Von Gina Lee
Investing.com – Der Ölpreis hat am Freitagmorgen an den europäischen Märkten zugelegt, wenngleich die hohe Inflation in den USA weiterhin Ängste vor aggressiven Zinserhöhungen schürt. Im Fokus der Anleger steht derzeit das Ergebnis der Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl stieg bis 10.15 Uhr MEZ 0,38 % auf 91,75 USD. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es 0,47 % nach oben auf 90,30 USD. Sowohl die Brent- als auch die WTI-Futures stehen vor dem ersten Wochenverlust seit sieben Wochen.
„Die gestern veröffentlichten Inflationsdaten üben wahrscheinlich mehr Druck auf die US-Notenbank aus, mit Zinserhöhungen aggressiver vorzugehen. Diese Erwartung belastet den Ölpreis und den breiteren Rohstoffkomplex etwas“, sagte Warren Patterson von der ING (AS:INGA) gegenüber Reuters.
Am Donnerstag veröffentlichte US-Daten zeigten, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) im Jahresvergleich um 7,5 % und im Monatsvergleich um 0,6 % gestiegen ist. Der Kern-Verbraucherpreisindex stieg im Monatsvergleich um 0,6 % und im Jahresvergleich um 6 %.
Die Daten veranlassten den Leiter der Fed in St. Louis, James Bullard, zur Aussage, dass die Fed die Zinsen in den nächsten drei Sitzungen um 100 Basispunkte anheben sollte.
Die Gespräche zwischen den USA und dem Iran zur Wiederbelebung des Atomabkommens von 2015 wurden Anfang der Woche wiederaufgenommen. Sollte es zu einer Einigung kommen, könnte dies bedeuten, dass die USA die Sanktionen gegen iranisches Öl aufheben und sich die derzeitige angespannte Marktlage entschärft.
„Die iranischen Atomgespräche scheinen Fortschritte zu machen, was ein weiterer Faktor ist, der die Preise im Zaun hält“, sagte Patterson.
Die Gespräche seien „an einem wichtigen Punkt angelangt“, und eine „Einigung, die die Kernanliegen aller Seiten anspricht, ist in Sicht“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki.
„Die Rallye der Rohölpreise hat endlich an Dynamik verloren, da der Optimismus wächst, dass die Gespräche über das Atomabkommen mit dem Iran in die richtige Richtung gehen, und der Dollar steigt, während die Geldmärkte beginnen, eine große Zinsanhebung durch die Fed einzupreisen“, sagte Edward Moya, Senior Market Analyst bei OANDA gegenüber Reuters.
„Der Ölmarkt ist immer noch sehr angespannt, aber die derzeitige Rohölpreisrallye verlangsamt sich. Wenn der Dollar weiter anzieht, könnten die Ölpreise sinken.“
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) gab an, dass die weltweite Kraftstoffnachfrage im Jahr 2022 noch stärker steigen könnte. Das Ölkartell prognostizierte für das Jahr eine Förderleistung von 4,15 Millionen Barrel pro Tag, da sich die weltweite wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie fortsetzt.