APA ots news: Österreichs Emittenten genießen weiterhin höchstes Anlegervertrauen
Staat und Unternehmen refinanzieren sich trotz Triple-A
Verlusts historisch günstig
Wien (APA-ots) - Die österreichische Volkswirtschaft genießt trotz
Aberkennung des Triple-A-Ratings durch die Ratingagentur Standard &
Poor's im Jänner 2012 bei internationalen Anlegern weiterhin großes
Vertrauen. Wie einige andere Länder, lukriert auch die Republik
Österreich dank ihrer hohen Bonität mit der Begebung von
kurzlaufenden Staatsanleihen durch negative Renditen derzeit sogar
geringe Einnahmen. Gleichzeitig drängen heimische Unternehmen
angesichts günstiger Refinanzierungsbedingungen verstärkt auf den
Anleihemarkt. Sie haben dort heuer brutto bereits mehr als 4 Mrd EUR
aufgenommen. Neben staatlich dominierten Unternehmen entdecken
zunehmend auch private Emittenten Anleihen als interessante
Alternative zu Bankkrediten. Österreichs Anleiheverpflichtungen
liegen überwiegend in ausländischer Hand.
Internationale Investoren beurteilen die Anleihemärkte des
Euroraums derzeit äußerst differenziert: Während einige
Mitgliedsländer infolge ihrer ökonomischen Schwierigkeiten hohe
Risikoaufschläge für neubegebene Schulden akzeptieren müssen, können
sich Länder wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande momentan
deutlich günstiger als im langjährigen Durchschnitt refinanzieren.
Bei kurzen Laufzeiten sind sogar teilweise negative Renditen zu
beobachten. Auch Belgien, Finnland oder Österreich lukrieren mit der
Begebung neuer Schulden derzeit geringe Erträge. Internationale
Investoren betrachten weite Teile des Euroraums noch immer als
stabile und attraktive Anlagealternative und sind daher bereit,
historisch betrachtet geringe Zinsen für langfristige Investments zu
akzeptieren. Um Liquidität kurzfristig sicher anlegen zu können,
werden teilweise sogar negative Zinsen in Kauf genommen. Die aktuelle
Situation an den europäischen Anleihemärkten zeigt, dass die
schwierigen ökonomischen Gegebenheiten einiger Mitgliedsländer
keineswegs auf den gesamten Euroraum projiziert werden.
Dieses Umfeld wirkt sich nicht nur auf die Refinanzierungskosten
des österreichischen Staats, sondern auch auf jene der
nicht-finanziellen Unternehmen günstig aus. Letztere mussten für die
Begebung von Anleihen im ersten Halbjahr 2012 durchschnittlich nur
3,69% an Zinsen zahlen (2011: 4,51%). Selbst für private Unternehmen,
die gegenüber staatlich beeinflussten Emittenten einen gewissen
Bonitätsnachteil aufweisen, war Anleihekapital mit einer Laufzeit von
5 bis 10 Jahren um 4,16% und damit um fast ein Viertel günstiger zu
haben als im Jahr 2011 (5,39%). Heimische Unternehmen nützten das
günstige Umfeld, um brutto rund 4,5 Mrd EUR an neuem Kapital zu
begeben. Anleihen werden somit als günstige Alternative zu
Bankkrediten interessant. Langfristige Großkredite weisen gemäß
OeNB-Zinssatzstatistik derzeit zwar noch geringere Zinskosten von
knapp 3% auf, erfordern jedoch umfangreiche Sicherheiten durch den
Kreditnehmer. Im Falle der Vergabe durch ein Konsortium weist die
Kreditfinanzierung darüber hinaus längere Vorlaufzeiten und damit
geringere Flexibilität auf. Bemerkenswert ist die derzeit rege
Emissionstätigkeit privater nicht-finanzieller Unternehmen in
Österreich. Zuvor waren Anleiheemissionen überwiegend auf staatlich
dominierte Unternehmen beschränkt. Die Daten der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB) lassen erkennen, dass sich der Trend zur
Anleihefinanzierung auch im Juli fortsetzen dürfte.
Die Anleiheverpflichtungen heimischer Unternehmen liegen
überwiegend in ausländischer Hand. Allerdings variiert die Bedeutung
des Auslands abhängig von der Größe des Unternehmens und des daraus
resultierenden Refinanzierungsbedarfs. Staatlich beeinflusste
Unternehmen platzieren üblicherweise größere Volumina, die sie
derzeit nur im Ausland absetzen können. Demgemäß liegt der Anteil
internationaler Gläubiger in diesem Unternehmenssegment bei über 80%.
Der Rest entfällt auf österreichische Banken (rund 6%) sowie
Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds (10%). Österreichs
private Unternehmen weisen im Vergleich dazu einen deutlich höheren
Inlandsanteil auf. Nur 43% ihrer Verpflichtungen werden im Ausland
gehalten. Da Emissionen privater Unternehmen häufig von inländischen
Banken begleitet werden und überwiegend für den Inlandsmarkt bestimmt
sind, halten österreichische Banken (20%) sowie inländische
Privathaushalte (14%) einen deutlich höheren Anteil an Anleihen
privater Unternehmen.
Im Gegensatz zu nicht-finanziellen Unternehmen traten
österreichische Banken 2012 am Anleihemarkt bislang kaum in
Erscheinung. Vergleichsweise ungünstige Refinanzierungs-bedingungen
sowie die gute Liquiditätsversorgung durch die Europäische
Zentralbank (EZB) sprechen derzeit gegen diese Form der
Kapitalbeschaffung.
Weitere statistische Informationen unter dieaktuellezahl.oenb.at bzw.
www.oenb.at im Bereich 'Statistik und Melderservice' - die Aussendung
ist auch in englischer Sprache verfügbar.
Rückfragehinweis: Dr. Christian Gutlederer, Pressesprecher, Tel.:
+43- 404 20 6609
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
Tel.: (+43-1) 404 20-5555
mailto:statistik.hotline@oenb.at
http://www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
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OTS0042 2012-08-03/10:20
Staat und Unternehmen refinanzieren sich trotz Triple-A
Verlusts historisch günstig
Wien (APA-ots) - Die österreichische Volkswirtschaft genießt trotz
Aberkennung des Triple-A-Ratings durch die Ratingagentur Standard &
Poor's im Jänner 2012 bei internationalen Anlegern weiterhin großes
Vertrauen. Wie einige andere Länder, lukriert auch die Republik
Österreich dank ihrer hohen Bonität mit der Begebung von
kurzlaufenden Staatsanleihen durch negative Renditen derzeit sogar
geringe Einnahmen. Gleichzeitig drängen heimische Unternehmen
angesichts günstiger Refinanzierungsbedingungen verstärkt auf den
Anleihemarkt. Sie haben dort heuer brutto bereits mehr als 4 Mrd EUR
aufgenommen. Neben staatlich dominierten Unternehmen entdecken
zunehmend auch private Emittenten Anleihen als interessante
Alternative zu Bankkrediten. Österreichs Anleiheverpflichtungen
liegen überwiegend in ausländischer Hand.
Internationale Investoren beurteilen die Anleihemärkte des
Euroraums derzeit äußerst differenziert: Während einige
Mitgliedsländer infolge ihrer ökonomischen Schwierigkeiten hohe
Risikoaufschläge für neubegebene Schulden akzeptieren müssen, können
sich Länder wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande momentan
deutlich günstiger als im langjährigen Durchschnitt refinanzieren.
Bei kurzen Laufzeiten sind sogar teilweise negative Renditen zu
beobachten. Auch Belgien, Finnland oder Österreich lukrieren mit der
Begebung neuer Schulden derzeit geringe Erträge. Internationale
Investoren betrachten weite Teile des Euroraums noch immer als
stabile und attraktive Anlagealternative und sind daher bereit,
historisch betrachtet geringe Zinsen für langfristige Investments zu
akzeptieren. Um Liquidität kurzfristig sicher anlegen zu können,
werden teilweise sogar negative Zinsen in Kauf genommen. Die aktuelle
Situation an den europäischen Anleihemärkten zeigt, dass die
schwierigen ökonomischen Gegebenheiten einiger Mitgliedsländer
keineswegs auf den gesamten Euroraum projiziert werden.
Dieses Umfeld wirkt sich nicht nur auf die Refinanzierungskosten
des österreichischen Staats, sondern auch auf jene der
nicht-finanziellen Unternehmen günstig aus. Letztere mussten für die
Begebung von Anleihen im ersten Halbjahr 2012 durchschnittlich nur
3,69% an Zinsen zahlen (2011: 4,51%). Selbst für private Unternehmen,
die gegenüber staatlich beeinflussten Emittenten einen gewissen
Bonitätsnachteil aufweisen, war Anleihekapital mit einer Laufzeit von
5 bis 10 Jahren um 4,16% und damit um fast ein Viertel günstiger zu
haben als im Jahr 2011 (5,39%). Heimische Unternehmen nützten das
günstige Umfeld, um brutto rund 4,5 Mrd EUR an neuem Kapital zu
begeben. Anleihen werden somit als günstige Alternative zu
Bankkrediten interessant. Langfristige Großkredite weisen gemäß
OeNB-Zinssatzstatistik derzeit zwar noch geringere Zinskosten von
knapp 3% auf, erfordern jedoch umfangreiche Sicherheiten durch den
Kreditnehmer. Im Falle der Vergabe durch ein Konsortium weist die
Kreditfinanzierung darüber hinaus längere Vorlaufzeiten und damit
geringere Flexibilität auf. Bemerkenswert ist die derzeit rege
Emissionstätigkeit privater nicht-finanzieller Unternehmen in
Österreich. Zuvor waren Anleiheemissionen überwiegend auf staatlich
dominierte Unternehmen beschränkt. Die Daten der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB) lassen erkennen, dass sich der Trend zur
Anleihefinanzierung auch im Juli fortsetzen dürfte.
Die Anleiheverpflichtungen heimischer Unternehmen liegen
überwiegend in ausländischer Hand. Allerdings variiert die Bedeutung
des Auslands abhängig von der Größe des Unternehmens und des daraus
resultierenden Refinanzierungsbedarfs. Staatlich beeinflusste
Unternehmen platzieren üblicherweise größere Volumina, die sie
derzeit nur im Ausland absetzen können. Demgemäß liegt der Anteil
internationaler Gläubiger in diesem Unternehmenssegment bei über 80%.
Der Rest entfällt auf österreichische Banken (rund 6%) sowie
Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds (10%). Österreichs
private Unternehmen weisen im Vergleich dazu einen deutlich höheren
Inlandsanteil auf. Nur 43% ihrer Verpflichtungen werden im Ausland
gehalten. Da Emissionen privater Unternehmen häufig von inländischen
Banken begleitet werden und überwiegend für den Inlandsmarkt bestimmt
sind, halten österreichische Banken (20%) sowie inländische
Privathaushalte (14%) einen deutlich höheren Anteil an Anleihen
privater Unternehmen.
Im Gegensatz zu nicht-finanziellen Unternehmen traten
österreichische Banken 2012 am Anleihemarkt bislang kaum in
Erscheinung. Vergleichsweise ungünstige Refinanzierungs-bedingungen
sowie die gute Liquiditätsversorgung durch die Europäische
Zentralbank (EZB) sprechen derzeit gegen diese Form der
Kapitalbeschaffung.
Weitere statistische Informationen unter dieaktuellezahl.oenb.at bzw.
www.oenb.at im Bereich 'Statistik und Melderservice' - die Aussendung
ist auch in englischer Sprache verfügbar.
Rückfragehinweis: Dr. Christian Gutlederer, Pressesprecher, Tel.:
+43- 404 20 6609
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
Tel.: (+43-1) 404 20-5555
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OTS0042 2012-08-03/10:20