Die zunehmende Erderwärmung führt früher oder später zu sehr großen Problemen wie Ernteausfälle, große Stürme, Wüstenbildung, Trinkwasserschwund und letztlich zur Unbewohnbarkeit des Planeten. Ein Grund dafür ist die immer noch zunehmende CO2-Emission. Hat die Erderwärmung einen gewissen Punkt überschritten, wird sich das Klima (selbst bei keiner weiteren menschengemachten Emission) selbstständig weiter aufheizen, weil beispielsweise Methangas im Permafrost freigesetzt wird.
So wird derzeit für sämtliche Fahrzeuge nach neuen Treibstoffen gesucht. Strom und Wasserstoff sind bereits auf dem Vormarsch. Wahrscheinlich werden sich verschiedene Technologien durchsetzen, weil sie in den verschiedenen Anwendungsgebieten individuelle Vorteile besitzen. Eine weitere Möglichkeit, CO2-neutrale Treibstoffe zu produzieren, sind sogenannte synthetische Treibstoffe mittels Sonnenstrahlung (Solar Fuels). Erfahre, wie sie produziert werden und wo sie überall sinnvoll zum Einsatz kommen könnten.
Der Produktionsprozess Die ETH Zürich hat ein relativ neues Verfahren entwickelt, das kein Erdöl, sondern nur Sonnenlicht und Umgebungsluft als Grundlage zur Herstellung von Treibstoffen nutzt. Zunächst wird über einen Absorptions-Desorptions-Prozess CO2 und Wasser aus der Luft gewonnen.
In einem zweiten Schritt werden diese einem Solarreaktor innerhalb eines Sonnenparabolspiegels zugeführt, in dem Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius erzeugt werden. Durch den thermochemischen Prozess entsteht eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Dieses Syngas kann wiederum zu allen heute schon bekannten, aber nicht CO2-neutralen Treibstoffen wie Kerosin, Benzin oder Methanol weiterverarbeitet werden.
Die Vorteile Ein ganz wesentlicher Vorteil ist, dass vorhandene Betankungs- und Fahrzeuginfrastrukturen auch zukünftig weiterhin genutzt werden könnten. Dies spart enorme Investitionskosten. Lediglich die Produktionsanlagen müssen errichtet werden.
In der Luftfahrt ist es fast unmöglich, Flugzeuge der heutigen Größe und Masse mit Batterien zu betreiben. Mit dem CO2-neutralen und synthetisch hergestellten Kerosin könnte dieses Problem gelöst werden. Unternehmen wie Lufthansa (WKN: 823212) oder Ryanair (WKN: A1401Z) werden die Entwicklung sicherlich mit Interesse verfolgen. Der Treibstoff kann aber auch für alle anderen Fahrzeuge oder für Schiffe genutzt werden. Welche Technik sich am Ende wo durchsetzt, müssen wir abwarten.
Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch die Schonung der Umwelt, während für die Massenherstellung von Batterien sehr viele seltene Erden benötigt werden und viele Konsumenten ihr Auto selten länger als zehn Jahre fahren. Aber erst nach dieser Zeit würde die Umweltschonung voll zum Tragen kommen. Im Vergleich zu Biofuels werden keine landwirtschaftlichen Anbauflächen oder Lebensmittel zur Produktion benötigt, was ebenfalls ein großer Vorteil ist.
Von der Forschung in die Massenproduktion Bisher können die CO2-neutralen synthetischen Treibstoffe nur in kleinen Mengen hergestellt werden, weil die Produktionsstätten fehlen. Aber der Übergang in die Massenproduktion ist möglich. Über das Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich Synhelion wird bereits der Kontakt zur Großindustrie gesucht. Erst im Juni 2019 konnte Synhelion mit ENI (MI:ENI) (WKN: 897791) einen ersten großen Partner zur Weiterentwicklung und späteren Massenfertigung gewinnen.
Bis 2025 möchte Synhelion seine erste große Produktionsanlage in Betrieb nehmen, die jährlich etwa 10 Mio. Liter CO2-neutrales Methanol produzieren kann. Über das 2009 entstandene ETH-Spin-off-Unternehmen Climeworks ist bereits seit längerer Zeit die Abscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft möglich, das beispielsweise auch als Dünger eingesetzt werden kann.
Foolishes Fazit Bisher galt der Betrieb von Flugzeugen mit umweltfreundlichen Energien als fast unmöglich. Nun sind also auch hierfür Lösungen möglich, sodass zusammen mit erneuerbarer Energie und Wasserstoff praktisch alle Antriebe mindestens CO2-neutral betrieben werden können. Leider gibt es noch keine börsennotierten Gesellschaften speziell für Solar Fuels, aber wir halten die Augen offen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019