Immer wird uns die Frage gestellt, wie wichtig denn Unternehmenskennzahlen für Investmententscheidungen sind. Gerade als Analysehaus, welches die Kursanalyse auf der Elliott-Wellen Methodik aufbaut, ist der technische Aspekt stark im Vordergrund. Dabei stützen wir uns auf die Wellenzählung aus einer idealerweise weit zurückreichenden Kurshistorie. Jedoch sind wir uns darüber bewusst, dass viele andere Analysten und Marktteilnehmer andere Methoden anwenden, um Investitionsentscheidungen zu treffen. In diesem Zusammenhang schweift der Blick immer wieder auf die Quartalszahlen von Unternehmen. In diesem Beitrag beleuchte ich mal grob die Quartalszahlen von Meta Platforms (NASDAQ:FB) Inc, auch als Facebook bekannt, um die Frage nach der Wichtigkeit dieser Zahlen zu beleuchten. Das Unternehmen hatte mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen letzten Mittwoch einen Kurseinbruch von über 26% erlebt, was in etwa $200 Milliarden an Marktkapitalisierung entsprach.
Zwar unterscheiden sich die Publikationen zu den Unternehmenskennzahlen je nach den angewandten Reportingstandards, jedoch hat es sich eingebürgert die Zahlen in Quartalen zu veröffentlichen. Dabei werden die Kennzahlen für die Quartale 1 bis 3 mit demselben Quartal des Vorjahres tabellarisch verglichen. Also wird, beispielsweise, bei der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse des ersten Quartals 2021 die Zahlen derselben Metriken des 1. Quartals aus dem Jahre 2020 verglichen. Beim 4. Quartal vergleicht man zu diesem Interquartalsvergleich auch noch die Metriken des gesamten abgelaufenen Geschäftsjahrs mit dem vorangegangenen Jahr. Also wird das Geschäftsjahr 2021 im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 verglichen. Diese Vergleiche werden oft als zentraler Orientierungspunkt für eine generelle Übersicht genutzt. In den Publikationen führen Unternehmen auch Vergleiche zum vorangegangenen Quartal an und auch auf Monatsbasis. Wenn man noch tiefer gehen möchte, so kann man in den Berichten der börsennotierten Unternehmen auch die Kennzahlen der einzelnen Geschäftsfelder nachlesen, um die Entwicklung dieser zu verfolgen.
In diesem Bericht bleiben wir aber in der allgemeinen Ansicht. Diese hilft schon mal zu verstehen, in welchem Quartal das Unternehmen besser gewirtschaftet hat. Einige Sektoren werden saisonal beeinflusst, was bedeutet, dass, zum Beispiel, die Winterquartale stärker sind als Sommerquartale. Im Falle von Meta sehen wir, dass der Umsatz vom Q4 2020 20% unter dem Umsatz im Q4 2021 lag. Dadurch, dass die Kosten im selben Vergleich um 38% gestiegen sind und es eine höhere Versteuerung gab. Insgesamt nahm also der Nettogewinn um 8% ab. Negative Zahlen werden in diesen Veröffentlichungen immer in Klammern dargestellt. Wenn wir aber nun dieselben Zahlen im Jahresvergleich aufdröseln, so sehen wir, dass das operative Geschäftsergebnis (Gesamtumsatz – Kosten und Ausgaben) in 2021 um 43% im Vergleich zu 2020 gestiegen ist. Auch wenn sich die Versteuerung fast verdoppelt hat (von $4.034 Milliarden auf $7.914 Milliarden), steht das Jahresendergebnis 2021 35% über dem Jahresendergebnis 2020. Auch der Gewinn je Aktie ist um 36% gestiegen. Ziemlich solide!
Wir können aus diesen Zahlen lesen, dass Meta trotz großer Ausgaben starkes Wachstum verbuchen konnte. Vor allem in Relation zur Größe des Unternehmens sind die Zahlen beeindruckend, da das absolute Wachstum vom Volumen her in ganzen anderen Dimensionen stattfindet. Dennoch zogen Anleger massenweise Gelder aus dem Unternehmen, was zum Aktieneinbruch führte. Allgemein wurde der Abverkauf darauf zurückgeführt, dass die Erwartungen noch höher lagen – möglich, aber unwahrscheinlich. Wenn wir dies aber als Argument benutzen, so gewinnt die Bedeutung der Elliott-Wellen Methode mehr Bedeutung als das Gewicht der Quartalszahlen. Da die EW-Methode auf der Annahme basiert, dass die Wellen die Marktstimmung abbildet und die menschliche Psyche die Konstante ist, die man berechnen kann, spielt das Erwartungsargument eher in die psychologische Richtung der EW-Methode, anstatt in die Richtung der quantitativen Analyse. Jedoch sind die Unternehmenszahlen nicht ganz unwichtig. Sie geben uns Einblicke in die Profitabilität, Wachstumsentwicklung und Komposition des Unternehmenswertes. Diese Daten können als gute Orientierungspunkte dienen, ob ein Unternehmen gut geführt wird und auch in der Zukunft in einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu Hause sein kann. Für die Erklärung von Kursbewegungen sind Quartals- und Jahreszahlen eher ungeeignet.
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