Investing.com - Für den Ölpreis ging es im frühen europäischen Handel am Freitag nach unten, nachdem er gestern zum Teil heftige Verluste hinnehmen musste. Die Angst vor steigenden Zinsen sowie immer schlechter werdende wirtschaftliche Bedingungen haben sämtliche Erholungsgewinne beim schwarzen Gold in dieser Woche zunichte gemacht.
Die Rohölmärkte verzeichneten gestern einen Einbruch um 4 %, nachdem die Bank of England die Zinsen stärker als erwartet angehoben hatte. Gleichzeitig bekräftigte Fed-Präsident Jerome Powell, dass seine Institution weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr plant.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verlor 1,2 % und wird aktuell bei 73,25 USD pro Barrel gehandelt, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) 1,4 % verlor und bei 68,55 USD pro Barrel notiert. Beide Kontrakte dürften die Handelswoche jeweils mit einem Minus von über 3 % abschließen.
Fed und Inflation nach BoE-Zinsanhebung im Fokus
Zu einer stärker als erwarteten Zinserhöhung durch die BoE gesellten sich aktuelle Daten, die auf einen unerwarteten Anstieg der Inflation in Großbritannien im Mai hinweisen. Dieser Trend wird wahrscheinlich zu weiteren Zinserhöhungen seitens der Zentralbank führen, da die Märkte ihre Erwartungen an den Endzinssatz der BoE in diesem Jahr erhöhen.
Auch der US-Dollar konnte nach der Rede von Fed-Präsident Powell und anderen Mitgliedern der US-Notenbank zulegen. Die Fed-Vertreter sind sich einig, dass angesichts der hohen Inflation im Land mindestens zwei weitere Zinserhöhungen geben wird.
Die Kommentare, gepaart mit der schockierenden BoE-Entscheidung, nährten Befürchtungen, dass sich die Wirtschaftsbedingungen angesichts steigender Zinssätze verschlechtern und die Ölnachfrage in diesem Jahr gedämpft bleiben wird.
Die Fed-Vertreter James Bullard, Ralph Bostic und Loretta Mester werden heute im Laufe des Tages ebenfalls Reden halten und möglicherweise weitere Hinweise auf die weitere Zinsentwicklung in den USA geben. Aktuell preisen die Märkte eine Zinserhöhung der Fed um mindestens 25 Basispunkte im Juli ein.
Die Sorgen vor einer hohen Inflation im Rest der Welt wurde auch durch stärker als erwartet ausgefallene japanische Inflationsdaten verstärkt. Die Kernrate erreichte ein 42-Jahres-Hoch.
Dies führte dazu, dass die Ölmärkte Daten, die einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände in Verbindung mit einer starken Kraftstoffnachfrage im Land zeigten, weitgehend außer Acht ließen.
US-Rohöllagerbestände nehmen ab – hohe Kraftstoffnachfrage
Gestern veröffentlichte Daten zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 16. Juni weitaus stärker als erwartet abgenommen haben, während die gesamten gelieferten Kraftstoffprodukte den höchsten Stand seit Dezember 2022 erreicht haben.
Die Daten deuten darauf hin, dass die Kraftstoffnachfrage in den USA im Einklang mit der reiselastigen Sommersaison zunimmt, was möglicherweise ein Vorbote einer Verknappung der Ölvorräte in den kommenden Wochen sein könnte.
In Verbindung mit einer geringeren Produktion in Saudi-Arabien könnte dies in diesem Jahr zu einer Verknappung der weltweiten Ölversorgung führen. Diese Vorstellung wurde jedoch größtenteils durch die Befürchtungen einer sich verschlechternden Nachfrage zunichte gemacht.