Sichern Sie sich 40% Rabatt
🚨 Volatile Märkte? Keine Sorge! Wir haben die Perlen für Ihr Portfolio!
Jetzt Aktien finden

Inflation: Inkompetenz der Politik oder gar schlimmer?

Veröffentlicht am 21.06.2022, 09:13
Aktualisiert 22.02.2024, 15:00

Die Federal Reserve hat in der vergangenen Woche eine aggressive Zinserhöhung durchgesetzt und die Zinssätze für Tagesgeld um 75 Basispunkte angehoben, nur wenige Wochen nachdem der Vorsitzende Powell noch öffentlich erklärt hatte, dass eine Anhebung der Zinsen um jeweils 75 Basispunkte "nicht etwas ist, was der Ausschuss aktiv in Erwägung zieht". Offensichtlich hat er es aber passiv in Erwägung gezogen.

Die Realzinsen für 5-jährige TIPS stiegen in dieser Woche um 44 Basispunkte und die für 10-jährige TIPS um 28 Basispunkte. Der Großteil dieses Anstiegs fand vor der Fed-Sitzung statt, da sich inzwischen herumgesprochen hatte, dass das FOMC den Leitzins tatsächlich um 75 Basispunkte anheben würde.

Seit März sind die 5-jährigen Realrenditen um 220 Basispunkte und die 10-jährigen Realrenditen um 170 Basispunkte gestiegen (siehe Grafik). Diese Entwicklung war für den Aktienmarkt problematisch und wird es auch weiterhin sein.

Für den Rentenmarkt gestaltet sich die Lage natürlich ähnlich schwierig. Das klassische 60-40-Portfolio (60 % Aktien, 40 % Anleihen) hat seit Januar 18 % an Wert verloren. Risikoparitätsportfolios haben sogar noch stärker nachgegeben: Der Toroso Risk Parity ETF (NYSE:RPAR) liegt -20,6 % im Minus.

5-Y und 10-Y Realzinsen

Aber Hilfe ist unterwegs, oder? Die 5-Jahres- und 10-Jahres-Inflationsswaps fielen vergangene Woche um 25 bzw. 20 Basispunkte und liegen damit in der Nähe der Niveaus, die im Februar vor der Invasion in der Ukraine erreicht wurden. Die wöchentliche Veränderung ist eindeutig eine Reaktion auf die Fed, aber wie ich schon früher betont habe, ist ein großer Teil des Rückgangs von den bisherigen Höchstständen im April darauf zurückzuführen, dass die Preiserwartungen für Carry-Forward-Geschäfte bis zu dieser Woche überhaupt nicht gesunken sind (siehe Grafik unten, die den theoretischen Preis der CPI-Futures für Dezember 2027 zeigt, wenn sie denn existieren würden).

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

CPI 'Futures'
Quelle: Enduring Investments

Dennoch könnte der Rückgang der marktbasierten Parameter für die Inflationserwartungen in dieser Woche die Fed darin bestärken, dass sie die "Entankerung der Inflationserwartungen" wieder in den Griff bekommt und Fortschritte macht, damit die Inflation nicht weiter aus dem Ruder läuft.

Doch so ganz stimmt das vielleicht nicht. Wie ich letzte Woche in einer Kolumne geschrieben habe ("Inflation: Das Ende von MMT - und nun?"), geht die Fed mit der ruckartigen Anhebung der Leitzinsen und der Nichtberücksichtigung der Reserven nur auf den Preis des Geldes und nicht auf die Geldmenge ein... und eine solche Strategie zur Inflationsbekämpfung wurde bisher noch nie verfolgt.

Für mich persönlich zählt eher die Quantität als der Preis, weshalb ich auch nicht glaube, dass sich ihre Maßnahmen so dämpfend auswirken werden, wie wir es alle erwarten (natürlich wird die Inflation allein aufgrund von Basiseffekten irgendwann zurückgehen, doch sollten wir nicht den Fehler begehen, eine Siegesrunde zu drehen, bis der jährliche Verbraucherpreisindex nicht wieder unter 3% liegt.... ).

In der Zwischenzeit verbrachte die Regierung die Woche damit, die großen Ölkonzerne wegen ihrer horrenden Gewinne zu schikanieren. In einem Schreiben an die großen Ölgesellschaften erklärte Präsident Biden, dass "Raffinerie-Gewinnmargen, die weit über dem Normalwert liegen und direkt an die amerikanischen Familien weitergegeben werden, nicht akzeptabel sind"

Das stimmt zwar, aber diese Situation ist größtenteils das Ergebnis seiner eigenen Politik: Die enorme, durch den Stimulus ausgelöste Nachfrage hat die Benzinnachfrage in die Höhe getrieben, wohingegen die Freigabe der strategischen Erdölreserve zumindest einen gewissen Druck auf die Rohölpreise ausgeübt hat.

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

Die sich daraus ergebende Ausweitung de Crack-Spreads ist genau das, was man will, wenn man die Ölfirmen dazu bringen will, mehr zu raffinieren. Ist diese Ungereimtheit zufällig? Biden drohte in seinem Schreiben weiter: "Ich bin bereit, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um Hindernisse für eine erschwingliche und sichere Energieversorgung der Amerikaner zu beseitigen." Dies folgt auf ein im Mai vom Repräsentantenhaus verabschiedetes Gesetz, das den Präsidenten ermächtigt, einen Notstand auszurufen und eine "übermäßige" Erhöhung der Preise für Benzin oder Haushaltsenergie rechtswidrig zu machen. Das klingt doch sehr nach "Preiskontrollen", oder?

Ein Schritt zurück...

Einerseits scheint es albern, Zeit mit der Diskussion über Preiskontrollen zu verschwenden. In der Theorie funktionieren sie nicht, und wir haben genügend Erfahrungswerte, um zu wissen, dass sie auch in der Praxis nicht funktionieren. Preiskontrollen, die unterhalb des aktuellen Preises angesetzt werden, führen zu Engpässen, ganz zu schweigen von einem Rückgang der Staatseinnahmen, da sich die Transaktionen auf den Schwarzmarkt verlagern (vielleicht ist das die Rettung für Kryptowährungen!). Das alles ist bekannt.

Insofern scheint es töricht, überhaupt eine Debatte über dieses Thema anzustoßen. Das Einzige, was Preiskontrollen wirklich bewirken könnten, ist eine (vorübergehende) Senkung der gemessenen Inflationsrate, die von den Behörden gemeldet wird...

Oh, jetzt verstehe ich.

Es erscheint auch töricht, über eine "Übergewinnsteuer" für Ölgesellschaften zu diskutieren, die von der Regierung und anderen beschuldigt werden, die derzeitige Inflationskrise durch "Preistreiberei" zu verschlimmern (als ob irgendein Unternehmen genug Macht über einen globalen Markt für ein Rohstoffprodukt hätte, um die Preise manipulieren zu können).

Auch dies hat bei früheren Versuchen nicht funktioniert, und theoretisch sollte eine solche Steuer zu einer geringeren Produktion führen: Ein Unternehmen, das über unerschlossene Reserven in Höhe von 1 Milliarde Barrel verfügt, wird eher das Risiko eingehen, diese nicht erneuerbaren Reserven zu fördern, wenn die Gewinne entsprechend hoch sind, und es wird die Reserven eher im Boden belassen, wenn es für die Förderung bestraft wird.

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

Und mit geringeren Renditeerwartungen wird auch die Exploration zurückgehen. Eine solche Politik wird eher zu dauerhaft höheren Preisen führen als zu Preissenkungen. Und natürlich gibt man den Ölgesellschaften die Schuld. Schließlich machen Politiker keine Fehler. Die Zeche für die daraus resultierenden Engpässe dürfen dann die Fahrer nicht-elektrischer Autos an der Zapfsäule zahlen.

Oh, jetzt verstehe ich.

Letzte Woche meinte ich in einer Fernsehsendung, es sei manchmal schwer, zwischen Inkompetenz und böser Absicht zu unterscheiden. Ich persönlich glaube gerne, dass die Menschen im Allgemeinen gute Absichten haben, diese aber schlecht umsetzen.

Allerdings wird es immer schwieriger, an die kolossale Inkompetenz zu glauben, die es braucht, um die Moderne Geldtheorie (MMT), Preiskontrollen und Strafsteuern für Produzenten zu praktizieren. Ich kann zwar glauben, dass der ehemalige Fed-Chef Bernanke die Immobilienblase nicht kommen sah, weil es absolut nichts zu gewinnen gab, aber die Verlockung, Ende 2020 an MMT zu glauben (oder so zu tun, als ob man daran glaubt), war einfach zu groß.

Folgendes ist das Problem, und deshalb ist es wichtig: Wenn wir der Erklärung " Inkompetenz " keinen Glauben schenken können, müssen wir mit Preiskontrollen und einer Gewinnsteuer rechnen. Beides sind schreckliche wirtschaftspolitische Maßnahmen. Aber politisch gesehen? So mancher mag darin einen Gewinner sehen.

Mittelfristig bedeutet das mehr Inflation und nicht weniger, da keine der beiden Maßnahmen die Ursachen der Inflation bekämpft und sowohl die Preiskontrollen als auch die Bestrafung der Erzeuger die Ungleichgewichte sogar noch verschärfen.

Wir sind also gezwungen zu hoffen, dass unsere politischen Entscheidungsträger einfach nur inkompetent sind.

Anzeige eines Dritten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Angebot oder eine Empfehlung von Investing.com. Siehe Offenlegung hier oder Werbung entfernen .

Aktuelle Kommentare

Das es nach corona zu starker Inflation kommt war klar und ist von der Politik auch so gewollt. Schließlich hat diese Billionen von Euro und Dollar in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Wenn die dafür aufgenommenen Schulden bedient werden und auf Grund der Inflation nur noch einen Bruchteil Wert sind fällt dem Staat eine Rückzahlung leichter. Das abschöpfen der Übergewinne wäre nachvollziehbar aber schwer durchzusetzen . Wenn es zu künstlich herbeigeführten Engpässen seitens der Energiekonzerne kommt ist eine zeitlich befristete unter staatliche Kontrolle Stellung offenbar möglich (siehe Gazprom germanie) aber die Energiekonzerne haben an solchen Szenarien sicher kein Interesse.
Es ist ein generelles politisches Problem, dass zu viel versucht wird, ein Pflaster für das SYMPTOM zu finden, als der Ursache auf den Grund zu gehen, die KRANKHEIT zu behandeln oder sogar vor zu beugen….. es werden wild und wahllos Pflaster geklebt…… das ist eigentlich das größte Problem in dieser Zeit des großen Wandels
Es ist sicherlich keine Inkompetenz. Man weiß sowohl bei der FED wie auch der EZB sehr genau was man tut. Genügend Rechenkapazität haben dir Modellierer garantiert zur Verfügung.
der autor geht wohl davon aus, dass Ölkonzerne keine Kartelle bilden können. erstaunlich.auch erstaunlich, dass er davon ausgeht, dass die Streichung von Überrendite zu Mängel führen würde, nur, weil die Förderung dadurch nicht mehr lukrativ wäre (was war dann vor den Übergewinnen? war es da nicht lukrativ, oder wie soll man das verstehen?) des weiteren auch überraschend: die Inflation entsprünge alleine der MMT(oder zumindest zum größten Teil), wenn es doch klare Knappheiten auf dem Markt gibt (China&Russland). Knappheit treibt bekanntlich nach dem A&N-Modell den Preis
Was später in dem Artikel nicht mehr ganz klar war, es ging hauptsächlich (wie auch in Deutschland) um die Raffinerie-Margen
Inkompetenz? Komplette verblödung wäre eine bessere Wortwahl. Die fahren wie die deutschen die Karre voll gegen die Wand, um eine neue Währung ins Spiel zu bringen. Das wird dann der heilige Gral.
absolut inkompetent!! die gesamte europäische politwelt ist ein jammertal. kein einziger der rückrat zeigt, marionetten des kapitalismus.
Da hat die Yellen den Autor in der Nacht überholt und genau eine Preisobergrenze für Erdöl ins Spiel gebracht. Nein, das kann leider nicht mehr Inkompetenz sein, zu flüssig greifen die Zahnräder ineinander.
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.