Investing.com - Ein wenig Wiedergutmachung betrieben die Preise für Kaffee am Freitag. Nach neuen Mehrjahrestiefs am Dienstag legte die Bohne in den folgenden Tagen um 1,8 Prozent zu. Auslöser für den jüngsten Erholungsschub war die wiederaufflammende Stärke des brasilianischen Reals. Aber auch die niedrige Niederschlagsmenge im wichtigsten brasilianischen Anbaugebiet Minas Gerais sorgte dafür, dass sich die Preise für Kaffee etwas von den jüngsten Verlaufstiefs loslösen konnten.
Der Preis für US-Kaffee (Coffee C) zur Lieferung im Mai 2019 schloss auf 97,80 US-Cents je Pfund und damit 0,676 Prozent im Plus.
Der Kaffeepreis für die Sorte Arabica zur Lieferung im März stieg um 0,73 Prozent und notierte zu Handelsschluss auf 110,55 US-Cents je Pfund.
Auf die Beine half der Bohne am Freitag vor allem der starke brasilianische Real, der zum US-Dollar (USD/BRL) um 0,78 Prozent auf 3,8144 aufwertete.
Ein starker brasilianischer Real belastet in der Regel das Exportwachstum. Sobald weniger Angebot auf den Markt gelangt, steigen die Preise für Kaffee an.
Nach einer Reihe von schwachen US-Konjunkturdaten gab der Greenback auf breiter Front nach. So stieg die Industrieproduktion zwar um 0,1 Prozent per Berichtsmonat Februar. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe schrumpfte jedoch um 0,4 Prozent. Gleichzeitig sank der New Empire State Manufacturing Index mit 3,70 Zähler auf den tiefsten Stand seit Mai 2017. In der Konsequenz verlor der US-Dollar-Index um 0,24 Prozent auf 96,54 und zeigt auf wöchentlicher Basis deutliche Umkehrtendenzen.
Ein weiterer preisunterstützender Faktor war die geringe Niederschlagsmenge im Bundesstaat Minas Gerais, Brasiliens Hauptanbaugebiet für Kaffee. So betrug die Niederschlagsmenge letzte Woche nur 37,2 l/m² und damit 65 Prozent des historischen Durchschnitts. Das hatte Somar Meteorologia berichtet.
In der Regel sinkt das Potenzial für die Erträge aus der Kaffeeernte bei schwachem Regen. Das schmälert die Sorge vor einem Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt und stützt die Preise.
Zu den Belastungsfaktoren zählen dagegen weiterhin die Sorgen vor einem Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt. So stiegen laut der Daten der ICE vom Donnerstag die börsennotierten Kaffeevorräte mit 2,496 Millionen Sack auf ein neues Viereinhalbjahreshoch.
Zu allem Überfluss hatte CeCafe dann auch noch am Mittwoch gemeldet, dass die brasilianischen Exporte für Rohkaffee im Februar auf das Jahr hochgerechnet um 40,5 Prozent auf 3,1 Millionen Sack gestiegen seien.
Auch die Ernteprognosen 2019/20 der niederländischen Rabobank vom letzten Montag, die einen Ernteertrag von 57,6 Millionen Sack erwartet, und die vom Analysehaus Volcafe, das mit einer Ernte von 55,4 Millionen Sack rechnet, belasten den Kaffeepreis. Brasiliens Versorgungsgesellschaft Conab erwartet dagegen einen Produktionsrückgang um 18 Prozent auf 50,5 Millionen Sack. Die nächste Prognose steht im Mai auf der Agenda.
"Am Kaffeemarkt herrscht aktuell ein Krieg an vielen Fronten", sagte John Caruso, Senior Market Strategist bei RJO Futures. Brasiliens Rekordernte 2018, die 62 Millionen Sack der Kaffeesorte Arabica- und Robusta produzierte, hat die Preise auf ein Mehrjahrestief gedrückt - deutlich unter den Produktionskosten der meisten Kaffeebauern, sagt er.
Gleichzeitig glaubt er jedoch, dass es nur einen kleinen Katalysator benötigt, um einen massiven Short Squeeze loszutreten, wo Leerverkäufer ihre Shortpositionen glattstellen müssen. Die Preise für Kaffee könnten so im laufenden Jahr auf 120 US-Cents je Pfund steigen.
Mit Spannung erwarten die Kaffeemarktbeobachter nun die neusten Exportdaten der International Coffee Organization (ICO) am 1. April 2019.
von Robert Zach