Von Gina Lee
Investing.com – Der Ölpreis hat sich am Freitagmorgen auf den europäischen Märkten weiter abgeschwächt. Viele Händler bewerten noch immer die umfangreiche Freigabe strategischer US-Reserven. Gespannt blicken sie auch auf ein Treffen der wichtigsten Verbraucherländer, bei dem über eine erneute Freigabe der Ölreserven diskutiert werden soll.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verlor bis 5:37 Uhr MEZ 0,08 % auf 104,63 USD, wobei der Kontrakt für Mai 2022 am 31. März bei 107,91 USD auslief. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es 0,37 % nach unten auf 99,91 USD. Kurz zuvor hatte die Ölsorte ein Hoch bei 101,75 USD erreicht.
Sowohl Brent- als auch WTI-Future steuerten am Freitag auf einen wöchentlichen Verlust von rund 13 % zu, den größten seit zwei Jahren.
Die Internationale Energieagentur (IEA) trifft sich heute, um eine weitere Notfreigabe von Ölreserven zu erörtern, die ihrer Vereinbarung am 1. März folgen würde, rund 60 Millionen Barrel freizugeben. Die USA kündigten ihrerseits am Donnerstag eine Freigabe von 1 Million Barrel pro Tag aus der U.S. Strategic Petroleum Reserve (SPR) an. Die Freigabe erfolgt über sechs Monate ab Mai 2022 und ist die bisher umfangreichste Freigabe von Ölreserven.
Mit der russischen Invasion in die Ukraine und den nachfolgenden Sanktionen wurden die Öllieferungen aus Russland ausgesetzt. Die Anleger warten jetzt gespant darauf, wie viel Öl die IEA freigeben wird. Sie erwarten jedoch keine signifikanten langfristigen Auswirkungen auf den Markt.
„Frühere Freigaben der SPR haben Zeit gebraucht, um sich auf dem Markt bemerkbar zu machen und hatten kaum Auswirkungen auf die Preise“, schrieben die Analysten von ANZ Research in einer Mitteilung.
Während Biden die US-Produzenten aufforderte, die Produktion zu erhöhen, warnte ANZ, dass die massive SPR-Freigabe nach hinten losgehen und die Produzenten davon abhalten könnte, mehr zu fördern.
„Das Ausmaß der vorgeschlagenen Freigabe ist groß genug, um das Angebotsdefizit auf dem Rohölmarkt für einen bestimmten Zeitraum größtenteils oder sogar vollständig auszugleichen“, sagte Tobin Gorey, Rohstoffanalyst der Commonwealth Bank, gegenüber Reuters.
„Die Maßnahme führt voraussichtlich dazu, dass die Preise für diesen Zeitraum gedrückt werden, aber danach konzentriert sich der Markt auf die Produktionssteigerungen der OPEC+.“, fügte er hinzu.
In der Zwischenzeit hielt die Organisation der erdölexportierenden Länder und ihre Verbündeten (OPEC+) an ihren Plänen fest, die Fördermenge im Mai um 432.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Die Organisation widerstand damit dem westlichen Druck auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die Produktion stärker zu steigern.