Was Ölhändler von der Oscar-Panne am Sonntag lernen können

Veröffentlicht am 01.03.2017, 11:15
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache am 1.3.2017 veröffentlicht.

Am Sonntag kam es bei der Oscar-Verleihung zu einem Patzer monumentalen Ausmaßes. Kurz nach Mitternacht, als die Zuschauer mit Spannung auf die Vergabe des letzten – und vielleicht wichtigsten – Oscars für den besten Film gewartet haben, riefen die Präsentatoren den falschen Film aus! Die Schauspieler Faye Dunaway und Warren Beatty erklärten das Musical LaLa Land zum Gewinner. Während der Dankesrede allerdings stellte sich heraus, dass Dunaway und Beatty den falschen Umschlag bekommen hatten und der Preis an die Independent-Produktion Moonlight gehen sollte.

In der langen Geschichte der Academy kam es noch nie zu einem solchen Ausrutscher (ganz anders bei Miss Universe im Jahr 2015) und die daraus resultierenden Nachbeben in den Medien waren unangenehm und verwirrend für alle Beteiligten. Für Ölhändler allerdings gehören solche Patzer zum Alltag und können erhebliche finanzielle Auswirkungen haben.

Nehmen etwa das folgende Beispiel:

Im März 2015 meldete die Energy Information Administration (EIA) US-Rohölproduktionszahlen von durchschnittlich 9,422 Mio. bpd. In den darauffolgenden Wochen belegten die Daten einen Produktionsrückgang. Die Händler interpretierten die Entwicklung damit, dass die Produktion ihren Höchststand erreicht und nun zu sinken begonnen hatte. Die Preise für Öl-Futures stiegen an. Doch Ende Mai meldete die EIA plötzlich einen steilen Anstieg der Rohölproduktion um 304.000 bpd. Es stellte sich heraus, dass dieser abrupte Anstieg keineswegs eine wachsende US-Produktion widergespiegelt hat. Vielmehr handelte es sich um eine Korrektur der zwei Monate zuvor veröffentlichten falschen Angaben. Jene ursprünglichen Ölproduktionszahlen waren eigentlich nur Schätzungen, auf die EIA mithilfe eines Modells gekommen war. Im Mai lagen der Agentur dann die tatsächlichen Zahlen von Februar bis März vor. Anstatt die vorherigen Daten zu berichtigen nahm die EIA die Korrektur in ihren Bericht vom 22. Mai auf. Es war ein großer Fehler und hatte weitreichende Konsequenzen für den Markt.

Seitdem hat die Agentur ihre Berichterstattungsmethoden geändert. Ab September 2015 verließ sich die EIA nicht länger auf staatliche Agenturen und ihre Informationen zu Steuerabgaben und Produktionszahlen, die oftmals eine Verzögerung von bis zu einem Monat aufwiesen. Stattdessen wurde eine Erhebungsmethode implementiert, die Produktionsstichproben von Produzenten aus mehreren Staaten und am Golf von Mexiko verwendet. In Zeiten hoher Volatilität an den Ölmärkten verlassen sich Händler und Anleger auf die wöchentlichen Produktionszahlen der EIA, um zu bestimmen, wie die US-Ölproduktion auf den Markt reagiert.

Lägen der EIA genaue Produktionszahlen vor, hätte der Ölpreis in jenem Frühling über 60 US-Dollar pro Barrel hochschnellen können, da die Händler begriffen hätten, dass die US-Produktion nicht annähernd so schnell zurückgeht. Damals schlossen die Marktbeobachter aus den Daten, dass die Ölpreise im Januar, infolge des durch die OPEC ausgelösten Absturzes, mit 49 Dollar ihren Tiefststand erreicht hatten. Tatsächlich jedoch erreichte WTI erst im Januar 2016 mit 29 US-Dollar pro Barrel seinen Tiefstpreis.

Aus diesem Vorfall lassen sich zwei Lektionen ziehen:

1) Eine Kenntnis davon, wie die Daten gesammelt, verarbeitet und veröffentlicht werden ist fast genauso wichtig wie die Daten selbst. Wenn es um Rohölproduktion geht, so ist das Erfassen und Berichten von genauen Daten jede Woche eine Herausforderung und die Ergebnisse sind nicht jedes Mal genau. Mehrere Datenquellen (z. B. API, Platts, IAE, JODI, TankerTrackers.com und Thomson Reuters) sind hilfreich, dennoch müssen sich die Händler der Nachteile jeder einzelnen Quelle bewusst sein.

2) Bleiben Sie bis zum Ende der Show. Man kann nie wissen, ob es in letzter Minute nicht doch noch eine überraschende Wendung gibt.

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