Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis setzte am Donnerstag durch steigende Corona-Fälle im wichtigsten Importland China seine Talfahrt fort. Daran konnten auch die Daten aus den USA nichts ändern, wonach die Lagerbestände weitaus stärker als erwartet zurückgegangen waren.
China meldete diese Woche täglich über 20.000 neue Fälle. Das ist der höchste Anstieg seit etwa sieben Monaten. Obwohl die Zahl nur einen Bruchteil der Bevölkerung des Landes ausmacht, war sie groß genug, um Bedenken hinsichtlich neuer Beschränkungen im Rahmen der strengen Null-Covid-Politik zu schüren.
Die diese Woche veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze zeigten, dass die Wirtschaft des Landes erneut unter dem Druck der Pandemie leidet. Infolgedessen wird die Nachfrage nach Rohstoffen im Reich der Mitte höchst wahrscheinlich weiter zurückgehen.
Erneute Rückschläge durch Corona scheinen derweil zunehmend für zivilen Unmut zu sorgen. Auch nachdem China in einigen Provinzen die Durchführung von Massentests eingestellt hatte.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl fiel im frühen asiatischen Handel um 1,1 % auf 91,82 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI um 1,3 % auf 84,44 USD pro Barrel nachgab. Beide Kontrakte rutschten den zweiten Handelstag in Folge ins Minus, nachdem sie sich am Mittwoch in einer volatilen Sitzung auf einem niedrigeren Niveau eingependelt hatten.
Für einen schwachen Wochenstart hatte zudem die OPEC gesorgt. Diese hatte ihre Nachfrageprognose für 2022 und 2023 unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Herausforderungen und steigenden Zinsen gekürzt.
Derweil scheinen sich die Sorgen vor einer weiteren Eskalation des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu verflüchtigen. Die NATO geht mittlerweile davon aus, dass der Raketeneinschlag auf polnischem Staatsgebiet, bei dem zwei unschuldige Zivilisten ums Leben kamen, wahrscheinlich von der Ukraine abgefeuert wurden.
Die Nachrichten konterkarieren unterdessen einige Wetten darauf, dass der Krieg weiter eskaliert und die globale Ölversorgung beeinträchtigt.
Einige Händler schauten derweil leicht verwundert auf die große Abnahme der US-Rohölvorräte letzte Woche, obwohl die Regierung etwa 4,1 Millionen Barrel aus ihrer strategischen Erdölreserve freigegeben hatte.
Ein größer als erwarteter Aufbau bei den Lagerbeständen von Benzin und Ölprodukten ließ einige Bedenken über den schleppenden Appetit der Verbraucher auf Öl aufkommen.
Dennoch scheint sich das Rohölangebot jetzt zu verknappen. Aktuelle Tankerdaten zeigen, dass die Rohölexporte der OPEC in diesem Monat stark zurückgegangen sind, was wahrscheinlich darauf hindeutet, dass Mitglieder der Organisation ihren Anteil an der im Oktober angekündigten Lieferkürzung von 2 Millionen Barrel pro Tag umsetzen.
Die Organisation versicherte den Händlern kürzlich auch, dass sie bereit sei, etwaige Preisschwächen auszugleichen. Bisher scheint es so, als wäre die Marke von 90 USD für Brent das angestrebte Preisniveau der OPEC.