Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis bewegte sich am Donnerstag in einer engen Spanne und musste an den letzten beiden Handelstagen starke Verluste hinnehmen. Aufgrund der mittelmäßigen Nachfrage aus China und der hawkishen geldpolitischen Signale aus den USA nahmen die Befürchtungen zu, dass der Rohölverbrauch in diesem Jahr noch stärker unter Druck geraten könnte.
Die chinesische Verbraucherpreisinflation fiel im Februar deutlich schwächer aus als erwartet. Dagegen deutet ein stärker als erwartet ausgefallener Rückgang der Erzeugerpreise darauf hin, dass das verarbeitende Gewerbe weit unter seiner vollen Kapazität arbeitet.
Bereits zuvor hatten Daten gezeigt, dass Chinas Ölimporte von Januar bis Februar trotz der Aufhebung der Coronamaßnahmen zurückgegangen waren.
Die schwachen Daten in Verbindung mit einem schwächer als erwartet ausgefallenen BIP-Ziel für 2023 sorgte für wenig Optimismus, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung in China die Rohölnachfrage in diesem Jahr auf ein Rekordhoch treiben könnte.
Für zusätzliche Belastung auf den Ölmärkten sorgte ein mögliches Kräftemessen zwischen den USA und der OPEC. Eine parteiübergreifende Gruppe von US-Senatoren hat nach eigenen Angaben erneut einen Gesetzesentwurf eingebracht, der das Kartell unter Druck setzen soll, ihre Absprachen über die Ölproduktion und die Preise zu beenden. Sollte der Gesetzentwurf verabschiedet werden, könnte er den Einfluss der Organisation auf die Ölpreise erheblich verringern.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl notierte nahezu unverändert auf 82,67 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls antriebslos bei 76,68 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte waren in dieser Woche um jeweils fast 4 % eingebrochen.
Auslöser für den Preisverfall beim schwarzen Gold waren Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinssätze in den USA stärker steigen werden als vom Markt erwartet. Seine Äußerungen gaben dem US-Dollar Auftrieb und schürten die zunehmende Sorge, dass hohe Zinsen das Wirtschaftswachstum hemmen und die Nachfrage nach Rohöl in diesem Jahr dämpfen könnten.
Die US-Währung konnte ihr aktuelles 3-Monats-Hoch dagegen erfolgreich halten, was den Ölpreis für internationale Käufer teuer macht und für weitere Beeinträchtigung auf der Nachfrageseite sorgen könnte.
Aus Angst vor der drohenden erneuten Zinsanhebung durch die Fed ignorierten die Märkte weitgehend die Daten zum US-Rohöllagerbestand. Daraus ging hervor, dass die US-Ölreserven zum ersten Mal seit zehn Bestandsanstiegen hintereinander gesunken sind. Dies und die Äußerungen wichtiger Vertreter der Ölindustrie, dass die US-Produktion wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht habe, deuteten auf eine gewisse Verknappung des Angebots in naher Zukunft hin.
In Anbetracht der wachsenden Befürchtungen, dass eine weltweite Rezession die Rohölnachfrage einschränken wird, haben die Ölpreise auf Jahressicht bereits nachgegeben. Zudem setzen immer weniger Händler auf eine rasche Erholung der chinesischen Nachfrage, nachdem im bisherigen Jahresverlauf reihenweise schwache Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte gemeldet wurden.