Angesichts volatiler Ölpreise schauen Marktbeobachter jetzt gespannt auf das G20-Treffen in Argentinien am 30. November und die OPEC und OPEC+ Gipfel am 6. und 7. Dezember, um zu sehen, in welche Richtung der Ölmarkt laufen wird.
Auch wenn die Staatschefs der drei größten Öl produzierenden der Welt (die Vereinigten Staaten, Russland und Saudi-Arabien) bei dem Gipfel zugegen sein werden, ist es wenig wahrscheinlich, dass die Ölpreise besonders hoch auf der Agenda von bilateralen Gesprächen sein werden. Es gibt nur wenig, das die Vereinigten Staaten sagen können, um den Markt zu beeinflussen. Abgesehen von der Nutzung seines Twitter Accounts,um sich für billigeres Öl stark zu machen, kann US-Präsident Donald Trump die Ölförderung in den USA nicht kontrollieren und noch nicht einmal beeinflussen. Die US-Ölindustrie besteht aus einer Vielzahl von Produzenten (groß und klein), die ihre Produktionsentscheidungen ausgehend von ihrer eigenen Finanzlage treffen. Trump kann und will wenig unternehmen, um sie davon abzuhalten, weiter soviel wie derzeit Öl zu pumpen.
Es hat Spekulationen gegeben, dass der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman und der russische Präsident Wladimir Putin die Ölproduktion auf dem G20 diskutieren könnten, aber Marktbeobachter sollten nicht von ernsthaften Verhandlungen oder Äußerungen ausgehen. Die echten Diskussionen, die den Markt beeinflussen könnten, finden zwischen den Ölministern Saudi-Arabiens, Russlands und dem Rest der OPEC statt, als diese den Gipfel von OPEC und OPEC+ in der nächsten Woche vorbereiten.
Die US-Ölpreise sind am Donnerstag zum ersten Mal in einem Jahr unter 50 USD abgesackt, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin angedeutet hatte, er könne mit den derzeitigen Ölpreisen durchaus leben.
Das hat Zweifel an Plänen aufkommen lassen—die derzeit zwischen Förderländern der OPEC und Erzeugern außerhalb des Kartells diskutiert werden—zu den Länderquoten zurückzukehren, die sie vor zwei Jahren vereinbart und umgesetzt hatten. Zur Zeit fördern einige Länder der OPEC und der OPEC+ mehr als diese Quoten ihnen zugestehen, um die Lieferausfälle aus Venezuela und dem Iran zu kompensieren. Saudi-Arabien, insbesondere, hat im November zwischen 11,1 und 11,3 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) an Öl aus dem Boden geholt, was mehr als 1 Mio Fass über seiner Quote von 10,06 Mio bpd liegt, berichtete S&P Global Platts. Der russische Ölminister Alexander Novak hat bislang gesagt, dass sein Land zu diesem Zeitpunkt nicht an einer Beschränkung der Ölförderung interessiert sei. Diese Äußerungen fielen allerdings bevor Brent und unter 60 USD das Fass gefallen war. Auch wenn Putin sagte, Russland sei mit 60 USD das Fass genauso zufrieden wie mit 70 USD, diskutiert Novak schon jetzt mit den großen russischen Ölunternehmen die Möglichkeit von Produktionssenkungen. Es sieht so aus, dass sie zustimmen werden, zu den Förderniveaus nach den alten Quoten zurückzukehren. Die russische Ölförderung sinkt ohnehin typischerweise im Winter, sodass ihnen die Zustimmung zu einer Beschränkung der Produktion nicht allzu schwer fallen dürfte.
Saudi-Arabien hat sich bereit erklärt, seine Förderung zu senken, um “Stabilität” in den Markt in 2019 zu bringen, aber auf klargemacht, dass es die Last dieser Einschnitte nicht allein tragen wird. Dies bedeutet, dass Russland, der Irak, Kuwait und die VAE sich zu einem Abbau der Produktion im Januar verpflichten müssen. Von diesen Ländern dürfte der Irak den meisten Widerstand leisten, da er konsistent über seine Quote hinaus produziert hat. Der Iran, der sich auf der letzten OPEC-Sitzung der Entscheidung widersetzte, dass einige Länder über ihre Quote hinaus fördern dürfen, wird wahrscheinlich an einer Rückkehr zum ehemaligen Gleichgewicht nichts auszusetzen haben. Die iranischen Ölproduktion ging im Oktober zurück, wie auch die Exporte. Ein weiteres Absinken der Exporte ist wahrscheinlich, wegen der Sanktionen, die durch die Vereinigten Staaten verhängt worden sind. Daten von TankerTrackers.com zu den iranischen Ausfuhren in den ersten 21 Tagen des Novembers bestätigen diese Annahme.
Sollte so ein Abkommen erreicht werden und von den wichtigsten Produzenten eingehalten werden, dann könnte die Ölförderung um mehr als 1,55 Mio Fass am Tag sinken. Die Märkte würden dies als gutes Zeichen interpretieren und die Preise könnten beginnen zu steigen. Einer, der nicht glücklich darüber wäre, ist Trump, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass er mehr tun wird, als seinem Ärger Luft zu machen. Andererseits, sollten die Ölpreise wieder steigen und sei es nur um 10 USD das Fass, dann wären die US-Schieferölförderer sehr glücklich darüber.