von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis ist den dritten Tag in Folge auf dem Vormarsch, dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Spekulationen hinsichtlich eines größer als von den Demokraten vorgeschlagenen Konjunkturpakets drücken den US-Dollar in den Keller und John Paulson, ein Starinvestor, der 2007 erfolgreich auf ein Platzen der Immobilienblase in den USA gewettet hatte, frohlockte mit Aussagen, wonach Gold bald als langfristiger Wertspeicher, der vor Inflation schützen kann, auf "jedermanns" Radar stehen wird.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die Dezember-Lieferung stieg um 0,85 Prozent oder 16,35 Dollar auf 1.931 Dollar je Feinunze. Das Tageshoch liegt bislang bei 1.935,95 Dollar und das Tagestief bei 1.909,40 Dollar.
"Die fundamentalen Treiber für Gold bleiben intakt, einschließlich niedriger und fallender realer Renditen (NYSE:TIP) und eines schwächeren USD", schrieben die Analysten von Standard Chartered (LON:STAN) in einer Notiz. "Zur Wiederaufnahme des Aufwärtstrends müsste der Goldpreis jedoch den Schlüsselwiderstand aus dem Mitte September erreichten Hoch bei 1.973 Dollar überwinden (der unmittelbare Widerstand liegt bei 1.929 Dollar)", fügten sie hinzu.
Der Spot-Goldpreis gewann 1,00 Prozent oder 18,39 Dollar auf 1.924 Dollar je Feinunze.
"Was wird die Nachfrage nach Gold in die Höhe treiben? Das werden die anhaltenden Stimuli, die dauerhaft negativen Zinssätze und die Sorgen der Menschen über den Anstieg der COVID-Infektion sein, weil Gold als sicherer Hafen gilt", zitierte Reuters Matousek von U.S. Global Investors.
Die Edelmetallbeobachter hoffen nach wie vor auf eine baldige Einigung der Demokraten und Republikaner auf ein neues Hilfspaket für die angeschlagene US-Wirtschaft. Pelosi und Mnuchin werden ihre Verhandlungen heute fortsetzen, nachdem die Sprecherin des Repräsentantenhauses gestern ihre Deadline zur Erzielung einer Einigung zurückzog.
Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow zeigte sich am Mittwoch optimistisch hinsichtlich eines weiteren Coronavirus-Stimulus.
Zwar könne er nicht für den Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, sprechen, doch die Dinge scheinen sich in die "richtige Richtung" zwischen den Demokraten und dem Weißen Haus zu entwickeln.
Zuvor sagte McConnell, dass der Senat die Billigung eines "größeren" Coronavirus-Hilfspakets in Erwägung ziehen werde, wenn eine parteiübergreifende Einigung erzielt werde.
Die Aussicht auf ein noch größeres Konjunkturpaket, als das von den Demokraten vorgeschlagene Konjunkturprogramm in Höhe von rund 2,2 Billionen Dollar, schickte den US-Dollar in den letzten Tagen spürbar nach unten. So markierte der US-Dollar-Index mit 92,46 den tiefsten Stand seit Anfang September.
Da Gold in Dollar gehandelt wird, vergünstigt ein sinkender Preis des Greenbacks das Edelmetall für Käufer aus anderen Währungsräumen, was für eine zusätzliche Nachfrage sorgt.
Angesichts der massiven fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen und der gigantischen Geldmengenausweitung warnen mehr und mehr Experten vor einer steigenden Inflation. John Paulson, US-amerikanischer Hedge-Fonds-Manager, meinte, Gold werde bald auf "jedermanns" Radar als langfristiger Wertspeicher gegen eine steigende Inflation stehen. Das berichteten die Goldexperten von Zaner Precious Metals in einer Notiz.
Die Fed hatte im September ihre geldpolitische Strategie an das neue Umfeld angepasst. Zukünftig werden die Notenbanker ein flexibles Inflationsmodell umsetzen, welches mit Durchschnitten arbeitet, die mittel- bis langfristig angelegt sind, auch AIT genannt. Damit kann die US-Notenbank die Inflationsrate für längere Zeit über dem Wert von 2 Prozent halten, was in der Konsequenz ein längeres Festhalten an Nullzinsen und einer potenziellen Ausweitung der QE-Maßnahmen signalisiert.
Die Rohstoffexperten von ABN Amro äußerten sich auf kurze Sicht etwas skeptischer bezüglich der Aussichten für Gold. "Die US-Wahlen stehen vor der Tür, und wir halten es aus zwei Gründen für wahrscheinlich, dass mehr Goldanleger Gewinne vom Tisch nehmen werden: Erstens kann eine größere Unsicherheit zu einem Risk-Off-Umfeld und damit zur Auflösung von Gold-Long-Positionen führen. Zweitens könnten Erwartungen eines schnelleren Wirtschaftswachstums im Falle eines Biden-Sieges den Dollar vorübergehend stützen. Infolgedessen werden die Goldpreise wahrscheinlich sinken".
Gleichwohl erwartet ABN Amro, dass der Goldpreis im kommenden Jahr erneut über die Marke von 2.000 Dollar steigen wird, weil die Federal Reserve die Zinsen für die nächsten Jahre niedrig halten wird und die Realzinsen im negativen Bereich bleiben. „Das wird die Goldpreise auch wieder im Jahr 2021 unterstützen“.
Im restlichen Metallhandel gewann Silber 0,71 Prozent, Kupfer legte um 1,28 Prozent zu und Platin stieg um 1,31 Prozent. Palladium büßte 0,12 Prozent ein.
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