PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Dienstag trotz eines deutlich schwächelnden Euro nachgegeben. Abwärtsimpulse kamen vor allem mit dem US-Börsenstart. Nachdem die wichtigsten Indizes jenseits des Atlantiks zunächst wieder Rekorde aufgestellt hatten, lösten sich die moderaten Gewinne auf und es wurden leichte Verluste verbucht.
Die aktuellen Rücksetzer an den Börsen Europas seien allerdings nach dem beeindruckenden Lauf der meisten Indizes nichts Ungewöhnliches, sagte ein Marktbeobachter. Nach Ansicht der Postbank-Experten halten sich die Anleger zudem mit Blick auf eine Vielzahl noch anstehender Geschäftsberichte im weiteren Wochenverlauf zurück. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte letztlich 0,64 Prozent auf 3658,77 Punkte ein, ist allerdings seit Ende August auch kontinuierlich nach oben gelaufen. Allein in dieser Zeit hat der Eurozonen-Leitindex um 8 Prozent zugelegt.
Der französische CAC-40 (CAC 40) beendete den Handel am Dienstag 0,48 Prozent tiefer bei 5480,64 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,65 Prozent auf 7513,11 Zähler nach unten.
Die Euro-Schwäche half den Börsen der Euroregion dieses Mal kaum. Die Gemeinschaftswährung war am Vormittag auf 1,1555 US-Dollar abgesackt und hatte den niedrigsten Stand seit Mitte Juli erreicht. Am Abend kostete ein Euro 1,1578 US-Dollar. Ausgelöst worden seien die Verluste durch die sehr schwachen Daten zur deutschen Industrieproduktion, kommentierte Analyst David Madden von CMC Markets. Im September war die Produktion fast doppelt so stark zurückgegangen wie erwartet.
Unter den Einzelwerten rückten die Papiere der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo (6:ISP) nach Zahlen in den Blick. Sie gewannen im EuroStoxx 0,28 Prozent. Das Finanzinstitut hat die Übernahme zweier Krisenbanken im Sommer gut verdaut.
Die Papiere des Tabakkonzerns Imperial Brands (3:IMB) ragten in London positiv heraus. Mit einem Plus von 0,49 Prozent zählten sie zu den Favoriten im FTSE 100. Zwar hatte der Tabakkonzern mit seinem operativen Gewinn die Erwartungen verfehlt. Investoren setzen Analysten zufolge jedoch auf neue Produkte. An der "Footsie"-Spitze stiegen die Anteile des Energieunternehmens SSE (3:SSE) um bald 2,62 Prozent. Die RWE-Ökostromtochter Innogy will einen Teil ihrer Geschäfte enger mit den Briten verzahnen. "Auf den ersten Blick ist es schwer zu glauben, dass die Wettbewerbshüter die Pläne der beiden durchgehen lassen", sagte Neil Wilson, Marktanalyst von ETX Capital. "Denn wenn aus sechs großen fünf große Konzerne werden, dürfte das kaum den Wettbewerb fördern, aber das ist es, was die Regierung will."
Zu den größten Verlierern im britischen Leitindex zählten hingegen nach den vorgelegten Quartalszahlen die Papiere des Zucker- und Lebensmittelproduzenten AB Foods (3:ABF). Sie büßen nahezu 3,74 Prozent ein und litten vor allem unter Sorgen über das kommende Jahr. Vor allem auf dem US-Markt könne AB Foods zu kämpfen haben, warnten etwa die Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS).
Der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa (11:GAM) leidet unter einem schwierigen Marktumfeld und einem steigenden Preisdruck für Windenergieanlagen an Land. Nun sollen tausende Stellen gestrichen werden. Die Papiere sackten in Madrid um knapp 7 Prozent ab. Ähnlich erging es den Aktien der Großreederei AP Moeller-Maersk (15:MAERSKb) an der Kopenhagener Börse. Eine Cyberattacke im Sommer hatte den Dänen das dritte Quartal verhagelt.