Investing.com - Für den Ölpreis ging es am Mittwoch im europäischen Handel leicht bergab. Die Anzeichen für einen unerwartet starken Rückgang der US-Rohöllagerbestände wurden durch die Sorgen vor einer Verschlechterung der chinesischen Wirtschaftslage und steigende Zinssätze mehr als ausgeglichen.
Schwache Wirtschaftsindikatoren aus dem Hauptimporteurland China sorgten für eine abwartende Haltung der Ölhändler, während die Anzeichen für eine möglicherweise wieder anziehende Inflation in den USA den Dollar beflügelten.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl wird aktuell kaum verändert bei 84,89 USD pro Barrel gehandelt, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI mit 0,1 % im Minus bei 80,94 USD pro Barrel notiert.
US-Rohöllagerbestände nehmen laut API deutlich ab
Die Daten des American Petroleum Institute zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 11. August um 6,2 Millionen Barrel weitaus stärker als erwartet abgenommen haben.
Analysten hatten mit einem moderaten Rückgang um 2,05 Millionen Barrel gerechnet, nachdem die Lagerbestände in der Vorwoche unerwartet gestiegen waren. Die im Laufe des heutigen Handelstages anstehenden offiziellen Regierungsdaten werden voraussichtlich einen Lagerabbau um 2,3 Millionen Barrel ausweisen.
Noch Ende Juli hatten die Rohöllagerbestände ein Rekordhoch erreicht. Damals trug eine robuste Sommernachfrage dazu bei, dass das weltweite Ölangebot knapper wurde.
Steigende Kraftstoffpreise sowie solide Einzelhandelsdaten halten die Inflation in den USA vorerst auf einem hartnäckigen Niveau. Diese Entwicklungen könnten die US-Notenbank (Fed) in den kommenden Monaten zu einer hawkisheren Haltung veranlassen.
Diese Erwartungen gaben dem US-Dollar Aufwind, was wiederum Druck auf die Ölmärkte ausübte. Gleichzeitig fürchten Investoren, dass steigende Zinssätze die Nachfrage nach Öl im Verlauf des Jahres beeinträchtigen könnten.
Die Aussichten für den Ölmarkt im Jahr 2023 bleiben von einem knapperen Ölangebot geprägt, insbesondere nach den bedeutenden Förderkürzungen seitens Saudi-Arabien und Russland. Doch die Märkte hegen zunehmend Zweifel an der Aussicht auf eine robuste Ölnachfrage, da die Zinsrisiken ansteigen und sich die wirtschaftlichen Bedingungen in China, dem weltweit größten Importeur von Rohöl, verschlechtern.
Chinas Wirtschaft bereitet Sorgen
Aktuelle Daten zeigen, dass Chinas Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion im Juli weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Der größte Ölimporteur weltweit rutschte im Juli in eine Phase der Desinflation ab, was die chinesische Regierung dazu bewegte, ihre Wirtschaft weiter zu stützen.
Trotz einer überraschenden Zinssenkung gestern in China erhielten die Märkte nur begrenzte Unterstützung. Die anhaltenden Sorgen vor einem erneuten Zusammenbruch des Immobilienmarktes trüben die Stimmung zusätzlich. Besondere Aufmerksamkeit liegt derzeit auf Country Garden Holdings (HK: HK:2007), dem größten Immobilienentwickler Chinas. Es wird befürchtet, dass der Konzern seinen Schuldverpflichtungen nicht nachkommen und einen möglichen Zahlungsausfall nicht abwenden kann.