Die Federal Reserve hat in der vergangenen Woche eine aggressive Zinserhöhung durchgesetzt und die Zinssätze für Tagesgeld um 75 Basispunkte angehoben, nur wenige Wochen nachdem der Vorsitzende Powell noch öffentlich erklärt hatte, dass eine Anhebung der Zinsen um jeweils 75 Basispunkte "nicht etwas ist, was der Ausschuss aktiv in Erwägung zieht". Offensichtlich hat er es aber passiv in Erwägung gezogen.
Die Realzinsen für 5-jährige TIPS stiegen in dieser Woche um 44 Basispunkte und die für 10-jährige TIPS um 28 Basispunkte. Der Großteil dieses Anstiegs fand vor der Fed-Sitzung statt, da sich inzwischen herumgesprochen hatte, dass das FOMC den Leitzins tatsächlich um 75 Basispunkte anheben würde.
Seit März sind die 5-jährigen Realrenditen um 220 Basispunkte und die 10-jährigen Realrenditen um 170 Basispunkte gestiegen (siehe Grafik). Diese Entwicklung war für den Aktienmarkt problematisch und wird es auch weiterhin sein.
Für den Rentenmarkt gestaltet sich die Lage natürlich ähnlich schwierig. Das klassische 60-40-Portfolio (60 % Aktien, 40 % Anleihen) hat seit Januar 18 % an Wert verloren. Risikoparitätsportfolios haben sogar noch stärker nachgegeben: Der Toroso Risk Parity ETF (NYSE:RPAR) liegt -20,6 % im Minus.
Aber Hilfe ist unterwegs, oder? Die 5-Jahres- und 10-Jahres-Inflationsswaps fielen vergangene Woche um 25 bzw. 20 Basispunkte und liegen damit in der Nähe der Niveaus, die im Februar vor der Invasion in der Ukraine erreicht wurden. Die wöchentliche Veränderung ist eindeutig eine Reaktion auf die Fed, aber wie ich schon früher betont habe, ist ein großer Teil des Rückgangs von den bisherigen Höchstständen im April darauf zurückzuführen, dass die Preiserwartungen für Carry-Forward-Geschäfte bis zu dieser Woche überhaupt nicht gesunken sind (siehe Grafik unten, die den theoretischen Preis der CPI-Futures für Dezember 2027 zeigt, wenn sie denn existieren würden).
Quelle: Enduring Investments
Dennoch könnte der Rückgang der marktbasierten Parameter für die Inflationserwartungen in dieser Woche die Fed darin bestärken, dass sie die "Entankerung der Inflationserwartungen" wieder in den Griff bekommt und Fortschritte macht, damit die Inflation nicht weiter aus dem Ruder läuft.
Doch so ganz stimmt das vielleicht nicht. Wie ich letzte Woche in einer Kolumne geschrieben habe ("Inflation: Das Ende von MMT - und nun?"), geht die Fed mit der ruckartigen Anhebung der Leitzinsen und der Nichtberücksichtigung der Reserven nur auf den Preis des Geldes und nicht auf die Geldmenge ein... und eine solche Strategie zur Inflationsbekämpfung wurde bisher noch nie verfolgt.
Für mich persönlich zählt eher die Quantität als der Preis, weshalb ich auch nicht glaube, dass sich ihre Maßnahmen so dämpfend auswirken werden, wie wir es alle erwarten (natürlich wird die Inflation allein aufgrund von Basiseffekten irgendwann zurückgehen, doch sollten wir nicht den Fehler begehen, eine Siegesrunde zu drehen, bis der jährliche Verbraucherpreisindex nicht wieder unter 3% liegt.... ).
In der Zwischenzeit verbrachte die Regierung die Woche damit, die großen Ölkonzerne wegen ihrer horrenden Gewinne zu schikanieren. In einem Schreiben an die großen Ölgesellschaften erklärte Präsident Biden, dass "Raffinerie-Gewinnmargen, die weit über dem Normalwert liegen und direkt an die amerikanischen Familien weitergegeben werden, nicht akzeptabel sind"
Das stimmt zwar, aber diese Situation ist größtenteils das Ergebnis seiner eigenen Politik: Die enorme, durch den Stimulus ausgelöste Nachfrage hat die Benzinnachfrage in die Höhe getrieben, wohingegen die Freigabe der strategischen Erdölreserve zumindest einen gewissen Druck auf die Rohölpreise ausgeübt hat.
Die sich daraus ergebende Ausweitung de Crack-Spreads ist genau das, was man will, wenn man die Ölfirmen dazu bringen will, mehr zu raffinieren. Ist diese Ungereimtheit zufällig? Biden drohte in seinem Schreiben weiter: "Ich bin bereit, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um Hindernisse für eine erschwingliche und sichere Energieversorgung der Amerikaner zu beseitigen." Dies folgt auf ein im Mai vom Repräsentantenhaus verabschiedetes Gesetz, das den Präsidenten ermächtigt, einen Notstand auszurufen und eine "übermäßige" Erhöhung der Preise für Benzin oder Haushaltsenergie rechtswidrig zu machen. Das klingt doch sehr nach "Preiskontrollen", oder?
Ein Schritt zurück...
Einerseits scheint es albern, Zeit mit der Diskussion über Preiskontrollen zu verschwenden. In der Theorie funktionieren sie nicht, und wir haben genügend Erfahrungswerte, um zu wissen, dass sie auch in der Praxis nicht funktionieren. Preiskontrollen, die unterhalb des aktuellen Preises angesetzt werden, führen zu Engpässen, ganz zu schweigen von einem Rückgang der Staatseinnahmen, da sich die Transaktionen auf den Schwarzmarkt verlagern (vielleicht ist das die Rettung für Kryptowährungen!). Das alles ist bekannt.
Insofern scheint es töricht, überhaupt eine Debatte über dieses Thema anzustoßen. Das Einzige, was Preiskontrollen wirklich bewirken könnten, ist eine (vorübergehende) Senkung der gemessenen Inflationsrate, die von den Behörden gemeldet wird...
Oh, jetzt verstehe ich.
Es erscheint auch töricht, über eine "Übergewinnsteuer" für Ölgesellschaften zu diskutieren, die von der Regierung und anderen beschuldigt werden, die derzeitige Inflationskrise durch "Preistreiberei" zu verschlimmern (als ob irgendein Unternehmen genug Macht über einen globalen Markt für ein Rohstoffprodukt hätte, um die Preise manipulieren zu können).
Auch dies hat bei früheren Versuchen nicht funktioniert, und theoretisch sollte eine solche Steuer zu einer geringeren Produktion führen: Ein Unternehmen, das über unerschlossene Reserven in Höhe von 1 Milliarde Barrel verfügt, wird eher das Risiko eingehen, diese nicht erneuerbaren Reserven zu fördern, wenn die Gewinne entsprechend hoch sind, und es wird die Reserven eher im Boden belassen, wenn es für die Förderung bestraft wird.
Und mit geringeren Renditeerwartungen wird auch die Exploration zurückgehen. Eine solche Politik wird eher zu dauerhaft höheren Preisen führen als zu Preissenkungen. Und natürlich gibt man den Ölgesellschaften die Schuld. Schließlich machen Politiker keine Fehler. Die Zeche für die daraus resultierenden Engpässe dürfen dann die Fahrer nicht-elektrischer Autos an der Zapfsäule zahlen.
Oh, jetzt verstehe ich.
Letzte Woche meinte ich in einer Fernsehsendung, es sei manchmal schwer, zwischen Inkompetenz und böser Absicht zu unterscheiden. Ich persönlich glaube gerne, dass die Menschen im Allgemeinen gute Absichten haben, diese aber schlecht umsetzen.
Allerdings wird es immer schwieriger, an die kolossale Inkompetenz zu glauben, die es braucht, um die Moderne Geldtheorie (MMT), Preiskontrollen und Strafsteuern für Produzenten zu praktizieren. Ich kann zwar glauben, dass der ehemalige Fed-Chef Bernanke die Immobilienblase nicht kommen sah, weil es absolut nichts zu gewinnen gab, aber die Verlockung, Ende 2020 an MMT zu glauben (oder so zu tun, als ob man daran glaubt), war einfach zu groß.
Folgendes ist das Problem, und deshalb ist es wichtig: Wenn wir der Erklärung " Inkompetenz " keinen Glauben schenken können, müssen wir mit Preiskontrollen und einer Gewinnsteuer rechnen. Beides sind schreckliche wirtschaftspolitische Maßnahmen. Aber politisch gesehen? So mancher mag darin einen Gewinner sehen.
Mittelfristig bedeutet das mehr Inflation und nicht weniger, da keine der beiden Maßnahmen die Ursachen der Inflation bekämpft und sowohl die Preiskontrollen als auch die Bestrafung der Erzeuger die Ungleichgewichte sogar noch verschärfen.
Wir sind also gezwungen zu hoffen, dass unsere politischen Entscheidungsträger einfach nur inkompetent sind.