Von Gina Lee
Investing.com - Der Ölpreis notierte am Dienstagmorgen in Europa höher und konnte damit seine Verluste vom Vortag wettmachen. Die Ölhändler kalkulieren die Wahrscheinlichkeit weiterer Sanktionen gegen russischen Energieimporte ein und verdauen eine Warnung der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC), dass ein vollständiger Ersatz der ausgefallenen russischen Lieferungen unmöglich sei.
Die Brent-Öl-Futures kletterten bis 08.17 Uhr um 2,7 % auf 101,3 USD, die WTI-Futures sogar um 2,8 % auf 96,95 USD.
Die Brent- und WTI-Kontrakte verbilligten sich am Montag um etwa 4 %. Hintergrund waren die COVID-19-Lockdowns in China, die Sorgen um die Kraftstoffnachfrage schürten. Zudem bereitet die Internationale Energieagentur (IEA) eine umfangreiche Freigabe von Ölreserven vor.
Die Organisation plant, in den nächsten sechs Monaten rund 240 Mio. Barrel freizugeben, von denen 180 Mio. Barrel ab Mai 2022 im Umfang von 1 Mio. Barrel pro Tag (bpd) aus den US-Lagerbeständen freigegeben werden sollen.
Die Europäische Union arbeitet nach Aussagen einiger Außenminister als Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar an Vorschlägen für ein konzentriertes Ölembargo gegen Russland. Es muss jedoch noch eine Einigung darüber erzielt werden, ob sich das Verbot auch auf Lieferungen von Rohöl aus Russland erstrecken soll.
„Dem Ölmarkt steht immer noch eine große Schockreaktion bevor, falls die russische Energieversorgung weiter sanktioniert wird, und dieses Risiko bleibt bestehen“, kommentierte Edward Moya, leitender Marktanalyst bei OANDA, in einer Mitteilung.
„Bei den Ölpreisen wird es ein Tauziehen geben, da die Rohölvorräte niedrig bleiben und die Energiehändler es gleichzeitig schwerer haben, sich von den ständigen Ankündigungen neuer COVID-Lockdowns in China zu lösen“, hieß es in der Veröffentlichung weiter.
Unterdessen warnte die OPEC, dass die Verluste bei den russischen Ölexporten und anderen Flüssigrohstoffen aufgrund der bestehenden Sanktionen bis zu 7 bpd betragen könnten. Sie fügte hinzu, dass es „unmöglich“ sein wird, diese Mengen zu ersetzen.
Die Märkte warten nun auf die Daten des American Petroleum Institute zur Rohölversorgung in den USA, die heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden.