Von Barani Krishnan
Investing.com - Der Goldpreis ging am Donnerstag vor der Fed-Entscheidung steil nach oben. Das Edelmetall profitiert dabei von einem schwachen Dollar. Zwischenzeitlich hatte der Kurs sogar die Marke von 1.950 Dollar geknackt. Auch Silber ist gefragt.
Am Donnerstag gewann der Dezember-Future für Gold durch eine plötzliche Abwertung der US-Währung über 50 Dollar. Dadurch stieg der Kurs über die Marke von 1.950 Dollar und stand zuletzt mit 2,8 Prozent im Plus.
Der Spot-Goldpreis, der den Handel mit Gold in Echtzeit abbildet, stieg um 41,27 Dollar oder 2,2 Prozent auf 1.944,50 Dollar.
Das Ergebnis der US-Wahl steht 48 Stunden nach der Wahlnacht noch immer nicht fest. Damit bleibt es noch offen, ob Präsident Donald Trump weitere vier Jahre im Amt bleibt oder ob sein demokratischer Herausforderer Joe Biden ihm die Macht im Weißen Haus entreißen wird.
1. Die Dollar-Schwäche spült Gold nach oben
Die Aktienkurse an der Wall Street legten dennoch den Vorwärtsgang ein: der Dow Jones sprang in Erwartung einer baldigen Bekanntgabe des Wahlsiegers um 2 Prozent nach oben. Der Dollar Index, der die Stärke des Dollar gegen sechs andere Leitwährungen misst, fiel um 0,8% auf 92,695. Da Gold in Dollar gehandelt wird, vergünstigt ein sinkender Preis des Greenbacks das Edelmetall für Käufer aus anderen Währungsräumen, was für eine zusätzliche Nachfrage sorgt.
Auch der Optimismus der Analysten, wonach unter Biden der seit zwei Jahren tobende Handelskonflikt zwischen China und den USA entschärft wird, belastete den Dollar. Schließlich förderte Trumps protektionistische Handelspolitik einen stärkeren Dollar. Die Möglichkeit eines Siegs des Demokraten Joe Biden und damit die Aussicht auf eine konventionellere und auf Regeln basierende Handelspolitik dürfte diesen Aufwertungsgrund aber allmählich negieren.
2. Die Zentralbanken lockern die Geldpolitik weiter
Gleichzeitig sollte der globale Kontext auch weiterhin zu steigenden Goldpreisen führen. Schließlich intensivieren geldpolitische Vertreter in den wichtigsten Volkswirtschaften ihre Bemühungen, die Renditen der Long-Bonds tief zu halten - die BoE kündigte heute weitere Wertpapierkäufe an, die RBA hat ein Programm zur quantitativen Lockerung Anfang dieser Woche bekannt gegeben, und die EZB könnte im Dezember weitere Maßnahmen ergreifen.
Tiefere Zinsen, ausgelöst durch die ultralaxe Geldpolitik infolge der massiven Schuldenexpansion, stützen den Goldpreis tendenziell, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall weniger attraktiv wird.
3. Der Stimulus kommt so oder so
Der Goldpreis legte auch in der Erwartung zu, dass die neue US-Regierung, unabhängig davon, wer das Kommando übernimmt, schon bald ein Konjunkturpaket für eine am Coronavirus kränkelnde Wirtschaft erlassen muss - auch wenn ein gespaltener Kongress derartige Initiativen erschweren dürfte. In der Regel kurbelt eine fiskalische Expansion den Goldpreis an.
Die Demokraten, die das Repräsentantenhaus kontrollieren, einigten sich im März mit der Trump-Administration und den Republikanern im Senat auf das Gesetz "Coronavirus Aid, Relief and Economic Security (CARES)". Im Rahmen dieses Maßnahmenpakets wurden rund 3 Billionen Dollar als Unterstützung für Arbeitnehmer, Darlehen und Zuschüsse für Unternehmen und andere individuelle Hilfen für anspruchsberechtigte Bürger bereitgestellt.
Seitdem befinden sich beide Seiten bei einem neuen Hilfsabkommen in einer Sackgasse. Der Konflikt richtet sich im Grunde genommen auf den Umfang des nächsten Stimulus, da Tausende von Amerikanern, insbesondere im Bereich der Fluggesellschaften, ohne weitere Hilfe ihren Arbeitsplatz zu verlieren drohen.