AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der Preis für europäisches Erdgas ist am Freitag auf den tiefsten Stand seit 2021 gefallen. Der Preis für den richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat sank an der Börse in Amsterdam bis auf 22,31 Euro je Megawattstunde (MWh). So günstig wurde der Kontrakt zuletzt im Mai 2021 gehandelt und damit lange bevor der russische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine einen extremen Preissprung ausgelöst hatte. "Die Talfahrt am europäischen Gasmarkt findet kein Ende", sagte Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank (ETR:CBKG). Sie erklärte die Entwicklung mit einer milden Witterung und der schwächelnden Konjunktur. Seit Beginn des Jahres hat sich der Rohstoff etwa 30 Prozent verbilligt.
Seit etwa vier Monaten ist der Preis für Erdgas tendenziell auf Talfahrt. Der Beginn des Gaza-Kriegs im Nahen Osten hatte die Notierungen im vergangenen Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen, dann setzte aber im November eine Trendwende ein.
In vielen europäischen Ländern ist der Winter vergleichsweise mild ausgefallen. Dies bremst die Gasnachfrage. Darüber hinaus sorgt die lahmende Konjunktur für weniger Verbrauch an Erdgas. In Deutschland, der größten europäischen Volkswirtschaft, leidet die Wirtschaft länger als erwartet unter einer Schwächephase, die sich vor allem in den Industriebetrieben zeigt.
Wie aus Daten der Bundesnetzagentur vom Januar hervorgeht, lag der Gasverbrauch in den Monaten Oktober bis Dezember in der Industrie 16 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Zwar ist der Gesamtfüllstand der Erdgasspeicher in Deutschland seit Beginn des Jahres nahezu kontinuierlich gesunken. Er ist aber für die Jahreszeit weiterhin vergleichsweise hoch. Am 21. Februar lag der Gesamtfüllstand bei 71,15 Prozent, wie aus jüngsten Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorgeht.
Im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine war der Gaspreis im Jahr 2022 in nie gekannte Höhen gestiegen. Damals wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig, nachdem Russland seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte.