Und weiter geht’s: Zwischen dem 12. und dem 14. Dezember stieß Elon Musk nach Informationen der US-Börsenaufsicht SEC weitere 22 Millionen Tesla-Aktien (NASDAQ:TSLA) im Wert von knapp $3.6 Milliarden ab und sorgte somit erneut für Unmut bei den Anlegern. Seit April summieren sich die Wertpapier-Verkäufe des Unternehmenschef nun auf fast $23 Milliarden. Nachdem Musk vor rund einem Jahr noch 17% der Anteile an seinem Elektrofahrzeug-Konzern hielt, ist sein Bestand in den vergangenen Monaten auf 13.4% geschrumpft. Der Kurs der Tesla-Aktie sackte seit dem 12. Dezember um etwas mehr als 12% ab und verzeichnet somit seit Jahresbeginn ein Minus in Höhe von rund 61%. Unter den führenden Automobilproduzenten und großen Technologieunternehmen zählt Tesla somit zu den schwächsten Performern 2022. Doch was bewegt den ehemals reichsten Menschen des Planeten zu diesen massiven Verkäufen?
Viele Experten und auch Investoren verweisen in diesem Zusammenhang auf die $44 Milliarden schwere Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter. So benötige Musk freies Kapital, um diesen zu schultern. Dies ist natürlich eine durchaus valide These. Man könnte die Musk-Verkäufe aber auch von einem anderen Blickwinkel aus betrachten. Als CEO erhält der Südafrikaner bereits seit 2018 keine feste Vergütung mehr, sondern ausschließlich Aktien des Unternehmens. In der Regel dürfen diese Aktien seitens eines Vorstandsmitglieds erst nach einer Drei-Jahres-Frist abgestoßen werden. Hinzu kommt, dass diese Anteilsscheine für gewöhnlich nicht lebenslänglich gehalten werden können, sondern in den meisten Fällen innerhalb eines fixen Zeitraums dann auch zu veräußern sind. Verstreicht eine solche Frist, verfällt die Möglichkeit, diese Wertpapiere zu verkaufen. Das jeweilige Vorstandsmitglied – selbst wenn es wie im Fall Musk der Unternehmensgründer höchstpersönlich ist – schaut in einem solchen Falle dann in die Röhre. Und es ist nicht davon auszugehen, dass der Tesla-Chef bereit ist, eine solche Frist verstreichen zu lassen und somit Milliarden zu verlieren. Bestärkt wird diese Einschätzung auch dadurch, dass sich am 16. Dezember 2022 – aufgrund der Verkündung der Quartalszahlen im Januar – das Fenster für Aktienverkäufe seitens Musk vorerst schließt. Wir haben diese Veräußerungsfrist-These bereits im Vorfeld der Twitter-Übernahme in diesem Artikel beleuchtet.
Natürlich lässt sich nicht abschließen klären, ob Musk nun diese Menge an Tesla-Aktien verkauft, um seinen Twitter-Deal stemmen zu können oder lediglich, um einer möglichen Veräußerungsfrist gerecht zu werden. Vielleicht treiben den zweitreichsten Mann der Welt auch ganz andere Motive an. Bislang reagierten weder Tesla noch Musk auf diesbezügliche Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters. Was aber indes klar ist: Seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes investiert Musk viel Zeit in dieses Projekt, offenbar nächtigt der 51-Jährige sogar immer wieder auf einer Couch im Twitter-Headquarter. Viele Tesla-Investoren werfen ihm vor, sich nicht mehr ausreichend auf den Elektrowagen-Bauer zu fokussieren und somit dessen zukünftiger Entwicklung zu schaden. Darüber hinaus beschäftigt die Anleger offenbar auch Musk operative Vorgehensweise in der Causa Twitter. So zieht dieser unter anderem mit seinen Aussagen zur Meinungsfreiheit auf der Plattform und der Re-Aktivierung vieler in den vergangenen Jahren gesperrten Nutzerkonten zuletzt den Unmut der Mainstream-Medien, der Politik und vieler großer Unternehmen auf sich. Beispielsweise stoppten bereits Volkswagen (ETR:VOWG), die Allianz (ETR:ALVG), General Motors (NYSE:GM) und zahlreiche weitere Firmen ihre Werbung auf Twitter. Apple (NASDAQ:AAPL) droht gar damit, die Twitter-App aus dem App-Store zu entfernen. Die Tesla-Investoren befürchten nun jedenfalls, dass sich diese negativen Entwicklungen möglicherweise auch auf den – bislang noch – wertvollsten Automobil-Konzern der Welt auswirken. Und diese Sorgen scheinen nicht unbedingt unbegründet…
Sie möchten noch mehr zur Twitter-Übernahme erfahren? Dann empfehlen wir Ihnen gerne einen weiteren Trading Room-Artikel mit dem Titel Twitter-Kaiser Elon: Schwingt sich Musk zum Alleinherrscher auf?.
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