmarks.

Warum haben die Rohölbullen und ihre Algorithmen zum Lesen von Schlagzeilen Trumps Silvester-Tweet zu China ignoriert? War das nicht die Nachricht, auf die der Markt das ganze Jahr gewartet hatte? Der Handelskrieg hatte den Ölpreis mehrfach ausgebremst und trotz geopolitischer Spannungen und Lieferengpässen sogar zu Ausverkäufen geführt.

Angesichts der Bedeutung Chinas als weltweiter Hauptabnehmer von Rohöl - insbesondere als wichtigster Importeur von US-Rohölexporten bis zu den Anfang 2018, als die beiden Seiten sich wechselseitig mit Zolltarifen zu belegen begannen - sollte dieses vorläufige Abkommen zu einem positiven 31. Dezember-Schluss für Öl führen, was symbolisch für seine Rallye in 2019 gewesen wäre?

Ja und nein.

Mehr Hype als Tatsachen bisher beim Handelsabkommen

Bei aller Aufregung um die Phase-1-Lösung sollte man bedenken, dass es sich um einen Deal handelt, der seit langem in Arbeit war. Tatsächlich hatte der Ölpreis im gesamten vierten Quartal einen Anstieg zu verzeichnen, nachdem Trump Anfang Oktober damit begonnen hatte, Erwartungen aufzubauen, dass eine Unterzeichnung zwischen Washington und Peking kommen werde.

Die gesamte Jahresendrallye an der Wall Street stand unter dem Vorbehalt eines Handelsabkommens, mit dem Trump und seine Kollegen - bestehend aus dem Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer, Finanzminister Steve Mnuchin und Handelsminister Wilbur Ross - den Markt gemolken hatten, als sie ständige Aktualisierungen herausgaben, die aus viel Lärm um nichts bestanden.

Der Ölpreis allein stieg im vierten Quartal um 13%. Das ist ein großer Gewinn auf ein Handelsabkommen, von dem der Markt erst noch die Einzelheiten in Erfahrung bringen muss, abgesehen von der Zusage von Trump vor Neujahr, dass es sich um eine „sehr große und umfassende“ Vereinbarung handelt - Adjektive, die für diesen Präsidenten keine Seltenheit sind.

Das heißt nicht, dass der Ölpreis in den nächsten zwei Wochen bis zur Unterzeichnung nicht weiter steigen kann.

Preise weiter im Aufwärtstrend wegen Handelsoptimismus

Der Markt könnte angesichts der jetzt verfliegenden Eintrübung der Konjunkturaussichten in China und damit auch der Ölnachfrage sehr wohl weiter durch Trump Ankündigung beflügelt werden.

Daten, die letzte Woche vom chinesischen Statistikamt veröffentlicht wurden, zeigten eine deutliche Verbesserung der Rentabilität von Industrieunternehmen im November, wobei die kombinierten Gewinne gegenüber dem Vorjahr um 5,4% zunahmen. Dies war eine ziemliche Trendwende gegenüber dem annualisierten Rückgang von 9,9% im Oktober.

Die Erholung folgt auf den Füßen besserer Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen vom November aus China, die die Vorstellung einer breiteren wirtschaftlichen Erholung stützen. Bemerkenswerter ist, dass die Verbesserung im November vor den Dezember-Nachrichten zum Phase-Eins-Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten eintrat.

Chinesische Raffinerien haben auch die meiste Zeit in diesem Jahr Öl in Rekordmengen verarbeitet, was nicht zuletzt auf die Erweiterung der Raffineriekapazitäten durch unabhängige Unternehmen zurückzuführen ist, die oft als "Teekannen" bezeichnet werden. Bloomberg berichtete im März, dass in diesem Jahr insgesamt fast 900.000 Fass am Tag an Raffineriekapazität hinzugekommen ist, was die Nachfrage weiter beflügeln wird.

Es gibt auch eine Kehrseite der bullischen China-Story

China schafft aber auch Situationen, die die Ölrally gefährden könnten.

Laut Reuters sind die für dieses Jahr veröffentlichten ersten Exportmengen für Ölprodukte aus China um 53% höher als im Jahr 2019. Mit 28 Millionen Tonnen werden die exportierten Mengen wahrscheinlich eine ohnehin gravierende Flut von Erdölprodukten auf asiatischen Märkten verschärfen, die die Gewinnmargen der Raffineriebetreiber auffrisst. Diese Exporte könnten sich noch gegen die Ölbullen wenden.

Die Ölrallye 2019 wurde maßgeblich durch Produktionskürzungen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) unterstützt. Seit Januar versucht die von Saudi-Arabien geführte OPEC, zusammen mit ihrem Verbündeten Russland im Rahmen der OPEC+-Allianz, eine Produktionskürzung von 1,2 Millionen Fass am Tag durchzusetzen. Im Dezember, als diese Vereinbarung kurz vor dem Auslaufen stand, kündigte die OPEC+ an, diese Kürzungen ab Anfang 2020 auf 2,1 Millionen Fass am Tag zu vertiefen.

Trotz ihres Plans für strengere Produktionskürzungen könnte die OPEC+ es schwerer haben, die Ölpreise im Jahr 2020 hoch zu halten, da die US-Schieferölproduktion nächstes Jahr wieder anziehen könnte, haben einige altgediente Ölhändler gesagt.Während die US-Rohölproduktion in 2019 insgesamt ein Rekordhoch von 12,9 Millionen Fass am Tag erreichte, lief die Schieferölproduktion - die mehr als die Hälfte der US-Gesamtproduktion ausmacht - in diesem Jahr etwas verhalten. Die US-amerikanischen Rohölproduzenten reduzierten insgesamt die Zahl der aktiv betriebene Bohrinseln im Land bis auf 677 in diesem Jahr von 885 Ende 2018 - ein Rückgang von 208 Bohrinseln oder 24%.

Schreiben sie keine Erholung der US-Schieferölförderung ab

"Der Hauptgrund für den Rückgang der aktiven Bohrungen auf US-Ölplattformen um 24% in diesem Jahr war die zur Jahresmitte anhaltende Preisunsicherheit", sagte John Kilduff, Gründungspartner des New Yorker Energiehedgefonds Again Capital. WTI bewegte sich in den meisten Sommermonaten zwischen 50 und 55 USD und belastete den breiteren Ölmarkt.

Kilduff sagte, mit der OPEC-Entscheidung, das Angebot weiter zu verknappen, mit Produktionssenkungen, die erst Anfang Dezember in Kraft treten, werden die US-Bohrer einige Zeit brauchen, um die Hähne voll aufzudrehen und die Produktion auszuweiten.

"Mit dem Ölpreis dort wo er ist, kann man auf weitere Herausforderungen für die Produktion wetten."

Kilduff weiter: "WTI über 60 US-Dollar macht US-Schieferöl sehr, sehr lohnenswert."

Laut der in Paris ansässigen Internationalen Energieagentur (IEA) das Ölangebot von außerhalb der OPEC angeführt von US-Schiefervorkommen in 2020 voraussichtlich um 2,1 Millionen Fass am Tag zunehmen.

Der weltweite Bedarf könnte 900.000 Bpd darunter liegen

Die weltweite Nachfrage nach Öl soll im nächsten Jahr um 1,2 Millionen Fass am Tag steigen, so die EIA. Dies bedeutet, dass die Welt täglich 900.000 Barrel weniger Öl von OPEC- und Nicht-OPEC-Herstellern benötigt, was die Produktionskürzungen der OPEC+ deutlich ausgleichen könnte.

"Der Ölmarkt sieht weiterhin eine robuste Rohölproduktion in den USA, Kanada und Brasilien, die 2020 zu einem Überangebot führen könnte", heißt es in einem aktuellen Bericht der Washington DC Denkfabrik des Institute of International Finance.

Der Report, der von einem Team unter der Leitung von Garbis Iradian, IIF-Chefökonom für den Nahen Osten und Nordafrika, verfasst wurde, geht davon aus, dass die weltweite Ölproduktion im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 1,9 Millionen Fass Öl pro Tag zunehmen wird. Mehr als die Hälfte davon werden die Vereinigten Staaten beitragen. Während dieser Anstieg des Angebots etwas weniger als 2% des Gesamtvolumens ausmacht, ist der Ölmarkt immer fein ausbalanciert, sodass scheinbar geringfügige Änderungen des Angebots oder der Nachfrage erhebliche Auswirkungen auf die Preise haben können.

Weltweite Spannungen könnten Bullen jedoch zu Hilfe kommen

Aber Ölbullen könnten aber einen Trumpf in der Hand haben: geopolitische Spannungen.

Das US-Militär führte am Wochenende Luftangriffe gegen die vom Iran unterstützte Milizengruppe der Kataib-Hisbollah durch. Empört über die Luftangriffe stürmten Demonstranten am Mittwoch die US-Botschaft in Bagdad, zogen sich aber zurück, nachdem die USA zusätzliche Truppen entsandt hatten.

"Eine Prise geopolitischer Risikofaktoren… sollte Öl Unterstützung geben", sagte Phil Flynn, ein typischer Rohölbulle von der Chicagoer Firma Price Futures.

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