Die Melodie war klar. Alles, was die Russen tun mussten, war mit den Saudis einzustimmen. Und doch war die Musik am Ende kaum das, was die OPEC braucht.
Wir reden hier von der Vereinbarung zur Produktionsverringerung der OPEC +10—dem Stützungsmechanismus für den Ölpreis zwischen der von den Saudis angeführten Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) und ihren zehn ölexportierenden Verbündeten, die vorn Russland angeführt werden.
Mit nur noch zwei Wochen bis zu einem geplanten Treffen der OPEC-Mitgliedsstaaten am 25. Juni und der Gesamtallianz am Tag darauf, haben sich die Russen ihre liebe Zeit gelassen, sich für Produktionssenkungen auszusprechen, von denen die Saudis sagen, sie seien in der zweiten Jahreshälfte notwendig, um einen erneuten Ölpreiseinbruch abzuwenden.
Verpasste Chance zur Verlängerung der Ölrallye nach Ausbleiben von US-Zöllen gegen Mexiko
Die auf den Fersen der Entscheidung Donald Trumps in letzter Minute, doch keine Zölle gegen Mexiko zu verhängen, folgen russische Reaktion—oder deren Ausbleiben—kostete der OPEC und den Ölbullen die Chance, die Ölpreise am Montag hochzutreiben, nachdem der US-Präsident seine Kehrtwende vollführt hatte.
Öl der US-Leitsorte West Texas Intermediate beendete den Handel am Montag um 1,3% tiefer, nachdem sie in den vorangegangenen beiden Handelssitzungen eine Preiserholung um 4% hingelegt hatte, als zum ersten Mal von Trumps Positionsverschiebung zu Mexiko berichtet wurde. Die britische Ölsorte Brent, der globale Benchmark für Öl, fiel am Montag um 1,6%, nachdem sie an den beiden Handelstagen zuvor ähnlich um 4% gestiegen war. Die großen Aktienindizes an der Wall Street stiegen im Gegensatz dazu um rund 1%, als die Händler Trumps Entscheidung zu Mexiko feierten.
Während die Ölpreise am Dienstag im asiatischen Handel gestiegen sind, scheint diese Erholung fragil zu sein.
OPEC wird Russland seine 'Dynamiken' selbst bewältigen lassen
Der saudische Energieminister Khalid al-Falih, der einflussreichste Ölminister innerhalb der OPEC, bestätigte am Montag die Sorgen am Ölmarkt über Russland, als er zur Kenntnis nahm, dass das “verbleibende Land, um bei einer (Verlängerung der Produktionseinschnitte) an Bord zu springen" jetzt Russland sei.
“Ich werde abwarten, dass die russischen Dynamiken sich von selbst bewältigen werden,” sagte Falih am Montag in einem Interview mit der Moskauer Nachrichtenagentur Tass. “Es gibt offensichtlich eine Debatte in dem Land über die exakte Menge, die Russland in der zweiten Jahreshälfte produzieren sollte.”
Der CEO von Russlands Ölgiganten Rosneft (OTC:OJSCY), der größten Ölgesellschaft der Welt, ist einer derjenigen, die versuchen Moskau davon zu überzeugen, kein weiteres Abkommen zur Produktionsbegrenzung einzugehen mit der Warnung, dass sein Land Marktanteile an die USA verlieren werde, wenn es seine Ölexporte weiter beschränke. Igor Sechins Warnung kam nachdem die die US-Fördermenge im letzten Monat hochgeschossen war und ein Allzeithoch von 12,4 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) erreicht hatte. Die US-Rohölexporte unterdessen sind unterdessen auf 3,4 Mio bpd gestiegen und haben sich damit ihrem bisherigen Rekordwert von 3,6 Mio bpd wieder angenähert, als die Produktionsbeschränkungen Saudi-Arabiens und Russlands in Kraft traten.
Die Welt weiß, dass es diszipliniert durchgeführte Produktionseinschnitte in Höhe von mindestens 1,2 Mio bpd der OPEC +10 Mitglieder seit Dezember bedurfte—das meiste wurde von den Saudis beigetragen—um dem Öl seine erstaunliche Rallye von mehr als 40% in den ersten vier Monaten des Jahres zu verschaffen. Das war vor dem jüngsten Ausverkauf, der von Gerede über Zölle gegen Mexiko, der hochschießenden Ölförderung und Vorräte in den USA und dem immer schlimmer werdenden Handelskrieg zwischen den USA und China ausgelöst worden war. Es ist ebenfalls weithin ins Bewusstsein gerückt, dass ohne Russland, die OPEC vielleicht nicht mehr die OPEC sein könnte.
Russland fügt dem Ölpreis in der Zwischenzeit weiteren Schaden zu
Und dennoch schaden die Russen dem Ölpreis zur Zeit mehr als sie ihm helfen.
Am Montag ging Russlands Spitzenunterhändler bei der OPEC, Energieminister Alexander Novak, völlig vom Skript ab, als er suggerierte, dass der Rohölpreis ohne ein neues Produktionsabkommen sogar unter 30 USD das Fass fallen könnte.
Selbst wenn dies richtig ist und von Bullen und Bären anerkannt wird, ist es kaum die Art von Sache, die der Markt vom Hauptverbündeten der OPEC hören will.
In der Tat könnte man Novaks Logik auf den Kopf stellen und fragen: Ist das alles, was Öl zur Zeit fundamental betrachtet werde ist, im Vorfeld der Hauptverbrauchsperiode nach Treibstoffen in den Vereinigten Staaten—dem Höhepunkt der Fahrsaison im Sommer?
Um die Sache noch schlimmer zu machen, sagte der russische Energieminister, es gäbe die “Notwendigkeit den Ölmarkt zu beobachten, um im Juli zu einer ausgewogenen Entscheidung zu kommen”.
Werden Russland und die OPEC handeln, bevor Trump erneut den Ölmarkt aufmischt
Novak Erwähnung vom "Juli” ließ bei misstrauisch gewordenen Hedgefonds und anderen Ölhändlern weitere Warnleuchten aufblinken, dass die Russen in aller Stille auf eine Verschiebung der OPEC +10 Gespräche in diesen Monat hingearbeitet haben, während die Saudis entschlossen sind, an dem Gipfeltermin im Juni festzuhalten. Der Iran, ein Hauptmitglied der OPEC, aber unter den Sanktionen der Vereinigten Staaten, die es ihm nicht erlauben, sein Öl frei zu exportieren, widersetzt sich ebenfalls einer Vertagung in den Juli.
Mit all dem Gerangel im Hintergrund in den kommenden zwei Wochen sollte man sich fragen, ob das Kartell und die Russen tatsächlich die Chance verpassen wollen, die zweistelligen Verluste vom Mai wieder auszugleichen, wenn die Shortseller im Sommer fundamental besehen, relativ weniger Munition zur Verfügung haben, als im Sommer?
Es handelt sich um eine relevante Frage, da Trump, der größte Störfaktor für die Ölpreise in diesem Jahr, den Markt ein weiteres Mal aufmischen könnte.
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