Von Peter Nurse
Investing.com -- Der Ölpreis ist am Montag gestiegen und hat sich nach den starken Vorwochenverlusten erholt. Zu verdanken ist der Preisanstieg der besseren Risikostimmung, aber die Sorgen über die Nachfrageaussichten bleiben angesichts der Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums bestehen.
Bis 15.40 Uhr kostete ein Fass der US-Sorte WTI 1,7 % mehr als am Freitag und notierte bei 86,11 Dollar, während sich die Nordseesorte Brent um 1,7 % auf 93,17 Dollar verteuerte.
Der neue britische Schatzkanzler Jeremy Hunt kündigte am Montag an, dass er fast alle Steuer- und Ausgabenprogramme seines unglücklichen Vorgängers Kwasi Kwarteng rückgängig machen werde.
Damit kehrte sich der jüngste Zinsanstieg bei den Staatsanleihen um, was wiederum das Vertrauen der Marktteilnehmer in so genannte Risikoanlagen, zu denen auch Öl gehört, stärkte.
Zur guten Stimmung am Montag trug auch die Unterstützung mehrerer OPEC+-Mitglieder für die jüngste Produktionskürzung um mehr als 2 Millionen Barrel pro Tag bei, die trotz des massiven Widerstands der Vereinigten Staaten beschlossen wurde.
Mehrere Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten, einschließlich Saudi-Arabien, der Vereinigten Arabischen Emirate, des Irak und Kuwaits, sprachen sich am Wochenende für die Förderkürzung aus. Sie begründeten ihre Unterstützung mit der Notwendigkeit, die Ölpreise angesichts des Gegenwinds durch das nachlassende Wirtschaftswachstum zu stabilisieren.
Der saudische Verteidigungsminister erklärte, die Entscheidung der OPEC+, die Ölproduktion zu drosseln, sei einstimmig und aus rein wirtschaftlichen Gründen getroffen worden.
Prinz Khalid bin Salman zeigte sich zudem "erstaunt" über die Vorwürfe aus dem Westen, das Königreich stehe "an der Seite Russlands in seinem Krieg mit der Ukraine".
Die Erholungsgewinne zu Wochenbeginn, die auch auf Schnäppchenjäger zurückzuführen sein könnten, fallen jedoch gegenüber den in der Vorwoche erlittenen Verlusten von mehr als 6 % gering aus.
"Der Markt ist besorgt über die Nachfrageaussichten angesichts der sich eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Aussichten", schreiben die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Der unerwartet hohe Verbraucherpreisindex in den USA in der vergangenen Woche trübt die Aussichten weiter ein, ebenso wie die Erwartung, dass die US-Notenbank in puncto Zinserhöhungen aggressiver vorgehen muss."
Auch in China, dem größten Rohölimporteur der Welt, trüben sich die Konjunkturaussichten ein, vor allem nachdem das Land am Montag die Veröffentlichung der Wachstumszahlen für das dritte Quartal einen Tag vor der geplanten Veröffentlichung abrupt und ohne Erklärung verschoben hat.
Präsident Xi Jinping bekräftigte in seiner Eröffnungsrede auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei sein Bekenntnis zur Null-Covid-Politik, die in diesem Jahr in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wiederholt zu lokalen Shutdowns in Städten und Provinzen geführt hat.
Den Daten der CFTC war ein weiterer bescheidener Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen zu entnehmen, wenngleich sie sich nach wie vor in der Nähe des niedrigsten Stands seit sechs Jahren befinden. Das unterstreicht den Liquiditätsabfluss an einem Markt, der in diesem Jahr angesichts der Verschärfung der finanziellen Bedingungen extreme Volatilität gezeigt hat.
"Dieser Anstieg war vor allem auf neue Long-Positionen zurückzuführen", ergänzte die ING. "Diese Entwicklung spiegelt wahrscheinlich die erste Reaktion des Marktes auf das OPEC+-Treffen wider. In Anbetracht der jüngsten Marktschwäche ist die aktuelle Netto-Longposition jedoch voraussichtlich etwas kleiner".