Investing.com - Der Goldpreis hat am Freitag seinen Höhenflug fortgesetzt und ein Dreimonatshoch erreicht. Damit steuert das Edelmetall auf den zweiten Wochengewinn in Folge zu. Der Nahost-Konflikt, der die Nachfrage nach sicheren Häfen anheizt, und klare Signale für ein Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed stützen die Notierung.
Spotgold stieg am Vormittag um 0,4 % auf 1.982 Dollar je Feinunze. Zuvor hatte es den höchsten Stand seit dem 20. Juli erreicht. Der in den USA gehandelte Gold-Future kletterte um 0,70 % auf 1.994 Dollar und lag damit unweit der psychologisch wichtigen Marke von 2.000 Dollar.
"Starke Käufe sicherer Häfen treiben den Goldpreis weiter nach oben. Gleichzeitig durchbricht der Goldpreis wichtige technische Marken und zwingt bearish eingestellte Händler, ihre Positionen zu schließen", hieß es bei ANZ Research.
Gold, das in Zeiten politischer und finanzieller Unsicherheit häufig als sicherer Hafen betrachtet wird, legte in dieser Woche um knapp 3 % zu.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte am Donnerstag gegenüber den an der Grenze zum Gazastreifen versammelten Truppen, dass sie die palästinensische Enklave bald "von innen" sehen würden, was darauf hindeutet, dass eine Bodenoffensive gegen die Hamas kurz bevorstehen könnte.
"Abgesehen von der humanitären Katastrophe in der Region steht die Frage im Mittelpunkt, ob es auch an der Nordgrenze Israels zum Libanon zu einer Eskalation kommt und was der Iran gegebenenfalls zu sagen oder zu tun gedenkt, wenn die israelischen Streitkräfte ihre Bodenoffensive im Gazastreifen starten", schrieben die Experten der ING (AS:INGA) Bank. "Diese ungewissen Aussichten halten das Rohöl der Sorte Brent über der 90-Dollar-Marke, haben den Goldpreis in die Höhe getrieben und den Schweizer Franken in der vergangenen Woche zur stärksten Währung der G10-Länder gemacht."
Auch die Aussicht, dass die Fed am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angekommen sein könnte, stützte den Goldpreis.
"Gold wurde durch die nachlassenden Befürchtungen einer weiteren Zinserhöhung der Fed im Jahr 2023 unterstützt. Wir bleiben für Gold im Jahr 2023 neutral und erwarten einen Durchschnittspreis von 1.950 Dollar pro Unze", zitiert Reuters Fitch Solutions.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell räumte in seiner Rede vor dem Economic Club of New York "grundsätzlich" ein, dass der Renditeanstieg zu einer weiteren Straffung der finanziellen Bedingungen beitrage und "am Rande" die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen verringern könnte.
Höhere Zinsen lassen die Opportunitätskosten für das Halten von Gold steigen.
Laut CME FedWatch gehen die Märkte weitgehend davon aus, dass die Fed die Leitzinsen auf ihrer Sitzung im nächsten Monat unverändert lassen wird. Auch die Wahrscheinlichkeit eines finalen Zinsschrittes im Dezember um 25 Basispunkte ist zuletzt deutlich zurückgegangen.
Mit Blick auf das Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA schreiben die Goldexperten von Ophirum: "Sobald die Zinswende in den Vereinigten Staaten eingeläutet wird – und das wird sie über kurz oder lang –, könnte Gold kräftig an Glanz gewinnen. Grund: Im Fahrwasser sinkender Leitzinsen sollten nicht nur die Realzinsen nachgeben, sondern auch der Dollar. Und dies wiederum dürfte dem Goldpreis spürbaren Auftrieb verleihen, wird Gold doch rund um den Globus fast ausschließlich in Dollar gehandelt. Verliert der Greenback also an Wert, gewinnt das Edelmetall für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum somit an Attraktivität."