Von Ambar Warrick
Investing.com-- Der Ölpreis hat sich am Dienstagmorgen kaum von der Stelle gerührt. Einerseits gibt es Anzeichen für eine Verknappung des Rohölangebots, andererseits wächst die Befürchtung, dass eine globale Konjunkturabkühlung die Ölnachfrage in diesem Jahr schmälern wird.
Die Ölmärkte starteten verhalten in die neue Handelswoche und hielten die in der Vorwoche erlittenen Verluste größtenteils bei. Dabei mehren sich laut Bloomberg-Ökonomen die Anzeichen, dass die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten 12 Monate in eine Rezession abrutschen werden.
Die düstere Prognose fällt in eine Zeit, in der die Inflation im Land weiter ansteigt und die drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed bisher wenig zur Linderung des Preisdrucks beigetragen haben.
Das in London gehandelte Brent Oil zeigte sich am Dienstag kaum verändert bei 91,93 Dollar pro Barrel, während ein Barrel der US-Sorte WTI bis 4.53 Uhr MEZ um 0,3 % auf 84,75 Dollar anstieg. Beide Kontrakte hatten sich am Montag kaum bewegt.
Sorgen über die künftige chinesische Nachfrage belasteten die Stimmung am Ölmarkt ebenfalls, nachdem Präsident Xi Jinping signalisiert hatte, dass das Reich der Mitte keine Pläne habe, seine strenge Null-COVID-Politik aufzugeben. Eine Reihe von Lockdowns und Beschränkungen im Rahmen dieser rigorosen Politik haben die chinesische Wirtschaftstätigkeit in diesem Jahr stark beeinträchtigt und die Rohölnachfrage des weltgrößten Ölimporteurs gedämpft.
Die chinesische Regierung kündigte jedoch weitere finanzpolitische Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft an, die eine Erholung der lokalen Rohstoffnachfrage auslösen könnten. Die People's Bank of China hat ihre Schlüsselzinsen am Montag unverändert gelassen, was darauf hindeutet, dass sie die Geldpolitik bis auf weiteres akkommodierend gestalten will.
Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten (OPEC+) haben kürzlich ihre Unterstützung für eine Produktionskürzung des Kartells um 2 Millionen Barrel pro Tag bekundet. Mit den Anfang des Monats angekündigten Drosselungen sollen die Ölpreise nach ihrem Absturz von ihren Jahreshöchstständen stabilisiert werden.
Die USA kritisierten die Förderkürzung und gaben zur Eindämmung des Preisanstiegs mehr Öl aus ihrer strategischen Erdölreserve (SPR) frei. Die größte Volkswirtschaft der Welt ringt mit einer weitgehend durch die Kraftstoffpreise bedingten Inflation, die sich nach wie vor auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren befindet.
Zur Eindämmung der Inflation wird die Federal Reserve die Leitzinsen aller Voraussicht nach weiterhin kräftig anheben. Damit dürfte sie den Dollar stärken und die Ölmärkte belasten. Zudem dürften die Zinsanhebungen das globale Wirtschaftswachstum abkühlen, was sich wiederum negativ auf die Rohölmärkte auswirken würde.
Andererseits könnte ein eskalierender Konflikt zwischen Russland und der Ukraine die Rohöllieferungen aus Moskau stören. Ein härterer als erwarteter europäischer Winter würde die Ölnachfrage, insbesondere für Heizzwecke, ebenfalls in die Höhe treiben.
Die allgemeine Marktstimmung verbesserte sich auch nach der Rücknahme eines umstrittenen Steuersenkungsplans durch die britische Regierung, wodurch die Befürchtungen einer Schuldenkrise im Lande abnahmen.