Investing.com - Für den Ölpreis ging es heute im frühen europäischen Handel leicht nach oben, nachdem aktuelle Daten darauf hindeuten, dass die US-Rohöllagerbestände in der Vorwoche abgenommen haben. Dennoch zeigen sich viele Händler in Erwartung weiterer Hinweise auf die weltweite Zinsentwicklung nervös.
Per Saldo musste das schwarze Gold in den letzten fünf Handelstagen steile Verluste hinnehmen, weil immer wieder Befürchtungen aufkamen, dass steigende Zinsen die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen und die Nachfrage nach Rohöl verringern könnten.
Anzeichen für eine kurzfristige Verknappung des Angebots und eine gewisse Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft haben die Schwäche der Ölmärkte in diesem Jahr angesichts der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen in der übrigen Welt kaum aufgefangen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl geht es aktuell 0,4 % nach oben auf 72,79 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI bei 67,94 USD pro Barrel gehandelt wird. Beide Kontrakte mussten an den letzten fünf Handelstagen Verluste von jeweils 7 % bzw. 5 USD hinnehmen.
US-Rohöllagerbestände schrumpfen - Sommernachfrage zieht an
Positive Signale für die Ölmärkte kamen von den Daten des American Petroleum Institute (API). Diese zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 23. Juni um mehr als die erwarteten 2,4 Millionen Barrel abgenommen haben. Erwartet wurde eine Abnahme von 1,47 Millionen Barrel.
Der starke Rückgang bei den Benzinvorräten deutet auf eine steigende Kraftstoffnachfrage beim weltgrößten Ölverbraucherland in der reiselastigen Sommersaison hin.
Die API-Daten kündigen in der Regel einen ähnlichen Trend bei den offiziellen Lagerdaten der Energy Information Administration an, die heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden. Ein Rückgang der Rohöllagerbestände deutet auf eine gewisse Verknappung des US-Angebots hin, vor allem wenn sich die kurzfristige Nachfrage verbessert.
Zinsängste bleiben vor den Reden von Powell und Lagarde bestehen
Doch trotz einiger Anzeichen für eine Verknappung des Angebots mussten die Ölpreise aufgrund von Befürchtungen über steigende Zinssätze in den USA und Europa starke Verluste hinnehmen.
Der Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde werden im Laufe des Tages auf einem Forum der Europäischen Zentralbank sprechen. Es wird erwartet, dass beide einen hawkishen Ausblick auf die Zinssätze geben werden.
Powell hatte bereits in der vergangenen Woche davor gewarnt, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr noch mindestens zweimal anheben könnte. Und auch Lagarde deutete am Dienstag weitere Zinserhöhungen an.
Die Aussicht auf steigende Zinsen in Verbindung mit einer sich weltweit verschlechternden Wirtschaftslage hat die Ölpreise in diesem Jahr trotz wiederholter Produktionskürzungen in Saudi-Arabien und einer Verknappung des Angebots stark belastet.
Daten von heute zeigen auch, dass die chinesischen Industriegewinne in diesem Jahr weiter zurückgingen. Das hat die Sorgen über die schwache Kraftstoffnachfrage beim größten Ölimporteur der Welt verstärkt.