Auch in diesem Halbjahr hat die britische Unternehmensberatungsagentur Ernst & Young (kurz: EY) die Marktkapitalisierung der wertvollsten börsennotierten Unternehmen berechnet. Zunächst lässt sich hier festhalten, dass die Kursrutsche an den Börsen den Gesamtmarktwert der 100 wertvollsten Unternehmen um rund 17% sinken ließ, nach $36 Billionen im vergangenen Jahr beträgt dieser im ersten Halbjahr 2022 „nur“ noch $30 Billionen. Das Epizentrum der wertvollsten Unternehmen liegt hierbei auch weiterhin in den USA, wo sage und schreibe 147 der 300 respektive 60 der 100 am höchsten bewerteten Konzerne angesiedelt sind. Zudem kommen 9 der 10 Unternehmen mit der weltweit größten Marktkapitalisierung aus den USA, von denen mit Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple – übrigens allesamt Teil unseres TECH33-Aktienpakets – 5 in der Technologiebranche agieren. Den Titel des wertvollsten Unternehmens sind die USA aber vorerst los, so verdrängte der saudi-arabische Erdöl-Konzern Saudi Aramco (TADAWUL:2222) (Marktkapitalisierung: rund $2.273 Billionen) den Tech-Riesen Apple ($2.212 Billionen) vom Platz an der Spitze. Deutlich stärker abgerutscht sind hingegen die deutschen Unternehmen: Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung im Jahr 2006 findet sich sogar kein einziger deutscher Konzern unter den Top 100…
Nur noch 10 deutsche Konzerne in den Top 300
Im Jahr 2007 waren es noch deren 7 deutsche Unternehmen, die es in die Ernst & Young-Top 100 schafften, zum Abschluss des vergangenen Jahres waren von diesen mit Siemens (ETR:SIEGn) und SAP (ETR:SAPG) nur noch 2 übrig. Während Deutschlands nach Marktkapitalisierung wertvollstes Unternehmen – der Softwarekonzern SAP – nun von Platz 80 auf Rang 113 abrutschte, schaffte Siemens nicht einmal den Sprung unter die ersten 150. Auf SAP folgen aus deutscher Sicht die Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) (Platz 120) und der Automobilkonzern Volkswagen (ETR:VOWG) (Platz 148). Weiter kommt Mercedes (ETR:MBGn) nur noch auf Platz 225, BMW (ETR:BMWG) belegt lediglich Rang 289. Gleichermaßen interessant wie ernüchternd: Die Marktkapitalisierung der drei größten deutschen Autobauer zusammengenommen liegt deutlich unter der des US-amerikanischen Elektro-Vorreiters Tesla (NASDAQ:TSLA), welcher im EY-Ranking den sechsten Platz belegt. Insgesamt gelang es neben den genannten Unternehmen mit Siemens (Platz 152), der Allianz (ETR:ALVG) (162), Merck (ETR:MRCG) (176), Bayer (ETR:BAYGN) (241) und Siemens Healthineers (ETR:SHLG) (246) lediglich 5 weiteren deutschen Dax-Konzernen, sich auf der Liste der 300 wertvollsten Unternehmen zu platzieren. Mit 39 in der Top 300 vertretenen Konzernen belegt China nach den USA den zweiten Platz. Es folgen unsere europäischen Nachbarn aus Frankreich sowie Großbritannien, die jeweils 13 Unternehmen in die Top 300 brachten. Deutschland liegt in diesem Ranking nur noch auf Rang sieben. Das wertvollste in Europa ansässige Unternehmen bleibt weiterhin der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass europäische Unternehmen in ihrer Gesamtheit im Ranking nochmals schlechter abgeschnitten haben als noch bei der letzten Erhebung vor sechs Monaten. Für den Moment kommen nur noch 16 der 100 weltweit wertvollsten Unternehmen aus Europa.
Deutschland hinkt hinterher
Obgleich der Tatsache, dass sich der Technologie-Sektor seit Jahresbeginn mit Verlusten von knapp 30% konfrontiert sieht, bleibt er auch weiterhin der am höchsten gewichtete: So handelt es sich bei 23 der 100 wertvollsten Unternehmen um Tech-Konzerne, die es gemeinsam auf eine Marktkapitalisierung von schier unglaublichen $14.3 Billionen bringen. In der kontinuierlich steigenden Gewichtung der Technologie-Branche sieht Ernst & Young auch den Hauptgrund für den kontinuierlichen „Wertverlust“ der deutschen respektive der europäischen Unternehmen, Henrik Ahlers, seines Zeichens Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland: „Der Digitalisierungstrend hat das Gewicht Deutschlands und Europas an den Weltbörsen schrumpfen lassen“. Bereits seit Jahren werfen Kritiker sowohl der deutschen Politik als auch den deutschen Großkonzernen vor, das Thema Digitalisierung nicht intensiv genug voranzutreiben. Im Ergebnis scheint es nun so, als ob das frühere Land der Vordenker und Innovatoren im digitalen Zeitalter zunehmend abgehängt wird. Um wieder zu alter wirtschaftlicher Schlagkraft zurückzufinden und dementsprechend weltweit wieder mehr Relevanz zu erlangen, muss man hierzulande also schleunigst den Schalter umlegen. Seitens der Politik. Aber auch seitens der Unternehmen.
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