von Barani Krishnan
Investing.com - Nach langem Zögern fanden die Geldmanager endlich den Mut, den Preis von des internationalen Ölbenchmarks Brent über 70 USD das Fass zu schicken und damit Saudi-Arabien sein erstes Preisziel in diesem Jahr erreichen zu lassen.
Gold unterdessen beendete die zweite Woche in Folge negativ und muss über die Marke von 1.300 USD zurückkehren, damit es in neue Höhen vorstoßen kann.
Und dennoch, die unmittelbar bevorstehenden Preisbewegungen bei beiden Rohstoffen sind ausgehend von den Entwicklungen der letzten Woche alles andere als sicher.
Wochenrückblick Energie
Die bullische Phase, die Öl einen phänomenalen 33 prozentigen Gewinn im ersten Quartal gab – und dieses zum besten Vierteljahr des letzten Jahrzehnts machte – ging am Montag weiter, als starke Daten von der OPEC und der chinesischen Industrie hereinkamen.
Die Produktion in 14 Mitgliedsstaaten der OPEC fiel im März den vierten Monat in Folge, als sie um weitere 295.000 Fass am Tag (barrels per day, bpd) auf 30,385 Mio bpd fiel. Saudi-Arabien hat seine eigene Fördermenge auf ein Vierjahrestief von 9,82 Mio bpd eingedampft, zeigte eine Bestandsaufnahme von Bloomberg, die mit Hilfe von Offiziellen, Analysten und Schifffahrtsdaten erstellt wurde.
In China ist die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, gemessen am Caixin-Index, im März stärker gestiegen als erwartet, was die Sorgen über eine konjunkturelle Verlangsamung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt schwinden ließ.
Öls Marsch nach oben war ungebrochen, sogar nachdem das American Petroleum Institute, in seinem regulären Lagebild vom Dienstag zu Angebot und Nachfrage in den USA berichtet hatte, dass die Vorräte gestiegen sind, statt wie erwartet zu fallen.
Aber die Bestätigung hierfür durch die US-Energieinformationsagentur, dass die Rohölvorräte um 7,2 Mio Fass über die Woche zum 29. März gestiegen sind – nachdem sie in der Vorwoche schon um 2,8 Mio zugenommen hatten – stoppte die Ölbullen momentan. Während ein Gutteil des Anstiegs der Vorräte auf die Probleme am Houston Schifffahrtskanal zurückgeführt werden können, ließen die Daten doch Frage über die Nachfrage nach Rohöl aufkommen.
Und dennoch konnte Brent am Donnerstag die 70,03 USD durchbrechen, zum ersten Mal in fast fünf Monaten und erreichte bis vor dem Wochenende 70,47 USD. Die US-Leitsorte West Texas Intermediate (WTI) kam am Freitag auf 63,34 USD, ihrem höchsten Preis seit November, als sie von den wiedererstarkten US-Beschäftigungsdaten vom März und der Zuversicht über einen baldigen amerikanisch-chinesischen Handelsdeal in die Höhe geschoben wurden. Gegenläufige Daten, denen nach die US-Ölfirmen in der letzten Woche 15 neue Bohrplattformen in Betrieb genommen haben, die erste Zunahme in sieben Wochen, wurden links liegen gelassen.
Während also der Weg des geringsten Widerstands beim Öl nach oben zu führen scheint, wird seine Preisentwicklung in der kommenden Woche davon abhängen, ob Hedgefonds und andere mit Longpositionen, ihre Gewinne teilweise realisieren werden, nachdem der Preis fünf Wochen in Folge gestiegen war. Eine weitere substanzielle Erhöhung der Einspeisungen in die US-Öllager oder der aktiven Bohrplattformen könnte der Rallye ebenfalls ein Ende bereiten.
Phil Flynn, Energieanalyst beim Broker The Price Futures Group aus Chicago, beschreibt das realwirtschaftliche Bild beim Öl als “immer noch sehr bullisch”, fügte aber an, dass “der Markt mehr Daten will, bevor er die Preise auf das nächste Niveau schickt”.
Petromatrix, eine Ölberatungsgesellschaft aus dem Schweizer Kanton Zug, sagt, dass das technische Bild bei Brent ebenfalls fragwürdig aussieht, nachdem der Preis in dieser Woche auf den 200-Tagesdurchschnitt geschnellt war.
Petromatrix wörtlich:
"Wir halten das gegenwärtige technische Bild für zu sauber und das spricht nicht für das Halten einer offenen Position. Geldmanager halten erhebliche Längen von Rohölfutures und werden enttäuscht sein, wenn sie kein neues Kaufinteresse für Brent über 70 USD finden."
Benzin blieb der Überflieger im Energiekomplex, mit 49% Plus bisher in diesem Jahr zum Ende der Woche. Heizöl, das eher ein Maß für den Diesel und andere Kraftstoffe ist, gewann in diesem Jahr 22% hinzu.
US-Erdgas beendete die Woche 0,6% höher zu 2,678 USD per million British thermal units, nachdem es die erste Nettoeinspeisung von Gas in die Kavernen gegeben hatte und mildere Witterung zum Frühling eingesetzt hat, was auf keine unmittelbare Nachfrage zum Heizen oder Kühlen hindeutet.
Wochenrückblick Edelmetalle
Gold begann die Woche tiefer, nachdem der neue Caixin-Index vom Montag suggeriert hatte, dass das produzierende Gewerbe in China beginnt, sich von einem scharfen Konjunktureinbruch zu erholen. Investoren hatten in den vergangenen Monaten viel Geld in das Edelmetall gesteckt, zum Teil wegen Sorgen, das Peking das geringste Wirtschaftswachstum in drei Jahrzehnten bekanntgeben könnte.
Das Auf und Ab unter 1.300 USD ging am Donnerstag weiter, inmitten von Berichten, dass Washington und Peking die meisten der Probleme ihres langwierigen Handelsstreits gelöst hätten, aber immer noch miteinander feilschen, wie das Handelsabkommen um- und durchzusetzen sein soll. US-Präsident Donald Trump, der niemals Zurückhaltung übt, wenn es darum geht, sich des geringsten Fortschritts seiner Administration im Hinblick auf China zu brüsten, war letzte Woche ungewöhnlich in Bezug auf die Aussichten für einen Deal ungewöhnlich zurückhaltend.
Und dann gab es am Freitag auch noch erstarkte US-Beschäftigungsdaten vom März, die die Goldanleger sich wundern ließen, ob die Fed die Zinsen länger tief halten werde, bei mehr so ermutigenden Wachstumsdaten oder sogar wieder die quantitative Lockerung auflegen wird, wofür sich Trump stark macht. Gold am Spotmarkt hat sich über die Woche kaum von der Stelle gerührt und lag nur knapp unter 1.292 USD die Feinunze.
Palladium fiel am Spotmarkt über die Woche um 0,8%, blieb aber im 1.400er Dollarbereich für die Feinunze und damit das teuerste Metall der Welt.
Kalender Energie für die kommende Woche
Dienstag, der 9. April
American Petroleum Institute Wochenreport zu den US-Ölvorräten
Mittwoch, der 10. April
OPEC Monatsreport
EIA-Wochenreport zu den US-Ölvorräten.
Donnerstag, der 11. April
IEA-Monatsreport zu Ölangebot und -nachfrage
EIA-Wochenreport zum Erdgas
Freitag, der 12. April
Baker Hughes wöchentlichen Zählung der aktiven Bohrplattformen
Kalender Edelmetalle für die kommende Woche
Montag, der 8. April
US-Auftragseingänge in Fabriken
Deutsche Handelsbilanz
Dienstag, der 9. April
US-Konjunkturerwartungen
Rede vom Federal Reserve Mitglied Richard Clarida
Japan Erzeugerpreisinflation
Mittwoch, der 10. April
Rede von Bank of Japan Gouverneur Kuroda
Britisches BIP, IPI, Produktion im verarbeitenden Gewerbe, Handelsbilanz
Chinesische Verbraucherpreisinflation
Donnerstag, der 11. April
Chinesische Importe, Exporte, Handelsbilanz
Rede von FOMC-Mitglied Clarida
USA: Kerninflation der Erzeugerpreise, Erstanträge auf Arbeitslosengeld, 4-Wochendurchschnitt der Erstanträge
Deutsche Verbraucherpreisinflation
Freitag, der 12. April
China: Ausländische Direktinvestitionen
Konsumklima der Universität von Michigan für April