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Wichtigstes Ereignis – Entscheidung zur Geldpolitik

Veröffentlicht am 20.04.2015, 16:50
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Das wichtigste Ereignis in dieser Woche war neben dem dramatischen Kursrutsch des DAX aus Sicht der Börsen die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Bereits im Vorfeld des Sitzungsergebnisses schrieben wir auf unserer Facebook-Seite, dass nach den ereignisreichen Sitzungen im Januar (Ankündigung des QE-Programms) und März (Nennung der genauen Konditionen des QE-Programms) dieses Mal die Ratssitzung und die anschließende Pressekonferenz weniger spektakulär ablaufen dürften. Einige Experten rechneten lediglich mit kleineren Anpassungen bei den Parametern des QE-Programms, die wir allerdings nicht erwarteten.

Insbesondere kam für uns keine Ausweitung der Wertpapierkäufe in Frage, weil „die April-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft („bank lending survey“) gezeigt hatten, dass die im Euro-Raum teilnehmenden Banken außerhalb Deutschlands die durch das Kaufprogramm der EZB gewonnene Liquidität künftig primär zur Kreditvergabe an Unternehmen verwenden und die Kreditbedingungen lockern“ wollen, schrieben wir den Lesern auf Facebook. Damit erzielte die EZB bereits einen wichtigen Erfolg mit ihrer geldpolitischen Strategie.

Wertpapierkäufe der EZB verbessern Kreditnachfrage im Euroraum


Aus den Umfrageergebnissen ging des Weiteren hervor, dass sich die Nachfrage nach Krediten weiter verbessert hat. „Gleichzeitig erwarten die Banken unter dem Strich einen erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Krediten für Unternehmen im zweiten Quartal 2015“, hieß es in dem EZB-Bericht. Unter anderem die Wertpapierkäufe der EZB sorgten laut dem Bericht für zusätzliche Liquidität bei den Geldhäusern, was sich positiv auf die Kreditvergabe ausgewirkt hat.

Deutsche Banken wollen der EZB kaum Anleihen verkaufen


Das erweiterte Ankaufprogramm stößt übrigens bisher im Euro-Raum auf deutlich größeres Interesse als in Deutschland. Kaum eine deutsche Bank beabsichtigt den Verkauf ihrer marktfähigen Aktiva im Rahmen des QE-Programms. Zudem erwarten die Banken hierzulande keinerlei Auswirkungen der EZB-Käufe auf ihre Kreditstandards. Aber die Banken in Deutschland sind auch nicht das primäre Ziel der EZB-Maßnahmen. Sie zielen vielmehr auf die Südländer. Insofern dürfte alles genau nach dem Wunsch der EZB laufen.

(An der Umfrage, die vom 6. bis 23. März lief, nahmen insgesamt 142 Banken teil. Die aktuellen Ergebnisse der viermal im Jahr durchgeführten Umfrage zum Kreditgeschäft beziehen sich auf Veränderungen im ersten Quartal 2015 und auf Veränderungen, die für das zweite Quartal 2015 erwartet werden. Sie können den vollständigen Bericht hier abrufen.)

EZB setzt ihre Strategie unverändert fort

Wohl deshalb nahm die EZB in dieser Woche keine Änderungen an ihrer Strategie vor und ließ sogar durchblicken, dass dies auf absehbare Zeit auch nicht zu erwarten sei. Am 9. März hatte die EZB ihre große Geldflut für das Bankensystem gestartet und konnte nun eine durchweg positive Bilanz ziehen. So wurde bekannt, dass die Zentralbank bis zum 10. April im Rahmen des im Fachjargon „QE“ (Quantitative Easing) genannten Programms Papiere im Gesamtvolumen von rund 61,7 Milliarden Euro erwarb, darunter alleine Staatsanleihen für 52,5 Milliarden Euro. Damit erreichte sie bislang ihr Ziel, monatlich 60 Milliarden Euro unter anderem in Staatsanleihen zu investieren. Bis September 2016 sollen weitere Zukäufe von in Summe 1,1 Billionen Euro folgen.

Draghi sieht keine Blase am Anleihenmarkt


Befürchtungen, dass der Markt für Staatsanleihen nicht groß genug sei, die Notenbank also nicht genügend Bonds aufkaufen kann, wies Draghi zurück. Für solche Ängste gebe es keine Begründung. Die EZB sieht weder Anzeichen für eine Blase am Anleihenmarkt noch einen Marktengpass, der verhindern könnte, dass das monatliche Ankaufziel von 60 Mrd. Euro erreicht werden kann. Auch teilte Draghi einem vorzeitigen Ausstieg aus dem QE-Programm eine Absage. Es sei verfrüht, darüber zu spekulieren, wann die geldpolitische Ausrichtung verändert werde.

(Meine Meinung dazu: 1. Wenn Draghi keine Blase am Anleihenmarkt sieht, dann ist er auf beiden Augen blind. Wahrscheinlicher ist aber natürlich, dass er eine offensichtliche Blase (siehe dazu auch weiter unten) schlicht nicht zugeben darf, da er sonst Verwerfungen an den Finanzmärkten auslösen könnte. 2. Ich gehe fest davon aus, dass das QE-Programm in der aktuellen Höhe nicht bis Ende 2016 durchgezogen wird.)

Leitzinsen werden nicht angetastet


Zu den Leitzinsen beschloss der EZB-Rat, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,05%, 0,30% bzw. -0,20% zu belassen. So verlangen Sie von den Geldinstituten weiterhin einen Strafzins von 0,2%, wenn diese Geld über Nacht bei der EZB parken. Auch damit will die EZB die Kreditvergabe ankurbeln. Mario Draghi schloss auf der Pressekonferenz explizit aus, dass dieser Zins weiter gesenkt wird, was zuvor einige Analysten für möglich hielten.

Risiken sind ausgeglichener als zuvor


Draghi sagte, er habe klare Beweise dafür, dass die Geldpolitik effektiv sei (und meinte damit unter anderem auch die oben erwähnte Umfrage zur Kreditvergabe), dennoch sieht die EZB die Risiken für den Wirtschaftsausblick weiterhin abwärtsgerichtet, allerdings als etwas ausgeglichener als zuvor. Die Daten würden eine wirtschaftliche Verbesserung in der Eurozone seit Ende 2014 anzeigen und die EZB erwartet, dass sich diese Erholung weiter verbreitet und verstärkt. Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten dabei aber noch niedrig oder gar negativ bleiben.

EZB-Entscheidung ging an den Märkten fast spurlos vorüber


Da im Prinzip das bisherige Programm bestätigt wurde und auf absehbare Zeit keine Änderungen in Aussicht gestellt wurden, weder nach oben noch nach unten, gingen die Notenbanksitzung und die anschließende Pressekonferenz an den Märkten nahezu spurlos vorüber. Es gab keine volatilen Ausschläge, lediglich die Anleihenmärkte setzten ihren Anstieg fort – und hier wird die Situation langsam grotesk…


(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 19.04.2015)

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