ATHEN (dpa-AFX) - Vertreter Griechenlands und der Türkei sind erneut zu Gesprächen über den Streit um Rohstoffe im östlichen Mittelmeer und in der Ägäis zusammengekommen. Die Beratungen am Dienstag in der griechischen Hauptstadt Athen wurden von neuen Spannungen begleitet: Die Regierung in Ankara stellte zuletzt die Zugehörigkeit zahlreicher bewohnter Inseln wie Rhodos, Lesbos, Kos und Samos zu Griechenland in Frage.
Experten beider Länder gehen davon aus, dass die Gespräche kaum eine Chance auf konkrete Erfolge haben. Vielmehr stellen die Treffen eine Art Sicherheitsventil dar: Im Rohstoff-Streit standen die beiden Nato-Mitglieder 2020 kurz vor einem militärischen Konflikt. Der diplomatische Austausch soll dazu dienen, dass der Kontakt zwischen den Nachbarn nicht abreißt, falls die Situation erneut eskaliert. Die Gespräche waren nach langer Unterbrechung im Jahr 2021 erst durch Vermittlung Deutschlands wieder aufgenommen worden.
Die Vorstellungen über die offiziell zu behandelnden Themen gehen derweil weit auseinander: Geht es nach Ankara, sollen alle strittigen Themen auf den Tisch, darunter die jeweiligen Hoheitsgebiete und Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) in der Ägäis, die Forderung nach Entmilitarisierung griechischer Inseln vor der türkischen Küste und Differenzen über die Ausdehnung des jeweiligen Luftraums. Griechenland hingegen will ausschließlich den Erdgaskonflikt erörtern. Alle anderen Themen seien längst durch Verträge und das internationale Rechts sowie das Seerecht geklärt, argumentiert Athen.