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Fed-Zinsentscheidung: Drei Szenarien für den Goldpreis

Veröffentlicht am 30.10.2019, 10:57
© Reuters.
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Investing.com - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird heute Abend voraussichtlich ihr Leitzinsband um einen Viertelprozentpunkt auf 1,50 bis 1,75 Prozent absenken. Es wäre die dritte Zinssenkung in diesem Jahr. Auch diese dürfte sich wieder auf den Goldpreis auswirken.

Fed-Chef Jerome Powell bezeichnete die jüngsten Zinssenkungen im Juli und September als "Anpassung in der Mitte des Zyklus" und als "Absicherung gegen anhaltende Risiken". Damit reagierte er speziell auf die negativen Auswirkungen des anhaltenden Handelskriegs zwischen den USA und China auf die US-Wirtschaft. Auch der Brexit stellt ein externes Risiko dar.

Innerhalb der Fed sind sich die Notenbanker jedoch alles andere als einig über den weiteren Zinsverlauf. Im September wurde entschieden, den Leitzins mit sieben zu drei Stimmen zu senken. Auch der Dot-Plot der Fed zeigte, dass die Entscheider über den zukünftigen Zinsausblick gespalten sind.

Sieben FOMC-Mitglieder - von 17, wenn man nicht stimmberechtigte Mitglieder mit einbezieht - erwarten eine weitere Senkung in diesem Jahr. Bis Ende nächstes Jahres sieht jedoch keiner der Entscheidungsträger den Leitzins unter den Bereich von 1,50 bis 1,75 Prozent fallen. Demnach verschiebt sich das Übergewicht im Ausschuss zu höheren Zinssätzen.

Insofern dürfte heute Abend mehr der Ausblick der Zinsen im Fokus stehen, als die Entscheidung selbst.

Hier sind drei mögliche Szenarien für den Ausgang der Entscheidung der Federal Reserve und dessen Auswirkung auf den Goldpreis:

Szenario eins: Powell senkt die Zinsen erneut, wechselt dann aber ins Lager der Falken - Goldpreis fällt leicht

Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch

Die Federal Reserve liefert eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte, die das Zielband der Fed-Funds-Rate auf 1,50 bis 1,75 Prozent bringen würde. Gleichzeitig wechselt Fed-Chef Jerome Powell in das Lager der geldpolitischen Falken und erklärt, dass die Anpassung in der Mitte des Zyklus angesichts der robusten US-Wirtschaft und des Rückgangs der externen Risiken abgeschlossen ist. Das würde die Märkte sicherlich enttäuschen. Der US-Dollar und die US-Renditen dürften steigen. Edelmetallanleger, die auf weitere Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr gesetzt hatten, dürften weitere Gewinne bei Gold vom Tisch nehmen.

In diesem Szenario könnte der Goldpreis die Unterstützung aus der Unterkante der Dreiecksformation sowie die Glättung der letzten 90 Tage bei 1.485 Dollar bis 1.478 Dollar kurzzeitig unterschreiten und das Oktobertief von 1.459 Dollar antesten. Die quantitativen Indikatoren wie MACD, Stochastik und ADX würden dieses Szenario unterstützen. Alle drei stehen auf "Verkaufen".

Szenario zwei: Powell senkt die Zinsen erneut, aber betont, angemessen zu handeln, um die Konjunkturexpansion aufrecht zu halten - Goldpreis steigt zurück über 1.500 Dollar

Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel

Der Chef des Federal Reserve senkt den Leitzins abermals um einen Viertelprozentpunkt. Zugleich lässt er die Tür für eine Zinssenkung im Dezember offen, indem er sagt, die Notenbank „werde angemessen handeln, um die Konjunkturexpansion aufrecht zu halten“. Die Ampel bei Gold würde wieder auf grün springen und den Preis des Edelmetalls mindestens über die Marke von 1.500 Dollar befördern. Niedrige Zinsen sind gut für Gold, weil das die Renditen von US-Treasuries wieder nach unten schieben dürfte und damit keine echte Alternative darstellen. Gleichzeitig wäre es das Worst-Case-Szenario für den US-Dollar-Index, der sich wieder unter seine 200-Tage-Linie bei 97,19 Punkten zurückziehen dürfte. Das erhöht das Risiko weiterer Verluste für den DXY, aber zugleich die Wahrscheinlichkeit für einen steigenden Goldpreis, da dieser auf Dollar lautet.

Szenario drei: Die Fed belässt die Zinsen unverändert und begründet dies damit, dass die Anpassung in der Mitte des Zyklus abgeschlossen sei - Goldpreis kommt stark unter Druck

Eintrittswahrscheinlichkeit: Gering

Im dritten, aber unwahrscheinlichsten Szenario, belässt die Federal Reserve den Leitzins unverändert und erklärt die so genannte Mid-Cycle Adjustment für abgeschlossen. Dies wäre das Worst-Case-Szenario für den Goldpreis. Das Tail-Risk dafür ist zwar relativ gering, da es weder einen endgültigen Handelsdeal zwischen den USA und China gibt, noch Anzeichen für eine zunehmende Wirtschaftsaktivität. Aber Anleger sollten einen solchen Schritt nicht völlig ausschließen. Schließlich ist Fed-Chef Powell kein gelernter Ökonom, er hat Politik und Jura studiert.

Sollte Powell die Zinsen zudem unverändert lassen, dürfte sich auch die Wahrscheinlichkeit für eine Unterzeichnung des Teil-Deals zwischen den USA und China auf dem Apec-Gipfel Mitte November in Chile weiter erhöhen. Schließlich kann sich Trump keine Turbulenzen an den Aktienmärkten erlauben, die es wohl kurzzeitig wegen der Fed-Entscheidung, die Zinsen unverändert zu lassen, geben dürfte. Powell könnte also mit diesem Schritt einer neuerlichen Eskalation im Handelskrieg einen Riegel vorschieben.

Wie dem auch sei: in diesem Szenario droht dem Goldpreis wohl nicht nur die negative Auflösung des o.g. Dreiecks und der damit einhergehende Rückgang auf 1.459 Dollar, sondern mindestens der Fall auf das ehemalige Ausbruchsniveau bei 1.439 Dollar. Gelingt dem Goldpreis hier keine Stabilisierung, ist der nächste Halt die psychologisch wichtige Marke von 1.400 Dollar. Übergeordnet bleibt der Aufwärtstrend intakt, solange Gold über 1.339 Dollar handelt und da jeder Deal zwischen den USA und China wahrscheinlich ein Fake-Deal ist, dürfte sich das Edelmetall spätestens an diesem Niveau wieder stabilisieren und allmählich gen Norden drehen.

Fazit:

Das Szenario mit der höchsten Wahrscheinlichkeit ist Nr. 1. Powell kann sich den Wechsel in das Lager der Falken leisten. Denn die Fed muss die drei Zinssenkungen im Juli, September und wahrscheinlich im Oktober erst einmal auf die Wirtschaft wirken lassen. Zudem stehen die Chancen recht gut, dass China und die USA Mitte November einen Teil-Deal unterzeichnen. Auch an der Brexit-Front werden Fortschritte gemacht. Damit gehen die externen Risiken zurück. Vergessen sollte man auch nicht, dass die Fed ein duales Mandat besitzt. Danach soll die Fed für Preisstabilität und Vollbeschäftigung sorgen. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,5 Prozent auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren, während die Kernrate der Verbraucherpreise mit 2,4 Prozent oberhalb des Ziels von 2 Prozent liegt. Die Fed wäre daher gut beraten, sich die verbleidenden 7 Zinssenkungen (bis der Wert null erreicht wird) für schlechtere Zeiten aufzusparen.

Für den Goldpreis bedeutet Szenario eins eine sich fortsetzende Abwärtskorrektur. Dramatische Kursverluste dürften aber nicht drohen. Schließlich bleibt 1) die Geldpolitik der Fed akkommodierend, insbesondere mit Blick auf die Interventionen am Repo-Markt, 2) der Handelskrieg zwischen den USA und China trotz der jüngsten Deeskalation eine Wildcard und 3) der Realzins aufgrund der expansiven Notenbankpolitik nahe null.

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Von Robert Zach

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