FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf einen heftigen Geldsegen von der Europäischen Zentralbank und eine starke Wall Street haben den deutschen Aktienmarkt kräftig nach oben getrieben. Der deutsche Aktienindex Dax (DAX) kletterte am Dienstag im frühen Handel um 1,75 Prozent auf 11 797,46 Punkte und knüpfte damit nahtlos an seinen starken Wochenauftakt an. Damit sind nun die Verluste der Vorwoche restlos ausgebügelt.
Als Triebfeder verwies Händler Markus Huber von Peregrine & Black vor allem auf die Nachricht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihekaufprogramm vor der Sommer-Flaute beschleunigen wolle. Dies sei am Markt gut angekommen. Der Euro fiel in der Folge von über 1,13 US-Dollar auf unter 1,12 Dollar - das macht Waren aus dem Euroraum im Ausland billiger und erleichtert damit den Export.
Weil der Handel am Anleihemarkt von Mitte Juli bis August meist schwächer ausfalle, werde ein Teil der anstehenden Käufe bereits im Mai und Juni erfolgen, hatte EZB-Direktor Benoit Coeure am Dienstagmorgen in London gesagt. Damit sei sichergestellt, dass das durchschnittliche Kaufvolumen von 60 Milliarden Euro je Monat auch dann erreicht werde, wenn in den Sommermonaten weniger gekauft werde.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) kletterte am Dienstagmorgen um 1,43 Prozent auf 20 949,90 Zähler. Der TecDax (TecDAX) der Technologietitel rückte um 1,25 Prozent auf 1710,54 Punkte vor. Auch in Europa waren die Kurse ähnlich fest: Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone stieg um 1,88 Prozent.
REKORDE AN WALL STREET
Schon am Montag hatte die weiter steigende Wall Street zusammen mit Hoffnungen auf Fortschritte in der Griechenland-Saga und dem wieder schwächelnden Euro den Dax angeschoben. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) wie auch der umfassende US-Index S&P 500 beendeten den Vorabend auf einem Rekord.
Richtungsweisende Impulse könnten an diesem Dienstag noch von Konjunkturdaten kommen. So stehen etwa die ZEW-Konjunkturerwartungen für Mai an sowie Daten vom US-Häusermarkt. "Die ZEW-Indikatoren sollten deutlich nachgeben, da sich die Stimmung der Kapitalmarktakteure verschlechtert haben dürfte", schrieb Dirk Gojny von der National-Bank am Morgen.
WEITER SORGEN UM GRIECHENLAND
Zudem steht weiter die Lage des pleitebedrohten Griechenland im Mittelpunkt des Interesses. Am Markt herrsche ein moderater Optimismus, dass für Athen alles gut ausgehe, so Händler Markus Huber. Trotz der zuletzt aus der griechischen Regierung vermeldeten Fortschritte im Tauziehen um das Spar- und Konsolidierungsprogramm glauben indes viele andere Marktbeobachter noch nicht an eine baldige Einigung.
Auf Unternehmensseite stachen am Morgen an der Dax-Spitze die Continental-Papiere (XETRA:CONG) mit einem Kursplus von nahezu 3 Prozent hervor. Der Autozulieferer und Reifenhersteller hatte zuvor die Übernahme des Software-Spezialisten Elektrobit Automotive angekündigt. Zudem beflügelte der geschwächte Euro die gesamte Autobranche in Europa.
MERCK KGAA ENTTÄUSCHT
Am Dax-Ende fanden sich die Aktien der Merck (NYSE:MRK) KGaA (XETRA:MRK) nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen zum ersten Quartal wieder. Die Anteilsscheine der Darmstädter verbilligten sich um 1,61 Prozent. Händler sprachen von schlechter als erwarteten Ergebnissen des Pharma- und Chemiekonzerns. Die Verkäufe des Krebsmittels Erbitux und des Verkaufsschlagers Rebif gegen Multiple Sklerose hätten enttäuscht.
Auch TecDax-Schwergewicht United Internet (XETRA:UTDI) öffnete seine Bücher. Die Anleger honorierten den schwungvollen Jahresauftakt des Internetkonzerns mit einem Kursaufschlag von 1,68 Prozent. Den Siegerplatz im TecDax aber sicherten sich Aixtron (ETR:AIXA). Ein Auftrag katapultierte die Aktie des kriselnden Spezialmaschinenbauers um knapp 7 Prozent nach oben.