📈 69% der S&P 500-Aktien schlagen den Index – Nutze KI, um die Besten zu finden!Hot Stocks zeigen

HINTERGRUND - Notenbanken wegen Brexit-Votum in Alarmbereitschaft

Veröffentlicht am 22.06.2016, 10:57
© Reuters. A woman reads a newspaper on the underground in London with a 'vote remain' advert for the BREXIT referendum
USD/CHF
-
CBKG
-
CRDI
-

- von Frank Siebelt

Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor massiven Finanzmarktturbulenzen nach einem Brexit-Votum versetzt die Europäische Zentralbank (EZB) in Habachtstellung.

"Wir schauen uns das Risiko jeden Tag an und alle Zentralbanken, nicht nur die EZB, sind bereit zu intervenieren mit den konventionellen Mitteln, die sie haben", sagte unlängst EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco. Wie Italiens Notenbank-Chef werden auch die Gouverneure anderer Euro-Länder nicht müde zu betonen, dass im Frankfurter EZB-Turm für alle Fälle vorgesorgt wird. Experten zufolge sind vor allem Devisen-Swap-Vereinbarungen ein Mittel, um Finanzmärkte zu beruhigen. Daneben kommen aber auch abgestimmte Interventionen mit anderen Notenbanken sowie Zinssenkungen in Betracht.

"Sollten die Briten für einen Ausstieg des Landes aus der EU stimmen, wäre ein starker Einbruch des Pfund wahrscheinlich," warnt Devisenspezialist Michael Rottmann von der italienischen Großbank UniCredit (MI:CRDI). Zudem könnten Experten zufolge der Schweizer Franken oder der japanische Yen kräftig aufwerten, die für Investoren in Zeiten von Unsicherheit häufig als sicherer Hafen gelten.

Was können die Notenbanken genau machen? Ein Überblick:

DEVISEN-TAUSCH-VEREINBARUNGEN ALS PROBATES INSTRUMENT

Laut Österreichs Notenbank-Chef Ewald Nowotny könnte die EZB geltende Devisen-Swap-Vereinbarungen mit der Bank von England aktivieren, um beruhigend auf die Finanzmärkte einzuwirken. Im Kern handelt es sich dabei um gegenseitige Liquiditätshilfen. Die EZB stellt dabei der britischen Notenbank Euro-Liquidität zur Verfügung - die Bank von England der EZB wiederum Pfund. So soll sichergestellt werden, dass sich Geldhäuser in Großbritannien und im Euro-Raum gegen Sicherheiten von ihren Notenbanken ausreichend Pfund oder Euro leihen können. Devisen-Swap-Vereinbarungen sind somit Schutzschirme, um ein Austrocknen des Geldmarktes zu verhindern. Die Euro-Notenbank hatte während der weltweiten Finanzkrise ähnliche Swap-Vereinbarungen mit der US-Notenbank Fed genutzt, als damals Engpässe drohten.

"Die Notenbanken sorgen dafür, dass die Verfügbarkeit von Liquidität auch in Situationen großer Marktturbulenzen nicht abbricht", erklärt ein Volkswirt einer großen Landesbank, der nicht namentlich genannt werden will. Durch Bereitstellung ausreichender Devisen-Kreditlinien soll vermieden werden, dass Banken in Situationen geraten, in denen sie etwa Zahlungsverbindlichkeiten in fremder Währung nicht mehr nachkommen können. "Die Notenbank dreht daher rechtzeitig den Hahn auf, um die Situation nicht schlimmer werden zu lassen."

ABGESTIMMTE HANDLUNGEN MIT ANDEREN NOTENBANKEN

Nach Einschätzung der Commerzbank (DE:CBKG) könnte die Sorge vor einer erneuten Finanzkrise die großen Notenbanken sogar noch enger zusammenschweißen. "Mit gemeinsamen Interventionen am Devisenmarkt würden die Zentralbanken ein Signal setzen, dass sie jederzeit bereitstehen, die Stabilität der Finanzmärkte zu erhalten", so die Devisen-Experten des Bankhauses. Solche Maßnahmen sind aber umstritten, da sich die sieben führenden Industriestaaten schon seit längerem darauf verständigt haben, keine aktive Devisenpolitik zu betreiben. Nach Einschätzung der Commerzbank könnte bei einem Brexit aber auch die US-Notenbank zu solch einem Schritt bereit sein und mit ins Boot springen. Denn der starke Dollar macht den US-Unternehmen das Leben bereits jetzt schwer.

© Reuters. A woman reads a newspaper on the underground in London with a 'vote remain' advert for the BREXIT referendum

ZINSSENKUNG GEGEN LANGFRISTFOLGEN

Während Experten zufolge die Sicherstellung der Geldversorgung kurzfristig das Hauptziel ist, stellen sich manche Händler vorsorglich auch auf eine Zinssenkung der EZB bis zum Jahresende ein. Die Währungshüter hatten den Einlagenzins im März bereits auf minus 0,4 Prozent gesetzt - ein neues Rekordtief. Die Strafgebühr für das Parken von Geld bei der EZB könnte noch verschärft werden, wenn ein EU-Austritt Großbritanniens den ohnehin zögerlichen Aufschwung in Europa ins Stocken bringen sollte: "Die Aussichten auf einen Brexit nähren Sorgen mit Blick auf die Wirtschaft", so Commerzbank-Ökonom Rainer Gunthermann. Dies wiederum löse Spekulationen über eine noch lockerere Geldpolitik aus.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.