Der tragische Absturz eines Flugzeugs der Ethiopian Airlines am Sonntag, bei dem alle 157 Passagiere an Bord ums Leben kamen, war der zweite tödliche Absturz einer Boeing (NYSE:BA) Maschine in den vergangenen fünf Monaten. Und es war auch ein weiterer Schicksalsschlag für Boeings 737 MAX 8, der neuesten Variante seines bestverkauften Flugzeugtyps, deren erste Ausführung Anfang 1968 auf den Markt kam. In den Über 51 Jahren, in denen dieses Modell am Markt ist wurden mehr als 10.000 Stück verkauft.
Im Gefolge des Absturzes vom Sonntag, den frühe Berichte dem Flugkontrollsystem des Jets zuschrieben, veranlasste eine Vielzahl von Fluglinien, sowie Flugaufsichtsbehörden in Europa, Asien und Lateinamerika Flüge mit der 737 MAX 8 einzustellen oder in dem von ihnen regulierten Luftraum zu verbieten. Bis jetzt hat die US-amerikanische Flugaufsicht, die American Federal Aviation Administration (FAA), die 737 MAX 8 als ‘flugtauglich’ erklärt, auch wenn einige Abgeordnete im Kongress zu einer freiwilligen Flugeinstellung in den USA auffordern.
Seit Handelsauftakt am Montag in den USA wird die Boeing-Aktie von Volatilität gebeutelt. Die Anteile begannen den Montag zu 371 USD, 12% unter dem Schlusskurs vom Freitag von 422 USD. Allerdings hatte der Kurs bis Ende des Tages wieder 7,8% aufgeholt und ging zu fast 400 USD aus dem Handel. Gestern war ein weiterer Tag mit Volatilität für die Aktie, als Boeing weitere 6% einbüßte und den Handel zu 375,42 USD beendete. Ist der gegenwärtige Kursrutsch lediglich der Anfang eines möglicherweise viel tieferen Absturzes?
Panikverkäufe, vorhersehbare Erholung
Im vergangenen Oktober, als ein Flugzeug der indonesischen Lion Air zerschellte und alle 189 Passagiere ums Leben kamen—zum damaligen Zeitpunkt das schlimmste Unglück einer Boeing 737 MAX 8—reagierten die Märkte ähnlich. Die Aktie brach auf die Meldungen ein, aber erholte sich innerhalb von Tagen wieder. Panikverkäufe drückten den Kurs: Er fiel auf die Meldung um 8,8%, war aber binnen 48 Stunden wieder zurück auf seinem Niveau von vor dem Absturz.
Eine analoge Situation gab es auch in 2013, als Boeings 787 Dreamliners von den Luftfahrtbehörden in den USA und Europa am Boden gehalten wurden, da es Probleme mit den Lithiumbatterien in den Flugzeugen gab. Damals fielen Boeings Anteile um 6,5%, als die Nachricht sich verbreitete, erlebten aber in den darauffolgenden Tagen eine Rallye und gewannen bis Ende des Jahres 97% an Wert.
Klar ist, der Flugzeughersteller hat schon in der Vergangenheit ähnliches durchgemacht. Und seine Aktie läuft weiter gut.
Es gibt eine Reihe von Gründen aus denen die Situationen vergleichbar sind. Es ist üblich—und sogar vorhersehbar—für Investoren und Algorithmen rasch zu reagieren und generell verfrüht, ohne all die notwendigen Daten zur Hand zu haben, um eine informierte Entscheidung zu treffen. Die Logik dahinter ist simpel: Ein Boeing-Flugzeug ist abgestürzt, daher besteht Gefahr für das Unternehmen.
Allzu häufig aber, trifft diese Annahme nicht zu. Viele Dinge können zu einem Flugzeugabsturz führen und in den meisten Fällen liegt er eher an Betriebsfehlern als an der Ausrüstung.
Hinzu kommt, detaillierte Absturzanalysen erscheinen häufig erst Monate, wenn nicht Jahre nachdem die Ereignisse stattgefunden hatten. Schon das Erheben von Daten an einer Absturzstelle ist nicht einfach und häufig spielen viele Faktoren eine Rolle, die es schwer machen zu definitiven Schlussfolgerungen zu kommen und in verschiedenen Fällen diese fast unmöglich machen und zu keinem eindeutigen Ergebnis führen.
Vor fünf Jahren stürzte Malaysia Airlines Flug 370 ab. Bis heute gibt es keine allgemein akzeptierte Ursache für den Absturz und alle möglichen Theorien einschließlich eines Stromausfalls und einer Entführung machen die Runde.
Könnte es diesmal anders sein?
Ja und nein. Zwei Flugzeuge des gleichen Modells sind innerhalb von fünf Monaten abgestürzt, was nie zuvor passiert ist und daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Und Aufsichtsbehörden rund um den Globus haben das Flugzeug gesperrt, was ebenfalls ein gewichtiger Grund zur Sorge ist.
Allerdings ist Boeing weiterhin die eine Hälfte des Duopols, das die Industrie beherrscht, zusammen mit Airbus Group (PA:AIR). Das ist ein echter Pluspunkt, da es unmöglich hohe Einstiegsbarrieren für neue Wettbewerber gibt.
Hinzu kommt, dass Airbus und Boeing beide erhebliche Subventionen von ihren jeweiligen Regierungen bekommen, in der Form von Steuervergünstigungen, von den USA im Fall von Boeing, von Frankreich und Deutschland im Fall von Airbus. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass die Kontrolle über die Richtung bei der Luftfahrtinnovation einen strategischen Vorteil bietet, sowohl aus einer militärischen als auch einer zivilen Perspektive. Durch die Fähigkeit, die künftige Richtung der Branche zu bestimmen, ist die Luftherrschaft der Länder gesichert, ein kritischer Vorteil in möglichen Konflikten der Zukunft.
Solange die US-Regierung Boeing Rückendeckung gibt, wird es dem Unternehmen auf lange Sicht wieder gut gehen. Hinzu kommt, erst vor einem Monat kündigte Airbus die Einstellung seines Superjumbos A380 an, was Boeing ein Monopol bei großen Passagierflugzeugen lässt.
Und hinzu kommt, dass Boeing über 5.000 ausstehende Aufträge für das 737 Modell in den Büchern hat. In 2015 kam ein Report des Unternehmens zu dem Schluss: “Für die nächsten 20 Jahre hin sagt Boeing einen Bedarf von über 39.600 Flugzeugen im Wert von mehr als 5,9 Billionen USD voraus.” Glaubt man Boeing, dann wird die Nachfrage in den kommenden Jahrzehnten sogar noch stärker werden.
Und zu guter Letzt, ein Report vom Wall Street Journal, der gestern erschien, berichtete: "Boeing nimmt eine weitreichende Veränderung am Flugkontrollsystem des 737 MAX Typs vor...die über das hinausgeht, was mit den Diskussionen vertraute Branchenvertreter erwartet hatten". Der Artikel sagte, es werde erwartet, dass die Aufsichtsbehörden in den USA die Änderung bis Ende April verbindlich machen werden.
Um 2013 erneut als Beispiel zu nutzen, damals brauchte Boeing drei Monate, um eine Problemlösung zu finden. Danach lief alles wieder rund, so auch der Markt. Boeing hat gezeigt, es hat die Fähigkeit Sicherheitsprobleme anzugehen und abzustellen.
Fazit
Angesichts all dieser Faktoren, würden wir empfehlen, die Aktie zu halten. Boeings Gedeihen ist ein strategischer Vorteil für die Vereinigten Staaten, unbeachtlich des gegenwärtigen politischen Umfelds.
Hinzu kommt, dass Boeing sich mit dem schwierigen Problem der Luftfahrtsicherheit seit 102 Jahren auseinandersetzt. Es hat schwere Schläge wie den Absturz von JAL Flug 123 in 1985, bei dem 520 Menschen umkamen und den Malaysia Airline Flug 17 in 2014, einem Desaster, bei dem 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder umkamen und das letztlich auf einen Abschuss zurückgeführt wurde.
Und natürlich, der Trend in der Flugsicherheit ist offensichtlich, als die durchschnittliche Zahl von Todesopfern im letzten Jahr auf 399 fiel, verglichen mit noch über 2.000 jährlich in den Siebzigern. Boeing wird es ohne Zweifel erheblichen Umsatzsteigerungen sehen, als die Luftfahrindustrie weiter wächst.
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