Investing.com - Trotz widersprüchlicher Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China ist der Goldpreis am Donnerstag unter Druck geraten. Das Edelmetall beschleunigte südwärts, als Berichte über den Ticker liefen, wonach China die US-amerikanische Delegation für eine neue Verhandlungsrunde eingeladen hat. Die wiederaufflammende Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit ließ die US-Renditen steigen und hat damit den Goldmarkt etwas belastet. Dubioserweise rutschte auch die Wall Street ab.
"Die USA und China haben keine Ahnung, was sie bei einem Handelsabkommen erreichen wollen", sagte Randy Frederick, Vice President of Trading and Derivatives bei Charles Schwab, gegenüber CNBC. "Jeden Tag ist etwas anderes. Sie stehen kurz vor einem Deal. Dann stehen sie wieder nicht kurz vor einem Deal."
"Solange es diese Gerüchte gibt, wie soll der Markt wissen, was zu tun ist? Das ist verwirrend", gibt Frederick zu.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember, der an der COMEX gehandelt wird, ist 9,65 Dollar oder 0,65 Prozent auf 1.464,55 Dollar je Feinunze gefallen. Gestern markierte das Edelmetall mit 1.479,15 Dollar noch ein neues Dreiwochenhoch.
Spot-Gold verbilligte sich um 6,70 Dollar oder 0,46 Prozent auf 1.464,31 Dollar je Feinunze.
"Die Aktienmärkte sind im Moment etwas schwach, aber Gold ist immer noch negativ und das ist ein bisschen besorgniserregend. Wenn die Aktien weiter nach oben gehen und etwas mehr Optimismus in Bezug auf das Handelsabkommen aufkommt, dann erwarte ich einen Washout bei Gold", sagte Daniel Pavilonis, Senior Market Strategist bei RJO Futures, wie Reuters berichtete.
Während eines Telefonats soll der chinesische Vizepremier Liu He den Handelsbeauftragten der USA, Robert Lighthizer, und den Finanzminister Steven Mnuchin nach Peking eingeladen haben, um erneut Gespräche zu führen. Das berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag. Angeblich soll diese Einladung jedoch vor der Hongkong Resolution ausgesprochen worden sein.
Unklar ist außerdem, ob die US-Chefunterhändler die Einladung von Liu He angenommen hatten. Allerdings besagt der Artikel, dass die US-Handelsvertreter bereit waren, sich mit ihren chinesischen Kollegen zu treffen. Unterdessen berichtete die South China Morning Post unter Berufung auf eine Person, die der Trump-Administration nahe stehen soll, dass beide Länder kurz vor einem Deal stehen.
Letztere Headline hob den Risikoappetit der Anleger etwas an: die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen zog spürbar an, für den iShares 20+ Year Treasury Bond (NASDAQ:TLT) und iShares TIPS Bond (NYSE:TIP) ging es indes nach unten. Auch der US Dollar Index legte leicht zu. Der Goldpreis rutschte so unter die Marke von 1.470 Dollar je Feinunze zurück.
"Am Ende wird Gold freilich weiter steigen, aber wir könnten einen Washout sehen, bevor der Markt sich erholt. Es besteht die Möglichkeit, dass wir zur 200-Tage-Linie bei gut 1.400 Dollar zurückkehren, um etwas Support zu erhalten", fügte Pavilonis hinzu.
Ob die Risikobereitschaft, die die Wall Street am Donnerstag nicht erreichte, da Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq im Minus schlossen, anhalten wird, ist unklar.
Gestern hatte der US-Senat ein Gesetz zur Unterstützung der Pro-Demokratie-Bewegung in Hongkong verabschiedet, das die Handelsgespräche zwischen den beiden größten Volkswirtschaft auf der ganzen Welt negativ zu beeinträchtigen droht. Peking kritisierte die Resolution scharf und droht den USA nun mit Gegenmaßnahmen. Noch muss das Gesetz jedoch von Trump unterzeichnet werden.
"Man geht davon aus, dass der Präsident den Gesetzentwurf zur Autonomie Hongkongs unterzeichnet, was den Fortgang der Gespräche erschweren könnte", sagte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions, in einer Notiz. "Bedauerlicherweise hat die Citigroup (NYSE:C) ihr Dreimonatsziel für den Goldpreis um 85 Dollar gesenkt, wenngleich sie mittelfristig gegenüber dem Metall optimistisch bleibt und bis 2021 neue zyklische Hochs erwartet."
Morgen stehen die Einkaufsmanagerindizes per Berichtsmonat November aus den USA im Fokus. Obwohl sich die Stimmungsbarometer in den letzten Monaten leicht erholt haben, bleiben sie auf niedrigem Niveau.