Basel (Reuters) - Novartis-Chef Joseph Jimenez kann erhobenen Hauptes abtreten.
Nach Jahren des Umbaus und der Stagnation dürfen die Aktionäre des Pharmakonzerns aus Basel wieder mit steigenden Verkaufserlösen rechnen. "Wir blicken auf die nächsten fünf Jahre und sind optimistisch bezüglich eines soliden Umsatzwachstums", sagte Vasant Narasimhan, der Jimenez im Februar an der Spitze des weltgrößten Herstellers von verschreibungspflichtigen Medikamenten ablösen wird, am Mittwoch. Doch Jimenez hinterlässt seinem Nachfolger, der wie er Amerikaner ist, auch Baustellen: Der 41-Jährige muss eine Lösung für die Augenheilsparte Alcon finden und die Generika-Tochter Sandoz kämpft vor allem in den USA mit Gegenwind.
Für das laufende Jahr stellt Novartis (SIX:NOVN) einen Umsatzanstieg um einen niedrigen bis mittleren Prozentbetrag in Aussicht. Der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn dürfte stärker im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegen. Die Vorgaben gelten unter Ausschluss von Wechselkurseffekten. 2017 lag der Umsatz mit 49,1 Milliarden Dollar um zwei Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert. In den vergangenen Jahren schmälerte die Generika-Konkurrenz für wichtige Umsatzbringer wie etwa das Blutkrebsmittel Glivec die Erlöse. Auf der Gewinnseite schlugen Investitionen zur Ankurbelung des Verkaufs des Herzmedikaments Entresto und Sanierungskosten für Alcon zu Buche.
Doch zunehmend können jüngst auf den Markt gebrachte Arzneien die Einbußen wettmachen. Das Medikament Cosentyx zur Behandlung von Schuppenflechte trug 2,1 Milliarden Dollar zum Umsatz bei und die Verkaufserlöse von Entresto verdreifachten sich nahezu auf 507 Millionen Dollar. Und neue potenzielle Milliardenmedikamente wie das Migräne-Mittel AMG334 und RTH258 gegen die Augenerkrankung AMD versprechen weiteren Schub.
Unter dem Strich verdiente Novartis im vergangenen Jahr 7,7 Milliarden Dollar. Die Aktionäre sollen 2,80 Franken Dividende je Aktie erhalten, fünf Rappen mehr als zuletzt. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Mit einem Kursplus von 2,7 Prozent setzten sich die Novartis-Aktien an die Spitze der europäischen Gesundheitswerte. "Cosentyx, Entresto und die neuen Pipeline-Projekte werden angereichert von einer besser als erwarteten Erholung von Alcon", erklärte Jefferies-Analyst Jeffrey Holford.
GENERIKA-GESCHÄFT BEREITET SORGEN
Zum Sorgenkind könnte dagegen das Geschäft mit Nachahmermedikamenten werden. Vor allem in den USA stehen die Preise für Generika zunehmend unter Druck. Der Umsatz der Konzerntochter Sandoz dürfte dieses Jahr stagnieren oder sogar leicht sinken, erwartet das Management. Bereits 2017 gingen die Verkaufserlöse und der bereinigte Betriebsgewinn zurück. Narasimhan will an Sandoz festhalten, in den USA das Medikamentenportfolio jedoch "offensiv umgestalten".
Eine Entscheidung über die Zukunft des Augenheil-Geschäfts Alcon stellte der Manager frühestens für die erste Jahreshälfte 2019 in Aussicht. Zwar kehrte die auf Augenchirurgie und Kontaktlinsen ausgerichtete Sparte im vergangenen Jahr zu Umsatzwachstum zurück, blieb operativ aber in den roten Zahlen. Im Oktober hatte Novartis die Entscheidung über die Zukunft des einst für mehr als 50 Milliarden Dollar von Nestle (SIX:NESN) gekauften Geschäfts, das die hohen Erwartungen nie erfüllen konnte, vertagt.
Bei Zukäufen will Narasimhan an der bisherigen Herangehensweise des Konzerns festhalten und setzt auf ergänzende Akquisitionen. "Uns gefallen Zukäufe wie jüngst AAA, mit der wir neue Technologieplattformen hereinbringen." Novartis hat für den französischen Krebsspezialisten Advanced Accelerator Applications (AAA) 3,9 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt.