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Veröffentlicht am 05.12.2011, 21:31
Aktualisiert 05.12.2011, 21:32
Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur

Euro-Schicksalswoche

Bielefeld (ots) - Gestern war kein normaler Montag. Es war der

Auftakt zu einer Schicksalswoche. Europa und der Euro erleben

entscheidende Tage. Und nebenbei werden diese Tage auch über das

Schicksal einiger Politiker entscheiden, insbesondere über

Bundeskanzlerin Angela Merkel und über den französischen Präsidenten

Nicolas Sarkozy.

Die Regierungschefs an der Spree und an der Seine haben eine

bemerkenswerte Vorlage für den EU-Gipfel geliefert, der am Ende

dieser Schicksalswoche in Brüssel stattfinden wird. Das lässt hoffen,

auch wenn ein großer Teil des Weges, den Merkel und Sarkozy bei ihrem

Treffen gestern in Paris vorgegeben haben, erst noch von den anderen

EU-Mitgliedsstaaten zu gehen ist. Doch Einigkeit macht stark. Und

eine einheitliche deutsch-französische Führung kann in Europa niemand

so leicht aushebeln - es sei denn um den Preis der Herauslösung aus

der EU. Das aber käme in einigen Fällen der Selbstaufgabe gleich.

Erstaunlich ist vor allem die Anpassungsfähigkeit Sarkozys. Er

wandelte sich vom vehementen Eurobonds-Befürworter zu einem Gegner

der Vergemeinschaftung von Staatsschulden. Letztlich ist es egal, ob

er dabei dem Charme Merkels erlag oder ob die Warnung der

Ratingagenturen an seine Pariser Adresse von einer nachhaltigeren

Wirkung gewesen ist, als es zunächst den Anschein hatte.

Ein Kraftakt, der die Finanzmärkte beeindrucken soll, ist das

Vorziehen des dauerhaften Euro-Rettungsmechanismus ESM von Mitte 2013

auf 2012. Nachhaltig wird die Wirkung aber nur, wenn auch die anderen

Vereinbarungen ebenfalls die Zustimmung aller 27 EU-Staaten oder

mindestens der 17 Mitgliedsstaaten der Euro-Währungsunion finden.

Insbesondere geht es dabei um eine verschärfte Kontrolle der

nationalen Haushalte. Die Entscheidung über den Etat ist

traditionellerweise das Königsrecht jedes Parlaments. Es in seinen

Befugnissen einzuschränken, ist eine Systemveränderung, zu der es

unter den jetzigen Umständen allerdings keine Alternative gibt. Die

Briten werden sie trotzdem ablehnen. Merkel und Sarkozy haben schon

angekündigt, die Schuldenbremsen notfalls auch nur in den

Mitgliedsstaaten der Währungsunion durchzusetzen. Dort allerdings

führt kein Weg an ihrer Einführung vorbei - es sei denn ein Weg aus

dem Euro heraus. Im Detail bietet die Frage, mit welcher

qualifizierten Mehrheit Sanktionen beschlossen werden müssen, noch

einen gewissen Handlungsspielraum.

Auch wenn sich am Ende der Schicksalswoche in Brüssel die anderen

europäischen Regierungen mit dem Duo Merkel/Sarkozy harmonisch zu

einem Orchester vereinigen werden, sind nicht alle Probleme gelöst.

Die neu aufgekommene Idee, beim Internationalen Währungsfonds einen

Spezialfonds zur Finanzierung von Programmen für Krisenländer

einzurichten, zeigt, wohin der Weg gehen kann - und dass er weiter

viel Geld auch des deutschen Steuerzahlers kosten wird.

Originaltext: Westfalen-Blatt

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Pressekontakt:

Westfalen-Blatt

Nachrichtenleiter

Andreas Kolesch

Telefon: 0521 - 585261

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