Von David Ho
Investing.com – Die Ölpreise stiegen am Freitagmorgen in Asien an und setzten ihren Aufwärtstrend nach einer kleinen Korrektur aufgrund der Befürchtungen vor weiteren Lockdowns in China fort. Die Lockdowns hatten sich zuletzt negativ auf die Wachstums- und Nachfrageaussichten ausgewirkt.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl stieg bis 3:20 Uhr MEZ um 1,38 % auf 108,93 USD und das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI notierte 1,23 % fester auf 107,44 USD. Beide Benchmark-Kontrakte werden die Handelswoche jedoch mit Verlusten beenden. Brent wird voraussichtlich um mehr als 3 % und WTI um mehr als 2 % fallen.
Der Markt muss derzeit zwischen einem Importverbot von russischem Öl in die EU und den Bedenken hinsichtlich der Nachfrage aufgrund des schwächeren globalen Wachstums, der Inflation und Chinas Corona-Lockdowns abwägen.
„Die Faktoren zur Sorge um die Nachfrage sind ziemlich gewachsen“, sagte Vivek Dhar, Rohstoffanalyst der Commonwealth Bank.
Inflation und aggressive Zinserhöhungen haben den US-Dollar auf 20-Jahres-Hochs katapultiert, was für begrenzte Zugewinne beim Ölpreis gesorgt hat. Ein starker Dollar verteuert Öl für Käufer in anderen Währungen.
Die Analysten befassen sich jedoch weiterhin mit dem drohenden Importverbot seitens der EU für russisches Öl. Diese Woche hatte Moskau seinerseits Sanktionen gegen europäische Tochtergesellschaften des staatlichen Energiekonzerns Gazprom (MCX:GAZP) verhängt. Die Ukraine hat den Gastransit gestoppt.
„Öl findet Unterstützung dank der Versorgungsbedenken, da Russland einen weiteren Schritt in die Offensive macht und Energie als Waffe einsetzt“, sagte Stephen Innes, Managing Partner von SPI Asset Management.
Ein Bericht der Internationalen Energieagentur vom Donnerstag hob die gegenläufigen Faktoren auf dem Markt hervor. Darin heißt es, dass die steigende Ölförderung im Nahen Osten und in den USA sowie eine Verlangsamung des Nachfragewachstums „voraussichtlich ein akutes Angebotsdefizit inmitten einer sich verschlimmernden russischen Versorgungsunterbrechung abwehren werden“.
Die Agentur meldete, dass die russische Ölförderung ab Juli um fast 3 Millionen Barrel pro Tag zurückgeht. Eine Ausweitung der Sanktionen wegen des Einmarsches in der Ukraine oder die Verhinderung weiterer Käufe könnte die Situation beeinflussen.