Wie wird der DAX auf die EZB-Sitzung reagieren?

Veröffentlicht am 21.01.2015, 10:27
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Am kommenden Donnerstag (22.1.) findet die nächste EZB-Ratssitzung statt. Die entscheidende Frage für die Börsianer ist, ob die EZB erste Käufe von Staatsanleihen beschließt oder nicht. In diesem Zusammenhang muss man wohl auch den aktuellen Ausbruch des DAX über die 10.000er Marke sehen. Hier scheinen Anleger bereits darauf zu spekulieren, dass es zu diesen Käufen kommt.

Uns interessiert natürlich frühzeitig, wie der Markt im weiteren Verlauf reagieren wird. Dazu erinnern wir uns zunächst an zwei der wichtigsten Börsenweisheiten:

1. Die Börse spekuliert immer auf ein Ereignis! Nur wenn sie von einem Ereignis überrascht wird, reagiert sie erst nach diesem – Stichwort Schweizer Franken.
2. Kaufe die Gerüchte, verkaufe die Fakten.

Wir sehen seit einigen Tagen eine Rally und eine klare Stärke des DAX gegenüber den US-Indizes, die eben mit den möglichen Anleihekäufen zusammenhängen könnte. Es handelt sich also um ein Ereignis, das die Börsianer erwarten (1. Börsenweisheit). Zugleich wird damit auch der erste Teil der 2. Weisheit bestätigt: „Kaufe die Gerüchte“. Wenn die EZB nun tatsächlich den Ankauf von Staatsanleihen beschließt, wird wahrscheinlich auch der zweite Teil der 2. Börsenweisheit eintreffen: Verkaufe die Fakten. Die Wahrscheinlichkeit ist demnach hoch, dass die Trader im Anschluss an die EZB-Sitzung ihre Gewinne mitnehmen und es nach ersten Kursturbulenzen zu eher wieder fallenden DAX-Kursen kommt. Erfahrene Börsianer kennen dieses Prozedere.

Somit existieren drei Szenarien:

1. Fassen wir das oben Geschriebene zusammen: Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der DAX tendenziell zunächst einmal fällt, wenn die EZB die Käufe beschließen sollte. Schließlich ist die Spekulation dann zu Ende ist und es Gewinne werden mitgenommen.
2. Sollte die EZB die Käufe in dieser Sitzung noch nicht beschließen, oder das Volumen der Käufe unter den Markterwartungen liegen, könnte es zu einem kleinen Enttäuschungseinbruch kommen, weil die Spekulation der Trader nicht aufgegangen ist.
3. Es bleibt das Szenario, dass die EZB die Käufe beschließt und Anleger die Gewinnmitnahmen (siehe ersten Punkt) kompensieren und es dann doch zu weiter steigenden Kursen kommt, insbesondere wenn die Markterwartung übererfüllt wird.
Fasst man diese Szenarien zusammen, besteht eine um 2:1 höhere Wahrscheinlichkeit für zunächst fallende Kurse im DAX im weiteren Verlauf nach der EZB-Sitzung.

Euro könnte ebenfalls kleine Zwischenerholung einleiten

Das Gleiche gilt übrigens im umgekehrten Sinne für den Euro. Es kann eben auch gut sein, dass der Euro, wenn die EZB die Staatsanleihenkäufe beschließt, sich zunächst wieder etwas erholt. Auch wenn das auf den ersten Blick unlogisch erscheint. Es sind auch hier Anleger, die ihre Shortpositionen schließen, weil das Ereignis, auf das sie getradet haben, nun eingetreten ist.

Wie der Euro und auch der DAX sich dann im Verlauf der kommenden Monate entwickeln wird, das ist wiederum ein anderes Thema.

Die typischen Fallen für Börsenneulinge

Ich beschreibe das, da sich gerade Börsenanfänger in solchen Situationen oft verspekulieren. Diese reagieren eben im Anschluss solcher Ereignisse, ohne zu wissen, dass die Börsen das Ereignis schon lange gespielt haben. Sie wundern sich dann, dass der Markt scheinbar so seltsam reagiert! Das erlebt man zum Beispiel sehr oft auch, nachdem Firmen gute Unternehmensergebnisse veröffentlicht haben. Anleger steigen ein, weil die Zahlen so gut sind und dann fallen die Kurse …

Und weil wir schon bei den ewigen Börsenweisheiten sind, zum Abschluss noch eine: An den Börsen ist nichts so alt, wie die Information von gerade eben…

Und was tut die EZB?

Auch auf die Frage, ob die EZB denn die Käufe beschließt, gibt es eine Antwort, die mit Wahrscheinlichkeiten zu tun hat. Ich denke, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) die Bindung an den Euro eben genau wegen dieser möglichen Käufe aufgegeben hat. Sie hätte zu sehr gegensteuern müssen und wäre möglicherweise zudem noch in die Schusslinie von Devisenspekulationen geraten. Somit ist die Entscheidung der SNB ein schon ziemlich klarer Hinweis darauf, dass eben diese Anleihekäufe kommen werden.

DAX an nächster Rechteckkante

Kommen wir damit zum DAX und der charttechnischen Betrachtung nach der Target-Trend-Methode. Interessant ist, dass man wieder einmal nicht den Hauch einer Ahnung von den oben beschriebenen fundamentalen Gegebenheiten haben müsste, um zu den gleichen Ergebnissen zu kommen:
Dax

Der DAX steht im Moment in der Nähe der oberen Begrenzung des aktuellen Rechtecks zwischen 9.379 und 10.345 Punkten. Hier stößt er sich gerade an einer grau gestrichelten Trendlinie den Kopf. Das sind erste kleine Schwächesignale. Bullisher wäre es, wenn er diese Linie dynamisch überwunden hätte und danach diese Schwächesignale aufgetaucht wären. Sollten der DAX an dieser Marke scheitern, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX zunächst noch einmal die 10.000er Marke oder sogar die Mittellinie des Rechtecks bei 9.862 Punkten von oben testet.

Aber das sind nur erste Warnsignale, die eventuell nur eine kleine Konsolidierung einleiten. Insgesamt ist der Ausbruch des DAX über ein neues Allzeithoch sehr bullish zu werten. Und genauso würde man das auch traden.

Das heißt, wäre man long, könnte man überlegen, in der aktuellen Situation einen Teil der Gewinne mitzunehmen. Und das entspricht der oben beschriebenen fundamentalen Analyse. Sollte es dann doch weiter steigen und die 10.345er Marke nachhaltig überwunden werden (3. Szenario oben), müsste man kurzfristig mit Bedacht wieder einsteigen. Kommt es zu der Konsolidierung, kann man versuchen, zu billigeren Kursen wieder zum Zuge zu kommen.

Um das Bild auch auf der Unterseite für den Fall der Fälle rund zu machen: Erste zarte bearishe Signale werden ausgebildet, wenn die Mittellinie bei 9.862 Punkten unterschritten wird. Diese werden bestätigt, wenn auch noch der 9.379er Marke fällt. Letzteres wäre nach dem aktuellen Ausbruch ein schon deutlich bearishes Signal. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

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