Das dritte Quartal hat mit einer Konsolidierung an den Aktien- und Devisenmärkten begonnen. Die Weltbörsen wurden etwas höher gehandelt, während der {US-Dollar} leicht nachgab, so dass das Pfund Sterling, der kanadische, der australische und der neuseeländische Dollar ihre Kursgewinne ausweiten konnten. Die Coronavirus-Fälle in den USA nahmen weiterhin mit einem alarmierenden Tempo zu, was ein Zeichen dafür ist, dass die US-Regierung nur sehr wenig Kontrolle über die sich ausbreitende Krise hat. Dennoch hegen Investoren weiterhin die Hoffnung, dass die Todesrate niedrig bleibt und in naher Zukunft ein Impfstoff oder eine Behandlung entwickelt wird. Gestern hat Pfizer (NYSE:PFE) erste positive Ergebnisse seiner Impfstoffstudie im Frühstadium veröffentlicht. So vielversprechend das auch erscheinen mag, ist es wichtig zu wissen, dass an dieser Studie nur 45 Personen teilgenommen haben. Es gibt weitere Unternehmen, die Impfstoffe in verschiedenen Testphasen haben, so dass die Hoffnung besteht, dass weitere vielversprechende Meldungen über den Ticker laufen werden. Ein Impfstoff muss nicht erst morgen entwickelt werden, die bloße Hoffnung, dass er schon bald auf den Markt kommt, wird ausreichen, um die Investoren in Wallung zu bringen.
In der Zwischenzeit verlagert sich der Fokus auf die Aussichten für die US-Wirtschaft. Der Arbeitsmarktbericht wird aufgrund eines Feiertags statt am Freitag bereits am Donnerstag veröffentlicht. Ohne den jüngsten Anstieg der US-Infektionsfälle und die Pause bei der Wiedereröffnung seitens der wichtigsten Bundesstaaten wäre die Aussicht auf eine weitere Belebung des Arbeitsmarktes für die Devisen- und Aktienmärkte ausgesprochen positiv. Allerdings werden sich die Anleger nach den Juni-Daten die Frage stellen müssen, ob die Jobgewinne im dritten Quartal aufrechterhalten werden können.
Für Händler bedeutet dies, dass ein schwächerer Arbeitsmarktbericht einen größeren Einfluss auf die Devisen- und Aktienmärkte haben sollte als ein starker Report. Ökonomen erwarten einen Stellenaufbau von 3 Millionen im letzten Monat, wobei die Arbeitslosenquote von 13,3% auf 12,5% und die durchschnittlichen Stundenlöhne um -0,8% fallen dürften. Laut ADP wurden im Juni 2,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, was weniger als erwartet war. Challenger meldete einen Anstieg der Entlassungen um 305%. Wenn das Beschäftigungswachstum die Erwartungen nicht erfüllt, sich die Arbeitslosenquote verschlechtert anstatt sich zu verbessern, oder wenn der Vormonatsbericht nach unten revidiert wird, könnte es zu einem signifikanten Ausverkauf an den Aktienmärkten bei geringer Liquidität kommen, der den USD/JPY, den EUR/USD und alle wichtigen Devisenpaare nach unten treibt. Schreckliche Jobdaten werden die Risikoaversion ankurbeln, weil sie bestätigen, dass die Erholung nicht so kraftvoll ist wie von allen erhofft, was die nächsten Monate noch schwieriger machen dürfte.
Allerdings war das Stellenplus im vergangenen Monat eine faustdicke Überraschung, da alle mit einem Stellenabbau rechneten. Sofern also dieser positive Datenpunkt ohne größere Abwärtsrevision aufrechterhalten wird, werden die Anleger erleichtert sein. Zunächst dürften wir dann eine Rallye bei Aktien und Risikowährungen, einschließlich dem USD/JPY, erleben. Aber die Kursgewinne könnten schnell abbröckeln, da die Anleger erkennen, dass sich diese Zahlen schnell verschlechtern könnten, wenn die Staaten ihre Politik der Wiedereröffnung umkehren. Die Nahrungsmittelindustrie an Orten wie Florida, Kalifornien und Texas wird durch die Schließung von Bars und Nachtclubs stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Laut Kaliforniens Gouverneur Newsom werden neue Restriktionen vor dem 4. Juli bekannt gegeben, da der Bundesstaat eine Rekordzahl von 9.740 neuen COVID-19 Fällen meldet; die Restriktionen werden voraussichtlich eine dreiwöchige Schließung von Restaurants beinhalten. Die US-Wirtschaft steckt immer noch in der Klemme, und die morgigen Daten werden in unsicheren Zeiten bestenfalls für etwas Trost sorgen. Die von Gouverneuren wie Newsom ergriffenen Maßnahmen sind als Folge der zunehmenden Neuinfektionen notwendig.
Aus all diesen Gründen sind wir der Meinung, dass jede Rallye bei Devisen und Aktien allmählich an Kraft verlieren sollte. Der kanadische und der australische Dollar sind am anfälligsten für Schwäche. Die Erholung in Kanada kommt nur schleppend voran, und sie werden ihre Grenzen nicht wieder öffnen, solange die USA die COVID-19-Krise nicht besser in den Griff bekommen. Australien kündigte gerade neue Lockdown-Maßnahmen im Hotspot Melbourne an, seiner zweitbevölkerungsreichsten Stadt. Auch die jüngsten Konjunkturdaten waren uneinheitlich. Eine stärkere Produktionstätigkeit wurde durch einen drastischen Einbruch der Baugenehmigungen ausgeglichen.