Von Ambar Warrick
Investing.com-- Der Ölpreis baute am Dienstag seine Gewinne aus und legte den zweiten Tag in Folge zu. Die Marktteilnehmer setzen ihre Hoffnung auf eine Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft, Ölkäufe in den USA und einen möglicherweise kälteren Winter als erwartet. Das sollte die Nachfrage bis ins Jahr 2023 hinein ankurbeln, trotz der wachsenden Ängste vor einer globalen Rezession.
Der Optimismus über die Wiederöffnung Chinas war der Hauptgrund für die jüngste Erholungsbewegung am Ölmarkt. Das Riesenreich hat vor kurzem weitreichende Lockerungsmaßnahmen in Bezug auf seine strenge Null-Covid-Politik beschlossen, die in den letzten Monaten den Reiseverkehr und die Wirtschaftstätigkeit stark eingeschränkt hatte.
Mit den weniger strikten Maßnahmen stieg jedoch auch die Zahl der Infektionen, was nach Ansicht von Experten eine breitere Wiedereröffnung des Landes verzögern könnte.
Trotzdem haben mehrere chinesische Regierungsvertreter, unter anderem auch Staatspräsident Xi Jinping, zugesichert, das Wirtschaftswachstum zu fördern, um das Land aus der Krise zu führen.
Frühindikatoren aus dem Straßen- und Luftverkehr des Landes deuten auf eine deutliche Erholung der Verkehrsnachfrage bereits in den ersten Wochen nach der Wiedereröffnung hin. Das ist ein gutes Zeichen für die künftige Kraftstoffnachfrage.
Die in London gehandelte Brent-Sorte verteuerte sich um 0,15 % auf 79,99 Dollar pro Barrel, während der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate bis 08.29 Uhr um 0,17 % auf 75,50 Dollar je Barrel anstieg. Beide Kontrakte konnten sich von ihrem Anfang des Monats erreichten Einjahrestief deutlich erholen.
Ein Versprechen von Präsident Joe Biden, im nächsten Jahr mit der Befüllung der strategischen Erdölreserve der USA zu beginnen, unterstützte den Ölmarkt ebenfalls. Diese Maßnahme lässt eine erhöhte Nachfrage im Jahr 2023 erwarten. Das Auffüllen der Erdölreserve durch die USA soll schrittweise erfolgen und mit dem Kauf von 3 Millionen Barrel im Februar beginnen.
Stützend auf den Ölpreis wirken sich auch die Anzeichen eines unerwartet kalten Winters aus, der die Erwartung einer kurzfristig steigenden Nachfrage nach Rohöl, insbesondere für Heizzwecke, erhöht. Auch die Internationale Energieagentur prognostizierte kürzlich, dass die Rohölnachfrage im Jahr 2023 robust bleiben wird.
Dennoch haben sich die Aussichten für die Rohölmärkte in letzter Zeit durch die wachsende Angst vor einer Rezession im Jahr 2023 eingetrübt. So haben Analysten davor gewarnt, dass steigende Zinsen und eine hohe Inflation die Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Monaten weiter einschränken könnten, was sich zwangsläufig negativ auf die Rohölnachfrage auswirken würde.
Die Befürchtung eines solchen Szenarios hat die Ölpreise in den letzten Wochen schwer belastet, insbesondere nachdem mehrere große Zentralbanken signalisiert hatten, dass sie die Leitzinsen weiter anheben werden, selbst wenn sich die Wirtschaftsaussichten verschlechtern.
Eine Erholung des Dollar begrenzte ebenfalls den jüngsten Ölpreisanstieg, da ein stärkerer Dollar den Rohstoff für andere Länder teurer macht.