von Robert Zach
Investing.com - Nach den Verlusten vom Vortag stabilisiert sich der Goldpreis am Donnerstag etwas. Zwar sackte das gelbe Metall zunächst auf den tiefsten Stand seit einem Monat ab, erholte sich dann aber mit US-Börsenbeginn.
Der Gold-Future zur Dezember-Lieferung wurde gegen 16.15 Uhr 0,26 Prozent tiefer bei 1.871,45 Dollar je Feinunze gehandelt. Das Tageshoch liegt bislang bei 1.885,05 Dollar und das Tagestief, das zugleich ein neues einmonatiges Tief markiert, bei 1.559,54 Dollar.
Für den Spot-Goldpreis ging es um 0,30 Prozent nach unten auf 1.871,28 Dollar.
"Niemand will im Vorfeld der Wahl irgendwelche aggressiven Positionen eingehen", zitierte Reuters StoneX-Analystin Rhona O’Connell.
"Vorher müssen erst einmal die Gespräche über den Stimulus wieder anlaufen, und natürlich haben wir im Hintergrund die Pandemie, wobei sich in den kommenden drei, vier Wochen oder so alles auf Washington konzentriert, und ich bezweifle sehr, dass wir bis nach der Wahl irgendeine Art von Volatilität sehen werden".
Im Vorfeld der Wahl am 3. November liegt der demokratische Herausforderer Joe Biden zwar landesweit vor US-Präsident Donald Trump, aber in den Swing-Staaten bleibt das Rennen spannend.
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Das gestrige De-Risking setzte den Goldpreis unter Druck und sorgte dafür, dass er am Ende 1,7 Prozent tiefer aus dem Handel ging. Es war der größte Tagesrückgang seit dem 23. September. Zur gleichen Zeit nahm die Dynamik der ETF-Abflüsse zu.
"Gegenüber dem gesamten Edelmetallkomplex bleiben wir weiterhin pessimistisch eingestellt", sagte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions. "Ohne einen radikalen und überraschenden Paradigmenwechsel ist es unwahrscheinlich, dass das Bullenlager kurzfristig wieder die Kontrolle erlangt, weshalb wir weiterhin die Septembertiefs anpeilen, aber angesichts des wachsenden Lockdown-Risikos in den USA, falls die Zahlen weiter so dynamisch steigen, könnten die Preise für Gold und Silber noch sehr viel tiefer fallen".
Der Silberpreis war gestern um fast 5 Prozent abgeschmiert, erholte sich aber am Donnerstag moderat. Zuletzt lag der Silber-Future zur Dezember-Lieferung 0,52 Prozent über dem Mittwoch-Schlusskurs bei 23,47 Dollar je Feinunze.
Langfristig bleiben die Aussichten für das Edelmetall aber glänzend, sagte Blue Line Futures-Chefanalyst Phil Streible gestern in einem Interview mit Kitco.
"Die US-Notenbank hält die Zinssätze nahe Null, sie macht bis 2021 alles, was nötig ist, und wir werden diesen Stimulus sehen, und dann wächst die Bilanz weiter, und Gold und Silber heben wieder ab", sagte er.
Auf lange Sicht stelle der gestrige Ausverkauf daher eine gute Kaufgelegenheit dar, so Streible.
"Man muss diese Pullbacks nutzen, um Positionen auszubauen. Seien Sie kein Konsens-Händler, jagen Sie nicht den Höchstständen nach, sondern kaufen Sie die Korrekturen, wie wir sie heute sehen", sagte er. "Viele Leute sehen rot, ich sehe darin eine großartige Gelegenheit."
Der US-Dollar-Index hält sich derweil stabil in der Nähe seiner Dreiwochenhochs. Der sichere Hafen profitierte in den zurückliegenden Tagen von den zunehmenden Corona-Neuinfektionszahlen, die in Deutschland und Frankreich partielle Lockdowns zur Bekämpfung der zweiten Virus-Welle ausgelöst haben.
Unterstützung lieferte dem Dollar auch die heutige EZB-Sitzung. Zwar beließ die Zentralbank ihre Leitzinsen unverändert, hat aber die Tür für neue Nothilfen weit aufgestoßen. Die Stäbe der EZB arbeiten bereits daran, wie die Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember ihre Instrumente anpassen kann, um auf die Entwicklungen zu reagieren, meinte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf ihrer Pressekonferenz.
Die Aussicht auf zusätzliche geldpolitische Impulse setzte den Euro am Donnerstag unter Druck. Er sank um 0,54 Prozent und unterschritt dabei die runde Marke von 1,17 Dollar. Das Tagestief markierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1665 Dollar, den tiefsten Stand seit Ende September.
Vor der EZB-Sitzung wurde der Goldpreis in Euro noch leicht im Minus gehandelt. Mit dem Beginn der Pressekonferenz von Lagarde konnte sich das Edelmetall jedoch um mehr als 10 Euro erholen. Zuletzt wurde es 5 Euro höher auf 1.602 Euro gehandelt.
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